Parken, aussteigen und am nächsten Tag mit dem vollgeladenen Elektroauto wieder losfahren. Das von einigen als lästig empfundene Hantieren mit dem Kabel ist überflüssig, wenn das Auto über einer Induktionsplatte steht. Die Energie wird über ein elektromagnetisches Feld von einer Sendeeinheit auf dem Boden zu einer Empfängerplatte am Fahrzeugunterboden übertragen. Der Strom fliegt dabei sozusagen durch die Luft.
Induktives Laden ist bequem. Durchgesetzt hat es sich noch nicht. Es ist teurer als die Säule und lädt sehr langsam. Selbst bei Porsche. Während die High-Speed-Ladesäule aus Zuffenhausen über eine Ladeleistung von 350 Kilowatt (kW) verfügt, bietet die induktive Platte lediglich elf kW. Im Vergleich zu anderen Anbieten ist das aber immer noch Laden in Höchstgeschwindigkeit. Audi kommt beim Wireless Charging (AWC) auf lediglich 3,6 kW und BMW bringt es auf 3,3 kW. Damit bleibt es nur eine Option für Garagenlader, etwa daheim oder am Arbeitsplatz.
Daimler hält sich vorerst zurück. An der Standardisierung und Funktionalität müsse noch gearbeitet werden, erklärt eine Sprecherin. „Wir gehen damit erst auf den Markt, wenn die Technik ausgereift ist.“ Mit einer geringen Ladeleistung wie bei BMW oder Audi will sich der Autobauer aus Stuttgart zudem nicht zufrieden geben. Sie sollte über sieben kW liegen.
BMW gehörte weltweit zu den Ersten, die mit dem System zum induktiven Laden der Hochvoltbatterie in Serie gingen. Auch für die neuen Plug-in-Hybrid-Modelle bietet der Autobauer aus Münchner ein induktives Ladesystem an, das in einer Garage oder im Freien am Boden installiert werden kann, der 530e iPerformance lädt so in nur etwa 3,5 Stunden. Der Wirkungsgrad liegt nach Angaben von BMW zwischen 80 – 87 Prozent und kommt damit in die Nähe des Ladens mit Kabel, das einen Wirkungsgrad von etwa 92 Prozent erreicht.
Bei Audi liegt der Wirkungsgrad bei mehr als 90 Prozent vom Netz zur Batterie. Die Bodenplatte induziert eine Wechselspannung in der Sekundärspule, die im Auto unter der Vorderachse montiert ist. Hat der Fahrer sein Auto mithilfe der visuellen Einparkhilfe über der Bodenplatte positioniert, fährt die Ladespule der Ladestation automatisch nach oben und der (ungefährliche) Ladevorgang startet.
Das Wireless Charging (AWC) soll bei einigen Audi e-tron-Modellen in naher Zukunft möglich sein. Nähere Angaben machen die Ingolstädter nicht.
Porsche startet mit dem Taycan
Porsche bringt gemeinsam mit seinem ersten elektrischen Auto, dem Taycan, Ende des Jahres das kabellose Laden auf den Markt. Über eine WLAN-Verbindung werde das Auto exakt über der induktiven Platte platziert, erklärt Pressesprecher Mayk Wienkötter. Weitere Details gibt er noch nicht bekannt.
Hyundai und Kia geht noch weiter als ihre deutschen Konkurrenten. Die Koreaner kombinieren das kabellose Laden von Elektrofahrzeugen mit dem vollautomatischen Parken und nennen das Automated Valet Parking System (AVPS). Und das funktioniert so: Das Elektrofahrzeug parkt vollautomatisch an einer freien drahtlosen Ladestation. Ist die Batterie geladen, wird über AVPS eine andere freie Parklücke gesucht, damit das nächste Elektroauto an den Strom gelangt. Kommt der Fahrer zurück, ordert er sein Auto per Smartphone. Wie von Geisterhand kommt der Stromer völlig autonom zu dem Standort zurück, an dem der Fahrer es abgestellt hatte.
Damit das funktioniert, kommunizieren Elektrofahrzeug, Parkplatz, Ladesystem und die Smartphone-App kontinuierlich miteinander. Die Parkeinrichtung sendet den Standort von leeren Parkplätzen und Ladestationen, während das Ladesystem den Ladezustand der Fahrzeugbatterie in Echtzeit aktualisiert. Bis das wirklich genutzt werden kann, wird aber noch ein wenig Zeit vergehen. Das AVPS ist erst für 2025 geplant. Die ersten vollständig autonomen Fahrzeuge bringt Hyundai ab 2030 auf den Markt.
Die Koreaner haben noch eine Finesse angekündigt. Sie bringen die nach eigenen Angaben weltweit erste intelligente Fingerabdrucktechnologie, mit der der Fahrer nicht nur Türen entriegeln, sondern auch das Fahrzeug starten können, auf den Markt. Zunächst beim Hyundai Santa Fe, der im Frühjahr dieses Jahres in einigen ausgewählten Ländern auf den Markt kommt. Autofahrer in Deutschland müssen darauf vorerst verzichten.