Der Sommer war heiß, der nächste wird es womöglich wieder und das Problem damit immer größer: Fabriken, Büros und Werkstätten heizen sich so stark auf, dass die Beschäftigten und ihre Arbeit leiden. Von den Maschinen ganz zu schweigen. Künstliche Kühlung ist in der Industrie deshalb dringend notwendig.
Bei einer Klimaanlage gibt es aber meistens große Fragezeichen, was ihre Umwelt- und Klimafreundlichkeit angeht. Herkömmliche Geräte verbrauchen viel Strom und laufen mit teilweise umweltschädlichen Kältemitteln. Eine ökologische Alternative kommt aus Feldkirchen, südöstlich von München. Dort baut die Efficient Energy GmbH Kältemaschinen, die ihre Arbeit mit reinem Wasser erledigen. Bislang ist ihr eChiller die einzige serienmäßig verfügbare Anlage dieser Art.
Leitungswasser statt konventionellen Kühlmitteln
Bis zu 45 kW Kälteleistung pro Gerät verspricht Firmenchef Jürgen Süß seinen Kunden. Das genüge für einen kleineren Serverraum. Das System ist aber skalierbar auf über 300 kW Kälteleistung. So lassen sich auch größere Rechenzentren, industrielle Prozesse und Gebäude, bei denen viel Wärme anfällt, umweltfreundlich kühlen.
„In den eChiller wird nur Leitungswasser eingefüllt“, sagt Süß. Technisch funktioniert das aufgrund der Direktverdampfung von Wasser in einem vakuumdichten, geschlossenen Kreislauf: Wasser verdampft im Unterdruck bei tieferen Temperaturen als unter normalen Bedingungen. Ansonsten sind die physikalischen Abläufe so, wie in anderen Kälteanlagen auch: Flüssigkeit verdampft, wird verdichtet und kondensiert und schließlich expandiert. Das Prinzip ist wie beim Kühlschrank, nur dass dort typischerweise ein chemisches Kältemittel im Überdruck arbeitet. Süß verspricht „die weltweit sauberste und ökonomisch wertvollste Kompressionskühlmaschine“.
Bis zu 80 Prozent Energieersparnis
Völlig neu ist das technische Prinzip von Efficient Energy zwar nicht. „Bislang wurde Wasser als Kältemittel in Maschinen für viel größere Leistungen konstruiert“, sagt Süß. Das sei aber nicht wirtschaftlich. Das Unternehmen habe nun einen Weg gefunden, die Kälteanlage kompakt zu gestalten. Honoriert wurde die Entwicklung unter anderem mit dem Deutschen Rechenzentrumspreis 2017. Betreiber von Serverräumen sind wichtige Kunden, denn dort entsteht besonders viel Wärme. Wird sie nicht kontinuierlich abgeführt, fallen womöglich Rechner aus.
Je nach Anwendung können Nutzer ihre Betriebskosten so erheblich senken. Bis zu 80 Prozent Energieersparnis seien mit dem System möglich. Außerdem sind die Wartungs- und Genehmigungskosten durch Wasser als Kältemittel wesentlich geringer. Zum Beispiel entfällt die übliche Anmeldepflicht, denn Wasser ist ein sicheres Kältemittel. Es ist nicht brennbar, CO2-neutral und leicht zu handhaben – anders als herkömmliche Kühlmittel. Auch sind keine teuren Spezialisten für die Installation notwendig. Und eigene Räume für die Anlage braucht es ebenfalls nicht, denn die sehr leise und schwingungsarme Maschine arbeitet vollkommen ungefährlich für die Belegschaft.
Beitrag zur Klimagas-Reduktion
Und auch die Klimaziele der EU unterstützt das Prinzip. Diese will in den nächsten Jahren mithilfe der sogenannten F-Gase-Verordnung Klimagase deutlich reduzieren, die durch konventionelle fluorierte Kältemittel in die Atmosphäre gelangen. Wasser aber besitzt kein Treibhauspotenzial, ist leicht verfügbar und umweltfreundlich.
Kunden gewinnt Firmenchef Süß bislang in der Industrie. Bei Gardena/Husqvarna oder Tunap arbeiten bereits erste eChiller. Interesse zeigen auch Lebensmittelproduzenten wie das DMK Deutsches Milchkontor, eines der größten deutschen Milchgenossenschaftsunternehmen. Solche Firmen arbeiten damit an ihrem Image und wirtschaften umweltfreundlicher. Das nachhaltige Kältemittel Wasser kommt ihnen da ebenso gelegen wie die niedrigeren Betriebskosten.