Hohe Ladestrompreise sind ein Grund, warum die Antriebswende – der Wechsel vom Verbrenner zum Elektroauto – in Deutschland derzeit lahmt. Und die Betreiber des öffentlichen Ladenetzes tun derzeit wenig, um das Argument zu entkräften. Im Gegenteil: Der Energieversorger Maingau, der sich dank günstiger Tarife in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben zu „einem der führenden Autostrom-Anbieter in Deutschland und Europa“ entwickelt hat, wird zum 10. Juli die Preise für den Ladestrom ein weiteres Mal anheben. Das Unternehmen reagiert damit nach eigenen Angaben „auf aktuelle Marktbedingungen“ – ohne dass diese im Detail dargelegt werden. Auch nicht auf Anfrage von EDISON. 

Statt wie bisher 54 Cent wird die Kilowattstunde Wechselstrom (AC) in Deutschland künftig 59 Cent kosten – also über neun Prozent mehr – wenn der öffentliche Ladepunkt mit der App oder der Ladekarte „EinfachStromLaden“ von Maingau aktiviert wird. Im Ausland kommen noch zehn Cent obendrauf.

Trau, schau, wem
Wer sein Elektroauto unterwegs an einem öffentlichen High Power Charger lädt, zahlt ab 10. Juli  69 Cent für die Kilowattstunde Gleichstrom, wenn er den Ladepunkt mit der Ladekarte von Maingau aktiviert. Foto: Maingau
Trau, schau, wem
Wer sein Elektroauto unterwegs an einem öffentlichen High Power Charger lädt, zahlt ab 10. Juli 69 Cent für die Kilowattstunde Gleichstrom, wenn er den Ladepunkt mit der Ladekarte von Maingau aktiviert. Foto: Maingau

Und der Preis für die Kilowattstunde Gleichstrom (DC) steigt am Schnelllader ebenfalls – von 64 auf 69 Cent im Inland und 79 Cent im Ausland. Noch teurer wird es, wenn die Ladeapp oder -karte an den Schnellladestationen von EnBW, Allego, Aral Pulse, E.On EWE Go und Mer genutzt werden: Dort kostet die Kilowattstunde immer 79 Cent. Bei Ionity ist ein Laden offenbar nicht mehr per Maingau-App oder -Karte möglich – der Betreiber fällt zum 10. Juli aus der Maingau-Tarifliste raus.

„Standzeitgebühr“ schon nach drei Stunden

Zusätzlich wird an die sogenannte „Standzeitgebühr“ von 30 Cent pro Minute, die bislang an AC-Säulen erst nach vier Stunden erhoben wurde, künftig schon nach drei Stunden fällig: Wer sein Elektroauto über Nacht an einem AC-„Schnarchlader“ am Straßenrand mit Elektronen zu befüllen gedenkt, tut künftig also gut daran, den Wecker zu stellen. Sonst könnte auf die Verbrauchsrechnung noch ein Betrag von bis zu zwölf Euro obendrauf kommen. Auch an den Schnellladern wird der sogenannte „Standzeitzuschlag“ erhoben – hier bereits nach einer Stunde. Die Kaffeepause an der Raststätte sollte also nicht zu lange dauern.

Mit der Maßnahme will Maingau eine „fairere Nutzung der Ladeinfrastruktur fördern und die Verfügbarkeit für alle Nutzenden erhöhen“. Im Klartext: Fahrer von Elektroautos sollen die Ladeplätze möglichst schnell wieder räumen, um die Auslastung des Ladeplatzes zu verbessern und damit den Umsatz für den Betreiber zu steigern.

„Vorteilspreise“ nur für Hauskunden

Günstiger fährt (wie bisher schon), wer über Maingau nicht nur sein Elektroauto lädt, sondern obendrein auch sein Haus mit Strom oder Gas versorgt. Dann gelten ab 10. Juli günstige „Vorteilspreise“. Von 49 Cent für die Kilowattstunde Wechselstrom und von 59 Cent für die Kilowattstunde Gleichstrom. Zur Einordnung: An der Strombörse wird eine Kilowattstunde derzeit für etwa acht Cent gehandelt – vor Steuern und Abgaben.

Wobei Strompreise von 59 und 69 Cent, die Maingau künftig hierzulande aufruft, noch nicht einmal Spitzenwerte darstellen. Nach den Daten, die Cirrantic und TheonData vierteljährlich für den „Charging Radar“ ermitteln, lag der Durchschnittspreis an öffentlichen Ladesäulen zum Jahreswechsel bei 66 Cent für Wechselstrom und 73 Cent für Gleichstrom – bei Höchstpreisen von einem Euro bzw. 1,11 Euro. Das kann man wohl von Wucher reden.




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