Der Verbrauch und die Abgase werden künftig nicht mehr mit Spezialtechnik auf einem ideal temperierten Prüfstand gemessen, sondern mit der WLTP. Die soll einen realistischeren Wert ausgeben. Dazu kommt ein weiterer Test namens Real Driving Emissions (RDE), bei dem im Fahrbetrieb auf der Straße gemessen wird.

Umweltverbände, Automobilclubs und auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) gehen davon aus, dass mit den neuen Prüfverfahren die nominellen Werte für Verbrauch und Emissionen um bis zu 20 Prozent steigen werden. Trotzdem begrüßen alle Seiten die neuen Tests, weil sie realistischere Werte und damit mehr Transparenz liefern.

„Kunden profitieren vom WLTP, weil er einen realistischeren Vergleichsmaßstab für die Verbrauchs- und Emissionswerte verschiedener Fahrzeugmodelle liefert“, sagt Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius. Die Autobauer können auch deshalb so entspannt mit dem Zyklus umgehen, weil ja auch die Werte der Konkurrenz steigen.

WLTP aufwendiger als NEFZ

„Der Aufwand für eine Zertifizierung nach WLTP ist etwa doppelt so hoch wie nach dem bisherigen Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ)“, sagt Mercedes-Sprecher Koert Groeneveld – es gibt eine 700 Seiten starke Durchführungsverordnung.

Die Fahrstrecke im WLTP-Zyklus ist doppelt so lang wie im bisherigen NEFZ-Verfahren, der Test dauert anderthalbmal so lange, und es werden höhere Geschwindigkeiten erreicht. Zudem wird nun nicht mehr nur die Basisvariante eines Modells gemessen. Schiebedach, Breitreifen, Klimaanlage, Heckspoiler oder Allradantrieb – wenn eine Ausstattung den Verbrauch beeinflusst, dann muss das ausgewiesen werden, von Motor- und Getriebevarianten ganz zu schweigen. „Pro Tag fahren wir hier deshalb 250 Tests“, sagt Richard Preuß, Leiter der VW-Fahrzeugrollenprüfstände in Wolfsburg.

RDE-Test auf der Straße

Nach den WLTP-Zyklen auf dem Prüfstand muss sich jedes Fahrzeug auch noch auf der Straße im RDE-Test bewähren, bei dem aufwendige Apparaturen den realen Schadstoffausstoß im Straßenverkehr messen. Dabei dürfen die Emissionen im Vergleich zum Prüfstandsergebnis derzeit noch rund doppelt so hoch ausfallen, bis 2020 müssten die Werte im Labor und im echten Leben aber bis auf eine Messtoleranz identisch sein.

Für transparente und unabhängige Ergebnisse werden viele dieser Messungen auf den Prüfständen und in der Praxis nicht von den Herstellern selbst vorgenommen, sondern von Prüforganisationen. Und glaubt man den Entwicklern bei Porsche oder Mercedes, sind die Prüfstände von Tüv, Dekra & Co in ganz Europa auf Monate ausgebucht.

Für Kaufinteressierte heißt das: Manche neuen Modelle gibt es erstmal nur mit einer Motorvariante. Und: Der Kauf eines Neuwagens kann nun noch besser durchkalkuliert werden, da die Kunden genauer wissen, welche laufenden Kosten auf sie zukommen. Experten befürchten zwar, dass der höhere Aufwand auch zu höheren Kaufpreisen führen könnte.

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