In der Hauptverkehrszeit kann es für Rettungsdienste schwierig werden, zum Unfallort auf der Autobahn vorzudringen. Die Staus hinter dem verunglückten Fahrzeug ziehen sich oft Kilometer lang hin – und wenn dann mal wieder ein Autofahrer die Rettungsgasse blockiert, geht es noch langsamer voran. Um dieses Problem zu lösen, setzen einige Länder bisher auf spezielle Fahrspuren nur für Rettungsdienste. Im allerschlimmsten Fall können die Einsatzkräfte versuchen, auf der Autobahn über die entgegengesetzte Fahrtrichtung zum Unfallort zu gelangen. Das ist natürlich haarsträubend gefährlich. Und bis die Sanitäter den Rettungshubschrauber endlich angefordert haben und der landet, vergeht Zeit. Minuten, die den Schwerstverletzte nicht immer bleiben.
Ein neues Konzept soll für Abhilfe sorgen: der Median Amb, oder besser gesagt, ein Rettungsschlitten. Erdacht haben ihn südkoreanische Designer um Hong Seonghwan und Lee Hyungtaek. Das Fahrzeug soll an Verkehrsstaus einfach vorbeisausen, indem es mit einem Arzt an Bord auf den Leitplanken in der Mitte zwischen den Fahrbahnrichtungen entlang rast. In dem kleinen Wagen ist Platz für Sitze für Mediziner und einen Assistenten sowie eine Trage. Darauf kann der Patient dann sofort am Unfallort verarztet werden. Das Fahrzeug verfügt auf beiden Seiten über Schiebetüren, um so in beide Fahrtrichtungen helfen zu können.
In Deutschland schwierig umsetzbar
Ist die Kapsel am Ort des Geschehens angekommen, lässt der Fahrer die Außenwand hinunter, nimmt den Verunfallten auf und bringt ihn zum Krankenwagen, der am Stauende wartet. Und der flitzt dann mit den Opfern ins nächstgelegene Krankenhaus. Für ihre Idee erhielten die Erfinder den „Red Dot Design Concept Award 2018“.
In Deutschland könnte die Umsetzung auf Leitplanken oder Betonschutzwänden allerdings kompliziert werden. „Ich glaube nicht, dass das bei uns klappt, da dies ja auch eine Platzfrage ist“, sagt Bernd Löchter vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, der in NRW alle Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen baut. „Wenn es um die Schutzwände geht, richten wir uns natürlich nach den geltenden Vorschriften, die an den Autobahnen vom Bund vorgegeben werden. Das können wir uns nicht selbst ausdenken.“ Und auch in anderen Ländern ist noch nicht klar, wann das Konzept in der Praxis zum Einsatz kommen könnte.