Kurz in der Innenstadt ein paar Besorgungen erledigen: Wenn der Bus nicht fährt und mit dem Auto die meiste Zeit für die Parkplatzsuche verschwendet wird, ist ein elektrischer Roller eine Alternative. In Stuttgart wollen die Stadtwerke den Menschen den Umstieg auf emissionsfreie Fortbewegung mit einem Sharing-System schmackhaft machen. Das kommt offenbar gut an denn der blaue Mietroller ist beliebt. In der Saison von März bis November legten die 100 Elektroroller knapp 360.000 Kilometer zurück. So viel seien sie noch nie gefahren worden, sagt Stadtwerke-Sprecherin Karoline von Graevenitz. Rund 63.000 Mal wurden die E-Roller gefahren – pro Nutzung also durchschnittlich 5,7 Kilometer weit.

Das Prinzip ist einfach: Jeder, der einen Autoführerschein hat, kann sich im Internet für 19 Euro registrieren und eine App auf sein Smartphone laden. Sie zeigt, wo ein E-Roller im Free-Floating-System gerade zur Verfügung steht und ob der Akku für die geplante Strecke noch reicht. Begrenzt ist dies allerdings auf die Innenstadt. Der Preis beträgt 19 Cent pro Minute oder 59 Cent pro Kilometer. „Abgerechnet wird die jeweils günstigere Variante“, erklärt von Graevenitz. Wird geparkt, kostet es noch zehn Cent pro Minute. Der maximale Tagespreis liegt bei 23 Euro. Den würde aber kaum jemand benötigen, so die Sprecherin.

Ladestationen gibt es nicht. Sind die Akkus leer, werden sie von einem Kooperationspartner der Stadtwerke ausgewechselt. Damit der Elektroantrieb wirklich grün ist, wird mit Ökostrom geladen und die Mitarbeiter fahren mit einem E-Auto zum Akku-Wechseln. Für den Energieversorger eine Selbstverständlichkeit. Sie bieten nur Ökostrom an und haben als Ziel, die Energiewende in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg voranzubringen.

Roller sollen Lust auf E-Mobilität machen

Die Stadtwerke Stuttgart sind wesentlich jünger als viele andere Stadtwerke. Erst 2011 wurden sie gegründet, um die Klimaziele umzusetzen. Stuttgart kann es gebrauchen. In puncto Luftqualität hat die Stadt eher ein Schmuddelimage. Sie leidet unter hohen Feinstaub- und Stickoxidwerten. Das soll sich ändern. Bis 2050 will die Stadt CO2-neutral sein und der Verkehr spielt dabei eine zentrale Rolle.

Der E-Roller dient den Stadtwerken als ein trojanisches Pferd, mit dem sie den Menschen die Elektromobilität näher bringen wollen. „Den Roller verstehen wir als eine Art Message“, erklärt Karoline von Graevenitz den Gedanken. E-Mobilität könne auf diese Weise zu einem niedrigen Preis ausprobiert werden. Ein Erfolgsprojekt: 11.000 Kunden sind bei Stella registriert. Die 100 Roller reichen dafür nicht. Im kommenden Jahr soll die Anzahl deshalb erhöht werden. Zahlen hat die Stadtwerke-Sprecherin noch nicht. Zunächst erfolgt noch eine Auswertung des bisherigen Pilotprojektes.

Auch Düsseldorf setzt auf E-Roller

Als die Stuttgarter 2016 starteten, waren sie der erste Energieversorger, der E-Roller-Sharing anbot. Andere wie Evo in Oberhausen und die Stadtwerke Düsseldorf zogen nach. Während in Oberhausen noch die Pilotphase mit zehn Rollern läuft, fahren in Düsseldorf bereits 300 E-Roller durch die Stadt. Im Gegensatz zu den blauen Zweirädern in Stuttgart sind sie grün und heißen eddy. Für Stadtwerke-Chef Udo Brockmeier ist eddy ein wichtiger Bestandteil künftiger urbaner Mobilität und einer modernen Sektorenkopplung von Strom und Mobilität.

Das Prinzip funktioniert ähnlich wie in Stuttgart: Die Fahrer können den Roller im Free Floating innerhalb der City überall ausleihen und an jedem Ort wieder abstellen. Die Fahrt kostet 19 Cent pro Minute, maximal 24 Euro am Tag. Auch in Nordrhein-Westfalen kommen die emissionsfreien Flitzer gut an: Die Stadtwerke haben bereits über 20.000 Kunden registriert.

Für ihr System bekamen sie vom ADAC den ersten Platz bei einem bundesweiten Test von sechs städtischen Rollerverleihsystemen. Überzeugt haben sie die Tester mit dem dichten Netz und der guten Qualität der Roller. Die Stuttgarter schnitten dagegen nicht so gut ab. Die Tester kritisierten vor allem die vergleichsweise hohen Kosten. Aufgebaut haben die Stuttgarter und Düsseldorfer ihr Verleihsystem mit dem Start-up emmy aus Berlin, die 2015 mit fünf Rollern starteten und heute über 1000 E-Roller verleihen.

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