Die weltweite Kapazität erneuerbarer Energien wird sich bis 2030 auf rund 4.600 GW verdoppeln. Das prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jährlichen Bericht „Renewables“(pdf). 80 Prozent des Zuwachses der Erneuerbaren entfallen demnach auf Solarenergie. „Das Wachstum der weltweiten Kapazitäten für erneuerbare Energien wird in den kommenden Jahren vor allem durch Solarenergie bestimmt werden – aber auch Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie werden dazu beitragen“, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.
Das Versprechen der Klimakonferenz Cop 28, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen, wird laut Bericht allerdings nicht eingelöst. Stattdessen werde die Kapazität im Jahr 2030 nur etwa 2,6-mal größer sein als im Jahr 2022. Das Ziel könne allerdings noch erreicht werden, wenn die Länder ihre Politik änderten.
Der Bericht beschreibt auch ein beschleunigtes Szenario. Darin erreicht die weltweite Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 das 2,8-Fache des Niveaus von 2022. Dafür müssten allerdings politische Unsicherheiten minimiert werden, Genehmigungsfristen verkürzt, Investitionen in die Netzinfrastruktur erhöht, die Flexibilität zur Erleichterung der Integration variabler erneuerbarer Energien ausgebaut und die Risiken der Finanzierung verringert werden.
Prognose für 2030 nach unten korrigiert
Im Vergleich zu ihrer Prognose aus 2024 geht die IEA von einem fünf Prozent schwächeren Wachstum bis 2030 aus. Dies sei hauptsächlich auf politische Veränderungen in den Vereinigten Staaten und in China zurückzuführen, heißt es von der IEA. In den USA hätten die vorzeitige Abschaffung von Steuervergünstigungen und andere regulatorische Änderungen wie die Einschränkungen beim Offshore-Wind die Wachstumsprognose für Erneuerbare gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte gesenkt. In China spiele vor allem die Umstellung von festen Tarifen auf Auktionen eine Rolle. Dies mache viele Projekte weniger wirtschaftlich. Allerdings gleiche die Dynamik in unter anderem Indien und Europa diese Entwicklungen teilweise aus.

Nach der Prognose der Internationalen Energieagentur wird durch den massiven Ausbau der Photovoltaik weltweit der Anteil des Solarstroms an den erneuerbaren Energien deutlich steigen. Wellenkraftwerke und Solarthermie (CSP) bleiben Exoten.
In der EU spielten dabei langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) eine wichtige Rolle. Die Prognose für den Nahen Osten und Nordafrika wurde um 25 Prozent nach oben korrigiert. Ein wichtiger Faktor ist darin das starke Wachstum der Solarenergie in Saudi-Arabien. Auch in Südostasien beschleunige sich der Ausbau von PV- und Windkraftanlagen.
Trotz der abgeschwächten Prognose geht die Agentur noch immer davon aus, dass etwa 60 Prozent des Zuwachses bei Erneuerbaren auf China entfallen. Indien wird laut IEA im Jahr 2030 nach China den größten Zuwachs an Erneuerbaren aufweisen. In Europa werde die Erneuerbarenkapazität bis 2030 um 67 Prozent auf 1.612 GW wachsen. Fast drei Viertel dieses Anstiegs entfallen laut dem Bericht auf acht Länder: Deutschland, das Vereinigte Königreich, Spanien, die Türkei, Italien, Frankreich, Polen und die Niederlande.
Für 2025 neuer Rekord erwartet
Für das Jahr 2025 geht die IEA von einem Zuwachs der Erneuerba ren von über 750 GW im Hauptszenario und 840 GW im beschleunigten Szenario aus. Damit werde 2025 voraussichtlich ein weiteres Rekordjahr beim Erneuerbarenzuwachs werden, heißt es in dem Bericht. Im Jahr 2024 stieg die weltweit neu installierte Leistung aus erneuerbaren Energien um 22 Prozent auf fast 685 GW. Im Jahr 2030 wird die Windenergie laut IEA an zweiter Stelle bei den Erneuerbaren stehen.

Neben dem Ausbau des Angebots treibt der technische Fortschritt das Wachstum der Kapazitäten bei den Erneuerbaren. Grafiken: IEA
Die Autoren des Berichts benennen Probleme in der Lieferkette, steigende Kosten und Verzögerungen bei der Genehmigungserteilung als Hemmnisse. Dennoch erwartet die IEA, dass sich die weltweite Kapazität bis 2030 auf über 2.000 GW fast verdoppeln wird. Bei der Offshore-Windenergie wurde das prognostizierte Wachstum für die nächsten fünf Jahre allerdings um mehr als 25 Prozent nach unten korrigiert. Die geringeren Erwartungen seien auf den politischen Kurswechsel in den Vereinigten Staaten sowie auf Projektstornierungen und -verzögerungen in Europa, Japan und Indien aufgrund höherer Kosten und Herausforderungen in der Lieferkette zurückzuführen. Bei Wind an Land geht die IEA allerdings von einem starken weltweiten Zubau aus. Im Jahr 2030 wird die Onshore-Windkapazität demnach 732 GW erreichen.
Geothermie auf Höchststand und Batterien in der Warteschlange
Die jährliche Zunahme der Geothermiekapazität wird im Jahr 2030 laut dem Bericht voraussichtlich einen historischen Höchststand erreichen und sich gegenüber 2024 verdreifachen. Das Wachstum in den Vereinigten Staaten, Indonesien, Japan, der Türkei, Kenia und den Philippinen treibe diese Entwicklung voran. Fehlende Netzanschlüsse seien in vielen Ländern ein Problem.
Die IEA schätzt etwa, dass derzeit weltweit über 600 GW an eigenständigen Batteriespeichersystemen auf ihren Anschluss warten, während weitere 125 GW an Hybridsystemen – Energieerzeugungstechnologien in Kombination mit einem Batterie-Energiespeichersystem – in der Warteschlange stünden.
(Quelle: energate)
