Die Energiewende findet derzeit nicht im Bundeskanzleramt statt, sondern bei den Menschen vor Ort. Man könnte fast sagen: Die Energiewende findet im Verteilnetz statt. 30 Projekte in NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wollen das zeigen.
Früher dominierten nur einige wenige Großkraftwerke die Stromversorgung. Die Übertragungsnetzbetreiber verteilten den Strom an die Verteilnetzbetreiber und die wiederum bis zur letzten Steckdose. Das System glich einer Einbahnstraße – die man heute nicht mehr gebrauchen kann. Digitalisierung, Energiewende, dezentrale Erzeugung – statt Einbahnstraße ist nun Vernetzung gefragt. Über 1,6 Millionen Stromerzeuger speisen inzwischen bundesweit in die Verteilnetze ein.
Dass es deutlich anspruchsvoller als früher ist, dieses Netz zu steuern, steht außer Frage. Der Ausbau kostet Zeit und Geld, was sich nicht zuletzt in steigenden Netzentgelten niederschlägt. Alternativen wie Energiespeicher oder digitale Steuerungen sollen im Projekt DESIGNETZ entwickelt werden. 30 teils bestehende, teils noch zu entwickelnde Energieprojekte sollen dabei in ein intelligentes Stromnetz integriert werden – das soll Schwankungen bei der Einspeisung (wie sie etwa bei Windkraft und Sonnenenergie auftreten) und bei das Nachfrage besser ausgleichen als bisher. DESIGNETZ soll damit zu einer Blaupause für das intelligente Stromnetz der Zukunft werden.
Dezentraler Verbrauch
Ein Beispiel ist das 2011 gestartete Projekt „Grid4EU“. Dieses sollte unter anderem zeigen, dass mehr Strom dort verbraucht werden kann, wo er entsteht. „So können wir klassischen Netzausbau reduzieren und zur Entspannung der Netzsituation beitragen“, erklärt. Joachim Schneider, Bereichsvorstand Technik & Operations bei Konsortialführer innogy. Grid4EU baute das Stromnetz im münsterländischen Reken so um, dass die Einspeisekapazität um 17 Prozent erhöht werden konnte. Gleichzeitig verringerte die Steuerung die Verluste im Netz um 20 bis 30 Prozent.
Keine Blaupause für jedes Netz, aber das Projekt zeigt, dass smarte Lösungen stellenweise den Netzausbau ersetzen können. „Unsere Netze brauchen mehr Intelligenz statt nur mehr Kupfer“, zieht Projektleiter Thomas Wiedemann von innogy auch ein entsprechendes Fazit.
Die drei Bundesländer im Westen, in denen DESIGNETZ startet, sind nicht zufällig gewählt: Hier leben rund 23 Millionen Menschen, ländliche Regionen und stark industrialisierte urbane Gebiete liegen nebeneinander. Hoher Einspeisung von Erneuerbaren wie in der Eifel oder Kohlestrom aus dem rheinischen Revier treffen aufeinander. Es wird das vermutlich umfassendste Energiewendeprojekt in Deutschland und kostet 66 Millionen Euro. Die Hoffnung: Was hier klappt, könnte auch woanders klappen.
Es sind nicht nur Digitalisierungs- und Netzprojekte, auch die Sektorkopplung etwa im Wärmebereich oder der Einsatz von Stromspeichern ist Teil von DESIGNETZ. Und um der nicht immer hohen Akzeptanz der Erneuerbaren Energien vor Ort zu begegnen, werden innovative Informationsstellen geschaffen, wo etwa eine App spielerisch erklären soll, was vor Ort passiert und wie das Projekt DESIGNETZ die Energiewende weiterbringt.
Hinweis: Innogy ist Partner von Edison. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.