Die Diskussion über mögliche Fahrverbote für Diesel-Pkw in deutschen Großstädten hat das Interesse an Autos mit alternativen Antrieben spürbar belebt. Die Nachfrage ist inzwischen so groß, dass Kunden mit erheblichen Lieferzeiten bei Elektromobilen rechnen müssen. In der Spitze warten die Käufer bis zu einem Jahr auf ihr neues Fahrzeug. Das ist das Ergebnis einer Marktstudie der E-Mobil-Vermittlung Ludego im Auftrag von EDISON (Stand: Januar 2018).
Ludego hat bundesweit rund 50 Händler sowie Käufer im Internet nach Lieferfristen befragt. Obwohl Volkswagen die Produktion des E-Golfs in der Gläsernen Manufaktur in Dresden vor kurzem auf 70 Autos täglich verdoppelt hat, ist das Modell mit einer Lieferzeit von elf Monaten für dieses Jahr ausverkauft. „Die VW-Umweltprämie hat schon ausgereicht, um die Lieferzeiten von anfänglich zwei bis drei Monaten auf bis zu elf Monate steigen zu lassen“, so Ludego-Chef Dennis Hagemann. Gleiches gilt für die Modelle Hyundai Ioniq Elektro, Smart ED Fortwo und Smart ED Forfour: Wer jetzt bestellt, bekommt diese Modelle frühestens im Dezember.
Flaschenhals Akku
Sieben bis acht Monate Lieferzeit haben aktuell der Renault Zoë, das 2018er Modell des Nissan Leaf sowie der Citroën C-Zero und der Peugeot Ion, die sich die selbe technische Plattform teilen. Relativ schnell gibt es dagegen den i3 von BMW – nach drei bis vier Monaten. Spätestens nach vier Monaten stehen auch Teslas Model X und Model S vor der Tür.
Ludego rechnet damit, dass die Lieferzeiten im Jahresverlauf noch steigen, weil aktuell die Akkus knapp werden. „Steigt wie jetzt die Nachfrage plötzlich an, müssen die Fertigungskapazitäten erweitert werden. Und das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Hagermann gegenüber EDISON. „Gerade Hersteller, die sich jetzt erst für die Elektromobilität entschieden haben, stehen deshalb vor leeren Regalen. Speziell in Deutschland könnte es kritisch werden, wenn die ersten Städte wegen der hohen Schadstoffbelastungen Dieselfahrverbote verhängen.“
Hier die Fahrzeuge im Einzelnen:
Die Lieferzeiten von Elektroautos hängen aktuell von mehreren Faktoren ab. Zum einen von der Produktionskapazität des Herstellers. Hier haben BMW und Tesla Vorteile, denn insbesondere Anbieter, die sich zu spät mit der E-Mobilität beschäftigt haben, leiden nun unter der großen Akku-Nachfrage. Das ist einer der Flaschenhälse im Bereich der Elektromobilität. Zum anderen von der Absatzplanung: Wenn sich ein Importeur wie im Falle des Ioniq augenscheinlich verschätzt, kann es in einem Land zu hohen Lieferzeiten kommen, während in einem anderen Land ein Modell viel schneller zu haben ist. Auch die Lieferzeiten in Österreich und den Niederlanden beim E-Golf lassen sich so erklären. Und – klar – auch die Nachfrage trägt ihren Teil dazu bei, dass es nun eben ein Jahr dauert, bis der E-Golf in der Einfahrt steht.