Die nordrhein-westfälische Stadt Herzogenrath könnte sich mit ihren rund 46.000 Einwohnern rein rechnerisch zu 100 Prozent mit Ökostrom aus eigenen Anlagen auf dem Stadtgebiet versorgen. Dazu plant die Green Solar Herzogenrath GmbH auf dem Gelände eines Sandabbauunternehmens zusätzliche Fotovoltaik- und Windkraftanlagen im Umfang von über 50 MW. Darüber hinaus sieht das bereits vom Rat der Stadt Herzogenrath bewilligte Konzept auch den Bau von Solarthermie- sowie Power-to-X-Anlagen vor. Ob und wann die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, ist davon abhängig, ob die Projekte genehmigt werden und ob das Unternehmen mit Fördergeldern rechnen kann, wie Geschäftsführer Franz-Josef Türck-Hövener im Gespräch mit energate ausführte.
58 MW Solar und 15 MW Windkraft
Mehrheitseigner der Green Solar Herzogenrath GmbH sind mit jeweils 45 Prozent der Anteile die Energie- und Wasserversorgung (EWV) aus dem benachbarten Stolberg sowie die Nivelsteiner Sandwerke und Sandsteinbrüche GmbH, der das Gelände gehört, auf dem die Erneuerbaren-Anlagen entstehen sollen. Die restlichen zehn Prozent gehören der Stadt Herzogenrath. Bereits jetzt gibt es in dem Sandstein-Tagebau zwei Solarparks mit einer Gesamtleistung von 14 MW. Diese könnte auf 58 MW erhöht werden, erläuterte Türck-Hövener. 21 MW davon sind als schwimmende Solaranlage auf einem Baggersee vorgesehen. Die Planungen sehen dabei eine Parallelnutzung vor: Während die Solaranlagen auf dem See Strom erzeugen, soll ein Saugbagger unterhalb der Wasseroberfläche weiter Sand abbauen.
Zusätzlich dazu plant die Green Solar Herzogenrath GmbH derzeit mit drei Windkraftanlagen von jeweils 5 MW an der Grenze zu den Niederlanden. Insgesamt kämen alle heutigen und geplanten Anlagen damit auf einen jährlichen Ökostromertrag von 100 Mio. kWh. „Die Herzogenrather Haushalte verbrauchen jährlich 75 Mio. kWh, wir könnten daher auch die Industrie und den Verkehr teilweise mitversorgen“, erläuterte Türck-Hövener. Tatsächlich sei für ihn das „Spannendste“ an dem Projekt die Sektorkopplung. So könne man auf dem Gelände auch eine Power-to-X-Anlage errichten. Power-to-Gas könne zeitweiligen Überschussstrom für die Elektrolyse von Wasserstoff für den Verkehr oder für die Rückverstromung nutzen, Power-to-Heat für die Wärmebereitstellung.
Ebenfalls zur Wärmebereitstellung sollen Solarthermieanlagen entstehen. Die von ihnen produzierte Wärme soll zum einen genutzt werden, um den geförderten Sand zu trocknen – dafür werden heute noch jährlich 500.000 Liter Heizöl verheizt. Zum anderen könnte nahestehende Wohnbebauung an das Projekt angebunden werden.
Hoffnung: Finanzspritze aus Strukturwandelfonds
Für die Umsetzung der Pläne müsste der Regionalplan geändert werden. Anschließend benötigt Green Solar Herzogenrath noch die Genehmigungen für den Bau der Anlagen. „Die reine Bauzeit beträgt selbst weniger als ein Jahr“, sagte Türck-Hövener. Überdies hofft sein Unternehmen auf Mitteln aus dem Strukturfonds, den die Bundesregierung für die Braunkohleregionen ins Leben gerufen hat. Herzogenrath liegt in der Städteregion Aachen, also im Gebiet des Rheinischen Braunkohlereviers. Die Städteregion will sich mit sechs Projekten für Mitteln aus dem Strukturfonds bewerben, eins davon ist der Solarpark in den Nivelsteiner Sandwerken.
Dieses Projekt kann einem Mut machen. Natürlich ist das der Werg, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Leider wird über die hier geplanten Möglichkeiten, – Power-to-Gas – zur Rückverstromung zu nutzen, nur als theoretische Lösung des Treibstoffproblems für Flugzeuge und Containerschiffe gelabert. Wichig ist die Versorgungssicherheit. Dafür setzen Sie zurecht die Wasserstoff-Umwandlung ein.
Hoffentlich wird das nicht nur genehmigt, sondern endlich auch gefördert.
Jedenfalls: Ich bin begeistert.
Danke für den wirklich guten Artikel
Halbe Million Liter Heizöl um Sand zu trocknen ? Wie irre ist diese Welt…
Ich finde dies eine supper sache.