In Frankfurt lag dieser Tage ein Summen in der Luft. Auf dem Messegelände trafen sich im Oktober hunderte Hersteller und Dienstleister zu Europas größter Leistungsschau für Unbemannte Flugobjekte (UAS). Die Messe Interaerial Solutions zeigte so ziemlich alles zum Thema ziviler Drohnenflug, was auf dem boomenden Markt derzeit angesagt ist. Im Geschäft mit den Luftaufnahmen heben immer neue Ideen ab.
Inmitten der vielen Anbieter prämierte die Messe das innovativste Start-up der Branche. Den prestigeträchtigen „Drone Pioneer Award“ bekam Fairfleet, eine junge Firma aus München. Begründung: Der Nutzen für die Kunden sei bei diesem Angebot am größten. Das Start-up liefere zudem die ideenreichste Drohnenanwendung im Rahmen der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
Dabei besitzt Fairfleet gar keine eigenen Fluggeräte. Das kleine Unternehmen mit bislang 16 Mitarbeitern sieht sich als Dienstleister, der die Flüge zunächst einmal an professionelle Piloten vermittelt. Der eigentliche Wert für die Kunden besteht in dem, was danach kommt. Neben Immobilienmaklern buchen längst auch Versicherungen oder Landwirtschaftsbetriebe die Dienste der Profis. Sie sind vor allem an der exakten Auswertung der Luftbilder interessiert. Bei Fairfleet geschieht das vollautomatisch, mithilfe künstlicher Intelligenz.
1600 Piloten in 42 Ländern
Gründer Alexander Engelfried sieht seine Strategie durch die Auszeichnung in Frankfurt bestätigt: „Wir bieten das volle Service-Programm. Das gilt ganz besonders für die Zeit nach der Luftaufnahme. Die Kunden erhalten von uns alles, was sie für ihre Analyse der Bilder benötigen – weltweit.“ Die Algorithmen helfen zum Beispiel, Gebäudeschäden nach einem Hagel zu erkennen. „Die Piloten nehmen ihre Bilder nach einem von uns vorgegebenen Standard auf. Die Software sucht dann selbständig nach Schäden und dokumentiert sie“, sagt Engelfried. Am Ende steht ein Bericht, in dem alles genau erfasst ist.
Das funktioniert auch bei großen Photovoltaik-Anlagen, einem wachsenden Geschäftszweig. „Früher mussten die Paneele einzeln und über Tage hinweg mit einer Thermalkamera aufgenommen werden, um eine Beschädigung zu finden. Heute fliegen wir in einer Stunde über die Anlage und haben alles im Kasten“, sagt der Gründer. Das spart Kosten und verringert Ausfallzeiten bei der Stromgewinnung.
Die junge Firma setzt dazu auf einen weltweiten Ansatz. 1600 Piloten aus 42 Ländern hat Fairfleet unter Vertrag. „Unsere Kunden sind global unterwegs. Sie wollen bei uns dennoch nur einen Ansprechpartner für alle Projekte“, sagt Engelfried.
Ausgründung der Allianz
In der Branche ist das nicht selbstverständlich. Es gibt zwar zahllose Drohnen-Piloten, deren Dienste man buchen kann. Als Einzelkämpfer beschränken sie sich aber meist auf eine Region oder eine Branche, etwa die Landwirtschaft. Fairfleet denkt global. Das hat wohl auch mit den Anfängen des Start-ups zu tun. Vor Jahren ging die Firma aus einem Projekt der Allianz hervor. Der Versicherungskonzern ist bis heute ein wichtiger Kunde.
Für die Versicherung bietet die Luftbeobachtung klare Vorteile. „Sturm- oder Hagelschäden mussten früher mühsam von Mitarbeitern vor Ort dokumentiert werden. Heute klettert niemand mehr auf Hausdächern herum. Wir fliegen einfach darüber hinweg“, sagt Engelfried.
Drohnen retten Tierleben
Auch die Immobilienbranche nutzt Fotos oder ganze Filme aus der Luft. Makler können sich bei Fairfleet für 290 Euro zehn Bilder eines Objektes liefern lassen und peppen damit das Exposé auf. Interessiert an Luftaufnahmen sind auch Investoren. Sie prüfen damit vorab, ob ein Objekt für sie überhaupt infrage kommt – ohne gleich selbst anreisen zu müssen.
Landwirte wiederum lassen per Drohne den Zustand ihrer Äcker checken. „Wir können mit speziellen Kameras sagen, an welchen Stellen die Pflanzen Stress durch Trockenheit oder falsche Nährstoffe hatten. Der Bauer kann dann genauer düngen oder pflanzen“, beschreibt Engelfried den Nutzen. Auf dem Land können die Drohnen sogar Leben retten – nämlich das von Tierkindern. Behörden, Bauern oder Förster lassen vor dem Mähen Felder darauf überprüfen, ob dort Rehkitze liegen. Die werden dann vor den Maschinen in Sicherheit gebracht.