Shell kauft Sonnen, einen der führenden Anbieter von Stromspeichern – und ein deutsches Vorzeigeunternehmen. Sonnen hatte sich zuletzt immer wieder mit Tesla duelliert, nun dürfte der Underdog-Status der Wilpoldsrieder endgültig dahin sein.

Christoph Ostermann, CEO und Mitgründer von Sonnen, sieht in Shell „den perfekten strategischen Partner, der uns unterstützt, weiter dynamisch zu wachsen.“ Und das auch mit Einfluss auf die Energiewende: Sonnen vernetzt seine Speicher, um Leistung für das Stromnetz zur Verfügung zu stellen. Dieser virtuelle Speicher gilt bereits als der Größte in Deutschland.

„Die Übernahme wird es uns ermöglichen, unseren Kunden eine noch größere Produktauswahl anzubieten“, erklärt Mark Gainsborough, Executive Vice President New Energies bei Shell.

Den Bereich New Energies gibt es seit 2016. Mit ihm versucht Shell, sich Zugriff auf saubere Zukunftslösungen im Energiebereich zu sichern. Dazu gehört zum Beispiel Stromerzeugung durch Lenkdrachen.

„Wir waren mal ein Öl-Unternehmen“, sagte Shells Chief Scientist Mobility Wolfgang Warneke damals gegenüber EDISON. Mittlerweile macht Gas den größeren Anteil am Umsatz aus. Der Konzern entwickle sich „vom fossilen zum gemischten“ Unternehmen. Dazu gehören eben auch: Wasserstoff, Bio- und andere Treibstoffe.

Ein notwendiger Wechsel. Ölpest in Mexiko, Menschenrechtsverletzungen in Nigeria, das Brent-Spar-Desaster – all das hat das Image ramponiert. Und nun kommt ausgerechnet die Verkehrswende – an deren Ende Wasserstoff, E-Fuels und Strom die bisherigen Kraftstoffe ablösen könnten. Deshalb stellt sich der Konzern breiter auf

Sonnen: Erfolgsgeschichte mit roten Zahlen

Überraschend kommt die Übernahme ohnehin nicht – schon im Mai war Shell mit einem zweistelligen Millionenbetrag bei Sonnen eingestiegen. „Mehr in den Energiebereich zu investieren, ist in einer Welt, in der Elektrifizierung einer der schnellsten Wege der CO2-Reduktion ist, sicherlich eine gute Strategie“, erklärte damals ein Sprecher.

Sonnen gehörte 2015 noch zu den zehn am schnellsten wachsenden Unternehmen in Deutschland, gewann später den hochdotierten Zayed Future Energy Prize der Vereinigten Arabischen Emirate. In den USA greift Sonnen Tesla auf dem Speichermarkt an – auch dafür braucht das Unternehmen Geld.

Geld, das Shell fast im Überfluss hat: Eine halbe Milliarde US-Dollar hat das britisch-niederländische Unternehmen laut Reuters alleine vergangenen Winter in die Cleantech-Branche investiert. In den letzten zehn Jahren hat Shell durchgehend schwarze Zahlen geschrieben, 2017 rund 13 Milliarden US-Dollar Gewinn eingefahren. Alleine das Gasgeschäft gilt als solide Basis für die kommenden Jahre.

Über den Kaufpreis ist noch nichts bekannt. Sonnen peilt einen Umsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich an und setzt weiterhin auf eine massive Expansion. Schwarze Zahlen haben die Allgäuer bislang noch nicht geschrieben.

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