Aktuelle Automodelle sind rollende High-Tech-Kisten. Hunderte von Prozessoren, Schnittstellen oder Software-Varianten arbeiten unter dem Blech. Immer kürzere Entwicklungszyklen verbinden sich mit immer komplizierterer Software. Und mit jedem Schritt hin zu mehr Autonomie bekommen die Fahrzeuge noch mehr Elektronik verpasst. Die muss ohne Probleme arbeiten, denn gerade im Verkehr kann jeder kleine Aussetzer schlimme Folgen haben. Doch wie in allen Bereichen des Lebens ist auch hier Perfektion kaum zu erreichen und Fehler schleichen sich ein.
Programmierfehler auf viele Millionen Zeilen Software verteilt, das verursacht ernsthafte Schwierigkeiten. Das israelische Start-up Aurora Labs spürt Software-Bugs auf, die den Autoherstellern entgangen sind. Es hilft damit, die Entwicklung von autonomen Fahrzeugen zu beschleunigen und macht die Autos sicherer. Jetzt hat das Start-up eine deutsche Niederlassung eröffnet.
„Fehlfunktionen sind unvermeidlich“
Deren Geschäftsführer ist Rudolf von Stokar, der seit einigen Wochen nördlich von München arbeitet. Dort, in Unterschleißheim, hat er sich nicht zufällig niedergelassen: Stokars Nachbarn sind die Ingenieure und Programmierer auf dem nagelneuen BMW Autonomous Driving Campus. So heißt die Einheit des Autoherstellers, die am Auto der Zukunft arbeitet. Es kommt auch ohne Fahrer aus und rollt mit Strom. Die Entwicklung hin zu diesen Fahrzeugen sei derzeit der Treiber des Geschäftes von Aurora Labs, erzählt von Stokar.
Zohar Fox, einer der israelischen Firmengründer, kennt die Probleme seiner Kunden. „Vom Airbag bis zur Bremse hängen inzwischen Dutzende wichtige Funktionen an der Software. Fehlfunktionen sind bei dieser Fülle unvermeidlich“, sagt er. Durch das frühe Aufspüren von Bugs könnte sich die Branche teure Rückrufe ersparen, die immer häufiger wegen Software-Fehlern anfallen. Mindestens zehn Prozent des Betriebsgewinns haben solche Bugs im vergangenen Jahr die Hersteller gekostet, schätzt Fox. Das Aurora-Programm findet Anomalien in der Auto-Software, die möglicherweise zu einem Ausfall führen würden. Mit Hilfe einer „selbstheilenden Plattform“ bietet die Software auch gleich Empfehlungen für die Reparatur an.
„Jeder Zulieferer hat sein eigenes System und eigene Arbeitsweisen“, erklärt Rudolf von Stokar die große Anfälligkeit für Fehler. Im fertigen Auto kommen die unterschiedlichen Methoden zusammen und produzieren „fast unausweichlich“ Bugs. Bislang werden sie in aufwendigen Fahrtests aufgespürt, doch die kosten Zeit und viel Geld. Mit Software geht es nicht nur rascher, sondern auch gründlicher.
Fehlersuche mit Künstlicher Intelligenz
Die Entwicklung zum selbstfahrenden Auto geschieht rasend schnell. Die traditionelle Branche wird dabei von Tesla und jungen Start-ups getrieben und steht unter großem Druck. Auch deshalb sind Fehler an der Tagesordnung. Doch anders als in der Unterhaltungselektronik bedeuten sie beim Auto möglicherweise ein großes Sicherheitsrisiko für den Nutzer.
Um spätere Pannen möglichst schon in der Entwicklung zu verhindern, arbeitet das Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz. „Wir überwachen die gesamte Software im Auto“, sagt Rudolf von Stokar. So errechnet das Aurora-Programm, an welchen Stellen die Wahrscheinlichkeit für Fehler besonders hoch ist. „Predictive Maintenance“ nennt sich das Verfahren. Aktuell wendet Aurora Labs das besonders bei Prototypen an. Von diesen produziert die Branche gerade besonders viele, schließlich ist das autonome Auto ein völlig neuer Technik-Bereich.