Der Energiekonzern und e-Mobilitäts-Service-Provider EnBW hat angesichts des schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität in Deutschland seine Ambitionen beim Ausbau des Ladenetzes deutlich heruntergeschraubt. Das machte das Management im Rahmen der Bilanzpressekonferenz öffentlich.
Vorstandsvorsitzender Georg Stamatelopoulos verwies darauf, dass die Entwicklung der E-Mobilität auf Deutschlands Straßen zuletzt an Dynamik verloren habe. „Wir verfolgen diese Entwicklung sehr eng und passen unsere Zielsetzung an“, sagte er. Konkret plant das Unternehmen, bis 2030 „etwas mehr als 20.000 Ladepunkte“ zu installieren. Zuvor hatte der süddeutsche Versorger eine Zahl von 30.000 neuen Ladepunkten anvisiert.
Ladesäulen zu 85 Prozent ungenutzt
Laut Stamatelopoulos kommen Ladesäulen in Deutschland aktuell im Durchschnitt auf eine Auslastung von 15 Prozent. „Das heißt, wir installieren derzeit Infrastruktur, die zu 85 Prozent der Zeit unbenutzt bleibt und auf ein Auto wartet“, gab der EnBW-Chef zu bedenken. Das deckt sich mit den Zahlen, die Spezialisten von Cirrantic und TheonData für den Charging Radar von EDISON erheben. Demnach finden an den öffentlichen Ladepunkten in Deutschland im Schnitt nur 29 Ladevorgänge im Monat statt. Viele Ladesäulen werden demnach nur selten oder gar nicht genutzt, wegen schlechter Lage oder zu hoher Strompreise, die dort aufgerufen werden.
Am langfristigen Trend zur E-Mobilität erwartet die EnBW indes „keine gravierende Veränderung“, wie EnBW-Chef Stamatelopoulos versicherte. Insofern seien die eigenen Ausbaupläne zeitlich nur nach hinten geschoben. „Wir sichern uns weiterhin die Standorte und dann bauen wir eine gewisse Anzahl von Ladesäulen.“ Je nach Marktentwicklung werde die Zahl der Ladepunkte pro Standort dann erhöht – oder eben auch nicht.
Die EnBW ist mit mobility+ aktuell Marktführer im Bereich der Schnellladeinfrastruktur. Bis Ende 2024 hat das Unternehmen nach eigenen Aussagen mehr als 1.000 Schnellladestandorte mit insgesamt mehr als 3.000 Schnellladepunkten neu in Betrieb genommen. Damit erhöhte sich die Zahl der von mobility+ betriebenen öffentlichen Ladepunkte in Deutschland nach den Zahlen der Bundesnetzagentur bis Anfang Februar auf rund 9.100. E.On als Zweiter im Ranking kommt aktuell nur auf rund 4400 Ladepunkte, Tesla auf 3194 – vor EWE.Go und Mercedes mit jeweils rund 2600 Ladepunkten.
Doch es gibt aus EnBW-Sicht auch positive Entwicklungen im Geschäftsbereich Ladeinfrastruktur. Im vergangenen Geschäftsjahr habe der Betrieb von Ladesäulen erstmals schwarze Zahlen geschrieben – zumindest wenn man die Neuinvestitionen ausklammert. Aktuell plant die EnBW mit Investitionskosten von etwa 200 Mio. Euro jährlich für den Ausbau des Ladenetzes.
(Mit Ergänzungen von Franz Rother)