Der neue Audi E-Tron kostet mindestens 79.000 Euro, der i3 von BMW 38.000 Euro, das Model 3 von Tesla gibt es derzeit in Deutschland nur ab 52.300 Euro – viel Geld, was potenzielle Käufer zögern lässt. Und für Geringverdiener und Kleingewerbe sind diese Preise schlicht unerschwinglich. Neben den langen Lieferzeiten der neuen E-Modelle und fehlender Lademöglichkeiten ist das einer der Hauptgründe, warum die Zulassungszahlen für die Stromer nach wie vor im einstelligen Prozentbereich verharren.
Volkswagen hat deshalb in einem internen Strategiepapier, das seit dem Wochenende verschiedenen Medien zugespielt wurde, eine Umstellung der staatlichen Förderung für Elektroautos verlangt. So sollen Käufer von Fahrzeugen, die weniger als 20.000 Euro kosten, den Ladestrom kostenlos erhalten. Alternativ könnten kleinere Autos mit weniger als vier Meter Länge und ab einer Reichweite von 200 Kilometern besonders gefördert werden. Umgekehrt sollen Modelle ab einer Länge von 4,65 Metern deutlich weniger Zuschüsse bekommen.
Finanzieren soll das Ganze ein „Mobilitätsfonds Elektromobilität“. Im Gegenzug sollten Hybride nur noch 1500 Euro statt bisher 3000 Euro Zuschuss erhalten. Mit dem Strategiepapier unter dem Titel „Ansätze und Vorschläge zur besseren Förderung von Elektromobilität in Deutschland“ wenden sich die Wolfsburger gegen Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums, den Umweltbonus beim Kauf eines E-Autos in besonders stickoxidbelasteten Städten zu erhöhen.
Die im Ministerium diskutierte Erhöhung der Kaufprämie auf 8000 Euro bis Ende 2021 – statt bisher 4000 Euro – werde negative Auswirkungen haben, warnt VW in dem Papier. Marktpreise würden zu stark verzerrt, und mit Ablauf der Prämie wäre ein Markteinbruch zu erwarten. Volkswagen wünscht sich, die Förderung in Höhe von 4000 Euro bis 2022 beizubehalten und zwischen 2023 und 2025 auf 2000 Euro zu senken.
Wenig Begeisterung bei BMW und Daimler
Volkswagen sprach sich nach dpa-Informationen darüber hinaus für die Verdoppelung des Budgets für den Ausbau der Ladeinfrastruktur aus – von 300 Millionen auf 600 Millionen Euro. Bisherige Förderprogramme blieben weit hinter dem Ziel zurück, bis 2025 rund 200.000 Ladepunkten zu installieren.
Bundesweit gebe es rund 2,5 Millionen bewirtschaftete Parkplätze in Städten – künftig solle das Nachladen beim bezahlten Parken das Ziel sein. Dabei solle der Anteil der Lade-Stellplätze mindestens dem E-Auto-Anteil an den Neuzulassungen des jeweiligen Vorjahres entsprechen. Bei privaten Parkplätzen in Mehrfamilienhäusern müsse es einen Rechtsanspruch auf einen Ladepunkt geben.
Andere Autobauer laufen laut der Tageszeitung „Welt“ gegen die Pläne aus Wolfsburg Sturm: „Das ist nichts anderes als eine Subventionierung von Elektroautos des VW-Konzerns“, heißt es demnach bei BMW. „Denn wir im Premiumsegment werden kaum Batterieautos zu einem Preis von unter 20.000 Euro anbieten können und sollen deshalb keine Förderung bekommen.“
Dem „Handelsblatt“ zufolge kommen BMW-Chef Harald Krüger, Daimler-CEO Dieter Zetsche und VW-Boss Herbert Diess am Mittwoch zu einem eilig einberufenen Treffen zusammen. Es gebe „akuten Redebedarf“ zwischen den Herren, heiße es aus Kreisen der Autohersteller.
Denn Diess wolle nicht nur die Elektromobilität stärker fördern, sondern auch die Steuervorteile den Diesel eindampfen, schreibt das „Handelsblatt“, was die Wettbewerber aus München und Stuttgart mit ihren großen und schweren Modellen zusätzlich treffe. Volkswagen konzentriert sich dagegen klar auf die Elektromobilität und hat sich jüngst noch ehrgeizigere Ziele gesetzt: Statt 15 Millionen E-Autos will der Konzern jetzt weltweit bis 2030 rund 22 Millionen Stromer verkaufen. Um die Pläne umzusetzen, wollen die Wolfsburger augenscheinlich nicht auf staatliche Förderung verzichten.