Das Förderprogramm 440 war eines der erfolgreichsten in der jüngeren Geschichte der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Besitzer von Wohngebäuden, auch Gemeinschaften von Wohnungseigentümern in Deutschland, konnten darüber einen Zuschuss von bis zu 900 Euro für Anschaffung und Montage einer privaten Ladestation beantragen. Gefordert war lediglich eine Begrenzung der Ladeleistung auf 11 Kilowatt und eine Vorkehrung in der Wallbox zur „netzdienlichen“ Steuerung des Stromflusses – also die Möglichkeit, die Stromzufuhr bei einer drohenden Überlastung des Stromnetzes ferngesteuert dosseln zu können.

Entsprechend hoch war die Nachfrage nach dem Zuschuss – nicht nur bei Besitzern von Elektroautos. Über 825.000 Anträge auf Förderung von in Summe 974.449 Ladepunkten musste die KfW zwischen dem Start des Förderprogramms im November 2020 und dem Ende im Oktober 2021 bearbeiten. Finanziert wurden nach Prüfung der Anträge durch die Nationale Organisation Wasserstoff- & Brennstoffzellentechnologie (NOW) letztlich 698.980 Ladepunkte. Manche Anträge genügten den Anforderungen nicht, andere Antragsteller ließen den Bewilligungsbescheid verfallen. Möglicherweise, weil die Wallbox nicht rechtzeitig geliefert oder kein Elektriker gefunden wurde, der die Ladevorrichtung installieren konnte.

Smart wie sicher 
Die kompakte Wallbox Go von Zaptec für Ladeleistungen bis zu 22 kW ist nach den höchsten Sicherheitsstandards zertifiziert und durch eine WiFi- und 5G-Anbindung immer online. So können Ladedaten leicht in die Cloud hochgeladen werden.
Smart wie sicher
Die kompakte Wallbox Go von Zaptec für Ladeleistungen bis zu 22 kW ist nach den höchsten Sicherheitsstandards zertifiziert und durch eine WiFi- und 5G-Anbindung immer online. So können Ladedaten leicht in die Cloud hochgeladen werden.

Trotzdem hat das Förderprogramm der Elektromobilität in Deutschland einen großen Schub gegeben: „Fast überall, wo eine Wallbox installiert wurde, steht inzwischen auch ein Elektroauto“, glaubt Daniel Gwercher, der Geschäftsführer von Zaptec in Deutschland. Auch der deutsche Ableger des börsennotierten Wallbox-Herstellers aus Norwegen zählte zu den Profiteuren des KfW-Förderprogramms: Um die große Nachfrage nach der kompakten wie smarten Ladestation vom Typ Zaptec Go befriedigen zu können, musste das Unternehmen nicht nur beim Hauptproduktionspartner Westcontrol in Norwegen die Fertigungskapazitäten erweitern, sondern auch mit dem Elektronikhersteller Sanmina eine Partnerschaft eingehen: Die Zaptec-Ladestationen der Typen Go und Pro werden seitdem in großen Stückzahlen auch im bayerischen Gunzenhausen gefertigt. Die Go für Privatkunden, die Pro für Einsätze im semi-professionellen Bereich, in Firmen-Parkhäusern oder auf Parkplätzen von Gewerbebetrieben.

E-Auto wird Teil des Energiesystems

Doch für Zaptec-Geschäftsführer Gwercher war das nur das erste Kapitel in der Geschichte der Transformation hin zur Elektromobilität. „Ging es zunächst nur darum, Elektroautos mit Strom zu versorgen, geht es nun darum, das Elektroauto in das Energiesystem einzubinden.“ Um es gewissermaßen zu einer rollenden Powerbank zu machen. In Norwegen sei das so genannte bidirektionale Laden, also das Einspeisen des im Fahrzeugakku gespeicherten Stroms ins Haus- oder ins öffentliche Netz, bereits ein großes Thema.

"Es geht längst nicht mehr ums bloße Laden des Elektroautos"
Daniel Gwercher, Geschäftsführer von Zaptec in Deutschland, will Lösungen anbieten, um das Elektroauto zum Teil des Energiesystems der Zukunft zu machen. Fotos: Zaptec
„Es geht längst nicht mehr ums bloße Laden des Elektroautos“
Daniel Gwercher, Geschäftsführer von Zaptec in Deutschland, will Lösungen anbieten, um das Elektroauto zum Teil des Energiesystems der Zukunft zu machen. Fotos: Zaptec

Aber auch in Deutschland gewinne die Diskussion an Fahrt – getrieben nicht nur von den Energieversorgern. Bereits im vergangenen Jahr hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 80 Millionen Euro für die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bereitgestellt, welche die Integration von Elektroautos in die Strommärkte unterstützen. Aktuell arbeitet die Bundesnetzagentur zudem an neuen Regeln für flexible Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen im Stromnetz. Vor allem rechtlich gibt es noch viele offene Fragen.

Wird neues Förderprogramm nötig?

Und möglicherweise muss die Bundesregierung bald schon wieder ein neues Programm zur Förderung neuer Wallboxen auflegen. Denn die in den zurückliegenden zwei Jahren montierten Ladestationen können den Strom nur in einer Richtung abgeben, sind nicht zum bidirektionalen Laden in der Lage. „Viele, die in den zurückliegenden Jahren eine Wallbox installiert haben, werden an der neuen Vehicle-to-Home-Welt nicht teilnehmen können“, mahnt Gwercher im Gespräch mit EDISON. „Dafür braucht es neue Geräte.“

Also waren die über 600 Millionen Euro an Steuermitteln, die für das KfW-Programm 440 aufgewendet wurden, rausgeschmissenes Geld? Gwercher sieht es nicht ganz so dramatisch. Das Förderprogramm habe der Elektromobilität in Deutschland einen großen Schub gegeben – „schon, indem es für viel Aufmerksamkeit sorgte“. Und mit Blick auf die 15 Millionen Elektroautos, die nach den Vorstellungen der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 neu zugelassen werden sollen, seien bis heute bestenfalls erst zehn Prozent der nötigen Ladestationen installiert.

Erst wenige Stromer können bidirektional laden

Zudem seien derzeit auch nur wenige Elektroautos in der Lage, den Strom wieder in das Netz einzuspeisen. Vorbereitet sind darauf in Europa aktuell nur die neuen Modelle aus dem VW-Konzern, von Volvo und Polestar sowie ältere Fahrzeuge mit dem Ladestandard CHAdeMo wie der Nissan Leaf. Gwercher: „Da muss sich noch viel tun.“

Zaptec-Geschäftsführer Gwercher ahnt, wohin die Entwicklung führt: „Für neue Gebäude werden künftig nicht nur Solaranlagen Pflicht sein, sondern auch Heimspeicher und Lademöglichkeiten für Elektroautos. Das ist das Zukunftsmusik, die viele nicht hören mögen. Aber darauf läuft es hinaus.“ Klar, dass Zaptec sich darauf heute schon vorbereitet.

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