Schlechte Zeiten für Deutschlands Bauern. Denn im Gegensatz zu ihren Kollegen in den USA oder Frankreich stehen sie nach der langen Dürre finanziell schlecht da. „Insgesamt kann man für Deutschland schon sagen, dass hier quasi nichts gegen Dürre versichert ist“, sagte ein Sprecher des Rückversicherers Munich Re der DPA.

Der politische Druck auf den Bund, die Versicherung für die Bauern billiger zu machen, wächst dadurch. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte: „Der Staat kann angesichts des Klimawandels nicht jedes Jahr das Risiko übernehmen und immense Summen als Schadensausgleich bereitstellen. Wir brauchen passende Rahmenbedingungen für Versicherungslösungen“, so Kaniber. „Das wird bei der nächsten Agrarministerkonferenz Ende September auch ein zentrales Thema sein.“

Besonderer Versicherungsfall Deutschland

Dass die Versicherung gegen Dürre in vielen Ländern subventioniert wird, hat seinen Grund. Für die Versicherungsunternehmen ist Dürre ein „Kumulrisiko“, wie eine Sprecherin der Münchener und Magdeburger Agrar erläuterte, einer Tochtergesellschaft der Allianz. Übersetzt in die Alltagssprache bedeutet dies das gehäufte („kumulierte“) Auftreten eines Schadens.

Das ist auch für Laien leicht nachvollziehbar: Brände oder Autounfälle treffen grundsätzlich nur einen kleinen Teil der Versicherten, das Risiko ist gut kalkulierbar. Extreme Dürre aber ist in aller Regel kein regionales Ereignis, sondern trifft Zehn- oder sogar Hunderttausende Bauernhöfe in mehreren Ländern gleichzeitig. Eine Versicherung würde dann auf einen Schlag von immensen Kosten überrollt.

Und die sind hoch: Der Sommer 2018 ist nach dem „Jahrhundertsommer“ 2003 innerhalb von 15 Jahren bereits die zweite Dürreperiode, die Deutschland trifft. Dies ist im Einklang mit den Prognosen der Klimaforscher: Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Klimawandel für Mitteleuropa trockenere Sommer und feuchtere Winter bedeutet.

In diesem Jahr dürften die Kosten bei mindestens einer Milliarde Euro liegen, hatte der Deutsche Bauernverband schon vor drei Wochen kommuniziert. 1,5 Milliarden waren vor zwei Wochen aus den Einzelzahlen der ersten Bundesländer errechnet worden, aber auch da fehlten noch Beträge, meldete der Deutschlandfunk. Diese Woche dürften genauere Zahlen kommen. Schätzungen liegen bereits bei drei Milliarden, alleine in Norddeutschland bei 1,9 Milliarden Euro, wie die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet.

Schäden bedeuten steigende Preise

Dabei wird der Bund nicht für die kompletten Kosten aufkommen, schon 2003 zahlte er nur einen kleineren Anteil. Einen weiteren Teil des Geldes werden sich die Landwirte über höhere Preise für etwa Weizen oder Butter zurückholen.

Unterdessen warnte die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor hohen einmaligen Ausgaben. Statt eine Milliarde Euro zusätzliche Subventionen „zu verpulvern“, solle das Geld helfen, „die massiven Treibhausgas-Emissionen aus dem Agrarsektor zu reduzieren und die Landwirtschaft der Erdüberhitzung anzupassen.“

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