Die Pfeile bei der Elektromobilität zeigen nach oben. Endlich. Recht viel schlechter hätte es für die Stromer auch nicht mehr laufen können. Der VDA prognostiziert, dass im Jahr 2025 in Deutschland rund 666.000 reinrassige Elektroautos neu zugelassen. Das entspricht einem Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beachtlich, aber noch weit entfernt von den angestrebten Millionenzahlen. Ein Grund, warum so mancher Autofahrer zögert, auf einen Stromer umzusteigen, sind die hohen Ladekosten. Um diese zu senken, wird immer wieder das bidirektionale beziehungsweise intelligente Laden ins Spiel gebracht.
Das Konzept klingt clever. Die Elektroautos fungieren als gigantischer Energiespeicher beziehungsweise als Kraftwerk. Sie laden Strom, wenn er gerade in großen Mengen zur Verfügung steht und günstig ist – und sie geben ihn wieder ab, sobald die Nachfrage hoch, aber das Angebot knapp ist. So kann man mit seinem E-Vehikel sogar Geld verdienen. Ehe dieser Traum vom Vehicle-to-Grid Realität wird, sind allerdings noch einige Hürden zu überwinden. Eine entscheidende sind Ladesäulen, die bidirektional agieren können.

Modularität und die damit verbundene Skalierbarkeit stehen auch beim portugiesischen Ladesäulen-Hersteller Efacec im Mittelpunkt. Auf der Power2Drive präsentierte das Unternehmen einen neuen Hochleistungslader, der speziell für Anwendungen mit hohem Energiebedarf wie in Logistikzentren oder an Autobahnraststätten konzipiert ist. Strom fließt hier mit bis zu 400 kW. Foto: Efacec
Kostal und sein Tochterunternehmen Compleo Charging Solutions haben das Ganze im Blick und präsentieren auf der Fachmesse Power2Drive in München ein komplettes, auf Wechselstrom ( AC) basierendes System für das bidirektionale. Um eine funktionierende Lösung aus einem Guss anbieten zu können, sind der CPO (Charge Point Operator/ Ladepunktbetreiber) und das E-Mobility-Unternehmen ChargeOne sowie der Software-Anbieter Vaylens mit im Boot. Allerdings bleibt es zunächst bei der Absicht. Die beiden entscheidenden Elemente – der Onboardlader und die passende Wallbox – werden erst in zwei Jahren auf den Markt kommen. Außerdem muss auch der Preis stimmen.
Stabile Leistung unter allen Bedingungen
Die Ladeleistung beim klassischen unidirektionalen Stromtanken ist nach wie vor ein großes Thema, denn chinesische Player wie der Autobauer BYD oder der Batteriehersteller CATL kündigen bereits das Megawattladen an. Mit Kehua Tech hat sich ein Unternehmen aus dem Reich der Mitte, das sich auf das Hochleistungsladen spezialisiert hat, einen „Smarter E“-Award gesichert. Das 40-Kilowatt-Lademodul für Schnellladestationen erreicht durch den Einsatz von Siliziumkarbid (SiC)-Technologie einen Spitzenwirkungsgrad von 97 Prozent und einen Standby-Stromverbrauch von nur 7,5 Watt.

Das 40-Kilowatt-Lademodul für Schnellladestationen des chinesischen Herstellers Kehua Tech erreicht durch den Einsatz von Siliziumkarbid (SiC)-Technologie einen Spitzenwirkungsgrad von 97 Prozent und einen Standby-Stromverbrauch von nur 7,5 Watt.
Foto: Kehua Tech
Fast noch wichtiger ist die stabile und zugleich variable Leistung: Der Ausgangsspannungsbereich reicht von 150 bis 1.000 Volt Gleichstrom (DC) und die Betriebstemperatur von Minus 40 bis Plus 75 Grad Celsius. Das Modul ist weltweit zertifiziert und reduziert durch einen intelligenten Lüfteralgorithmus die Geräuschentwicklung, was vor allem in städtischen Gebieten wichtig ist.
Chinesen lassen die Muskeln spielen
Doch damit ist der Tigersprung aus dem Reich der Mitte noch lange nicht abgeschlossen. Auf der „Power2Drive“ waren noch weitere chinesische Unternehmen vertreten. Neben solchen, die auf einer handbeschrifteten Pappschachtel für 69 Euro Ladekabel vom Typ 2 mit bis zu 7 kW Leistung anpreisen, gibt es auch deutlich seriösere. Sinexcel etwa setzt auf das Megawatt-Laden und die Skalierbarkeit der Ladeparks. Letzteres zieht sich wie ein roter Faden durch die Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität des Jahres 2025.

Die mobile Ladesäule Flexpole Plus von Elli benötigt keinen Anschluss an das Stromnetz und kann dank Pufferspeicher Strom mit bis zu 150 kW Leistung abgeben. Sie ermöglicht damit den Ausbau von Ladeinfrastruktur an Orten, die bisher als ungeeignet galten. Foto: Elli
Hierzulande ticken die Uhren anders, aber auch die heimischen Hersteller ziehen das Tempo an. Die Volkswagen-Tochter Elli hat die Evolutionsstufe der Ladesäule Elli Flexpole mit dem Zusatz Plus im Gepäck. Das bedeutet, dass das DC-Schnellladen dank der integrierten Batterie-Pufferung ohne Netzaufrüstung nach wie vor bis 150 kW möglich ist. Die Fortschritte sind nicht auf den ersten Blick sichtbar.
Amperfied präsentiert erste DC-Ladesäule
Durch die weiterentwickelte ModBus-Schnittstelle kann die Elli Flexpole-Station besser mit vorhandenen AC-Ladepunkten oder Energiemanagementsystemen vor Ort kommunizieren und so Lastspitzen glätten. Das ist vor allem bei Standorten mit begrenzter Anschlussleistung relevant. Das Thermomanagement ist ebenfalls optimiert: Neue Kühlkreisläufe und ein intelligentes Wärmesteuerungssystem sollen den Stromverbrauch senken.

Amperfield hatte sich bislang auf mit Wechselstrom betriebene Wallboxen fokussiert. Mit dem Dynamic-DC-Produkt startet das Unternehmen nun auch im Schnelllade-Segment. Konzipiert sind die schlanken Säulen für Einsätze an Logistik-Hubs und Speditionen.
Amperfied, ein Tochterunternehmen des Druckmaschinenherstelles Heidelberg Druck, konzentriert sich ebenfalls auf das Schnellladen und stellt in München eine modulare DC-Schnellladelösung unter dem Namen Amperfied Dynamic DC vor, bei der Verfügbarkeit und Effizienz im Vordergrund stehen. Wie der Name suggeriert, richtet sich diese vergleichsweise schlanke Ladesäule und das zugrunde liegende skalierbare Konzept vor allem an Betreiber von Ladeparks, Logistikdepots oder Speditionsflotten. Schnell müssen diese Ladepunkte sein und vor allem zuverlässig. Die intelligente Steuerung soll garantieren, dass die Energie so an die angeschlossenen Fahrzeuge verteilt wird, dass die Auslastung des Gesamtsystems jederzeit optimal ist. Damit gehören auch ungenutzte Kapazitäten in der zentralen Leistungseinheit der Vergangenheit an.
Efacec setzt auf Hochleistungslader
Modularität und die damit verbundene Skalierbarkeit stehen auch beim portugiesischen Ladesäulen-Hersteller Efacec im Mittelpunkt. Wie der Name schon sagt, bietet die HPC 240 eine maximale Ladeleistung von 240 kW, bei der HPC 400 sind es 400 kW. Auch bei dieser Schnellladesäule geht es neben der puren Leistung um eine höhere Effizienz sowie Skalierbarkeit. Da passt es ins Bild, dass der QC 120 DC-Lader eine variable Ausgangsleistung von 60 kW bis 120 kW bietet und mit der neuen Active-Boost-Funktion, die eine Stromabgabe von bis zu 400 Ampere ermöglicht.