Hersteller von Solarmodulen schummeln immer häufiger bei der Leistungsangabe. Zu diesem Ergebnis kommen sowohl das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg als auch der TÜV Rheinland in Köln. Demnach weicht die tatsächliche Leistung der Solarmodule häufiger von den Herstellerangaben ab als früher, so der TÜV Rheinland. Hinzu kommt: Die Abweichung fällt zunehmend negativ aus, wie das Fraunhofer ISE ermittelte.

Dem Fraunhofer ISE liegen Daten von mehr als 70.000 Leistungsmessungen seit dem Jahr 2012 vor. Daraus geht hervor: Bis zum Jahr 2016 haben Forscher im Labor im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller des Solarmoduls versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnete und zu einer durchschnittlichen Minderleistung des Bauelements von etwa 1,3 Prozent führte.

Niedrigere Leistung als angegeben 
Bis zum Jahr 2016 wurde im Labor des Fraunhofer ISE im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnet. Grafik: ISE
Tedenz fallend
Bis zum Jahr 2016 wurde im Labor des Fraunhofer ISE im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnet. Grafik: ISE

„Im Jahr 2024 beobachten wir eine leichte Trendwende, aber immer noch im Mittel starke negative Abweichungen von 1,2 Prozent“, erklärte Daniel Philipp, Leiter der Abteilung Modulcharakterisierung und Zuverlässigkeit am Fraunhofer ISE.

Zwei Drittel der Module betroffen

Auch der TÜV Rheinland führt Langzeituntersuchungen durch. 2024 fiel demnach bei rund zwei Dritteln der geprüften Solarmodule (65,7 Prozent) die Leistung geringer aus als vom Hersteller angegeben. Im Test verglich die Prüfgesellschaft 519 PV-Module von 17 unterschiedlichen Herstellern. Zum Vergleich: Bei Prüfungen in den Jahren 2015 und 2016 gab es noch bei weniger als einem Drittel der Module (28,3 Prozent) eine Abweichung nach unten.

Und die ermittelten Minderleistungen summieren sich auf. „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt“, rechnete Philipp vom Fraunhofer ISE vor.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Die Erkenntnisse machten auch deutlich, wie wichtig eine kontinuierliche und unabhängige Infrastruktur zur Qualitätsüberprüfung von PV-Modulen sei, ergänzte Prof. Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE. „Gerade auch dann, wenn für den deutschen und europäischen PV-Markt eine über 90-prozentige Importabhängigkeit bei den PV-Komponenten vorliegt.“

Der TÜV Rheinland verwies auf die Möglichkeit für Solarparkbetreiber, die tatsächliche Leistung eines Solarparks untersuchen zu lassen. Die Kölner haben dafür das sogenannte Mobile Solar Lab angeschafft –  zu zu 150 Solarmodule pro Tag lassen sich mit den Messeinrichtungen im Mobilen Labor stichprobenartig überprüfen. 

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