Der CO2-Handel beginnt zu wirken: Immerhin 2,6 Milliarden Euro brachten die deutschen Auktionen dem Staat in diesem Jahr. Doppelt so viel wie 2017.

Wie die Emissionshandelsstelle des Umweltbundesamtes auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte, waren vergangenes Jahr knapp 1,2 Milliarden Euro zusammengekommen. Das ist immer noch deutlich weniger als die Kosten, die Experten den deutschen Emissionen zuschreiben.

Kraftwerke und Fabriken benötigen für jede Tonne Klimagase, die sie in die Atmosphäre emittieren, ein Zertifikat. Damit sollen die Unternehmen dazu gebracht werden, die Treibhausemissionen zu verringern. Die Einnahmen aus den Auktionen fließen in einen Energie- und Klimafonds. Eine gute Nachricht für die deutsche Regierung, die bei der aktuellen UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz wegen ihrer kohlefreundlichen Energiepolitik stark in der Kritik steht.

Emissionsrechtehandel nimmt Fahrt auf

Bisher waren die Verschmutzungsrechte günstig zu bekommen, weil sehr viele auf dem Markt waren. In diesem Jahr sind die Preise bei den Auktionen der Europäischen Energiebörse EEX in Leipzig aber kräftig gestiegen. Dies gilt als ein Grund für die derzeit steigenden Strompreise in Deutschland. Fast die Hälfte der Stromversorger haben aktuell Preiserhöhungen angekündigt oder bereits vorgenommen. Vielfach haben sie dabei auch auf die gestiegenen Preise für die CO2-Zertifikate verwiesen. (Warum die Preise jetzt erst steigen, erklären wir hier.)

Nach Angaben der Emissionshandelsstelle wurde in diesem Jahr bei den Versteigerungen ein Durchschnittspreis von 14,92 Euro je Zertifikat erzielt. Das ist fast eine Verdreifachung im Vergleich zu 2017, als der durchschnittliche Preis 5,81 Euro betragen hatte. In den vergangenen Monaten mussten bei den Auktionen sogar mehr als 20 Euro je Zertifikat geboten werden, um einen Zuschlag zu erhalten.

Zum Vergleich: CO2 technisch aus der Atmosphäre zu entfernen, kostet derzeit rund 100 US-Dollar pro Tonne. Aktuell ist die Vermeidung also die günstigere Klimaschutz-Variante. Unternehmen, die CO2 einfangen, hoffen allerdings darauf, dass sich die Preise mehr und mehr angleichen.

Preis 2019? Noch keine Prognose

Wie sich die Preise für die Verschmutzungsrechte im kommenden Jahr entwickeln, gilt bei Fachleuten als offen. „Es gibt zwei große Unsicherheiten, die den Preis beeinflussen“, sagte Fabian Huneke vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool. Das sei zum einen der Brexit. „Es ist nicht klar, ob Großbritannien aus dem Emissionshandel aussteigt.“ In Deutschland sei ungeklärt, „was mit den nicht mehr benötigten Zertifikaten passiert, wenn als Ergebnis der Verhandlungen in der Kohlekommission Kraftwerke stillgelegt werden“.

„Der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 muss endlich einen angemessenen Preis bekommen“, kommentierte der Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, die Entwicklung der CO2-Preise. Zwar werde der Betrieb von Kohlekraftwerken teurer, der Preis sei aber „noch weit von den Kosten entfernt, die das Gas CO2 in der Umwelt verursacht“.

Von den auf 2,6 Milliarden Euro gestiegenen Einnahmen aus den Versteigerungen profitiert der Bundeshaushalt. Denn das Bundeswirtschaftsministerium hatte für 2018 nur 1,6 Milliarden Euro erwartet. Der Bundeszuschuss für den mit rund 4,5 Milliarden Euro ausgestatteten Umweltfonds fällt damit deutlich niedriger aus. Aus dem Fonds werden unter anderem die energetische Gebäudesanierung und die Ansiedlung einer Batteriezellenproduktion gefördert.

Aus der FDP kommen nun erste Forderungen, die Einnahmen auch in die Entwicklung klimafreundlicher Technologien zu stecken: „Eine Klimapolitik, die auf Verzicht und Verbote setzt, ist zum Scheitern verurteilt“, sagte der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Lukas Köhler. In einem aktuellen Positionspapier schlägt er unter anderem die Erforschung von industriellen Produktionsverfahren vor, in denen klimaschädliches CO2 vermieden wird. Auch an der Weiterverwertung von CO2 in der Produktion solle weiter getüftelt werden.

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