Der Flugwindkraftanlagen-Hersteller Enerkite plant einen Langzeittest über insgesamt 2.000 Stunden. Dazu will er erstmals eine Anlage mit einer Leistung von 100 kW erproben. Das entspricht der geplanten späteren Produktgröße. Bislang hatte das Unternehmen nur Anlagen mit einer geringeren Leistung getestet.
Die portablen Flugdrachen erzeugen Strom, indem sie beim Steigen in der Luft Achten ziehen. Ist die Maximalhöhe erreicht, werden sie wieder nach unten gezogen. Enerkite sei gerade dabei, die Anlage zu bauen, erläuterte Geschäftsführer Florian Breipohl auf Anfrage. Der Flugdrachen werde spätestens im ersten Quartal 2025 fertiggestellt. Der Probebetrieb – der über drei Jahre laufen soll – werde voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 im brandenburgischen Ketzin an der Havel beginnen.
Enerkite werde die Anlage zunächst in geringen Höhen erproben, sie dann immer höher und auch länger fliegen lassen, erläuterte Breipohl. „Man tastet sich da so ran“, sagte er. Schwierigkeiten bei der Hardware erwarte er nicht. Die Erfahrung zeige, dass diese eher bei der Software – also beim Autopiloten – zu erwarten seien.
Zwei Anwendungsfälle
Mit dem Test will das Unternehmen zum einen nachweisen, dass ein automatisierter Langzeitbetrieb möglich ist. Die dabei gewonnenen Daten sollen auch als Grundlagen für eine einheitliche Genehmigungspraxis dienen. Gleichzeitig soll das Produkt so serientauglich gemacht werden.
Die Anlage selbst hat das Unternehmen schon verkauft – an den Hersteller von Präzisionsbauteilen Seipp und Kehl aus dem hessischen Gemünden. Dieser erhält den Prototyp nach dem Testlauf. Zum anderen erprobt Enerkite den Flugdrachen erstmals im Verbund mit anderen erneuerbaren Energien. Das sind mehrere Biogasanlagen mit BHKWs und Biomethanaufbereitung, eine PV Freiflächenanlage und ein Kleinwindrad.
Dabei stehen zwei Anwendungsfälle im Mittelpunkt, erläuterte Nicole Allgaier, Enerkite COO und Projektleiterin: „Exemplarisch werden wir den Bedarfsfall Eigenstromversorgung darstellen, in dem der Stromverbrauch einer der Biogasanlagen gedeckt wird.“ Weiterhin teste das Unternehmen erstmals die Anwendung innerhalb eines lokalen Netzverbundes. Die Anwendung in solchen sogenannten Minigrids oder Inselnetzen sei perspektivisch der „wichtigste Markt mit dem Produkt dieser Leistungsklasse“.
Die Enerkite-Anlagen zeichneten sich durch konstante Stromproduktion aus, hätten eine Batterie und einen Controller. Somit könnten sie auch Netzdienstleistungen zur Verfügung stellen.
Hohe Fördersummen
Für das anstehende Projekt hat Enerkite sechs Partner gewonnen: Edis Natur, das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt, die TU Berlin, das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (Ikem), die Bachmann Electronic GmbH sowie die Invent GmbH. Das Projektbudget beläuft sich auf 2,9 Millionen Euro, davon steuert das Bundeswirtschaftsministerium 1,9 Millionen Euro bei. Rund 750.000 Euro kommen von Enerkite selbst, weitere rund 250.000 von Edis Natur.
Markteintritt verzögert sich
Bereits 2012 hatte Enerkite mit dem mehrjährigen Test einer 30-kW Anlage gestartet. 2016 plante das Unternehmen noch, schon 2017 die 100-kW-Anlage auf den Markt zu bringen, später dann eine 500-kW-Anlage. „Wir haben den Start- und Landeprozess unterschätzt“, erklärte Breipohl die Verzögerung. Allein für diesen Punkt habe das Unternehmen fünf Jahre gebraucht. Die Vision einer 500-kW-Anlage hat das Unternehmen aber noch nicht aufgegeben. Es ist mit seiner Zeitplanung aber deutlich vorsichtiger geworden. Breipohl sagte, vermutlich werde die größere Anlage erst in der kommenden Dekade gebaut.