Sneakers, Smartphone, Staubsauger: Etwa jeder achte Euro wird im Netz ausgegeben. Keine Frage, online einzukaufen ist bequem. Das zeigt sich auch in den Zahlen. Im vergangenen Jahr ist der Bruttoumsatz mit Waren im E-Commerce mit einem Plus von 11,4 Prozent auf 65,10 Milliarden gestiegen. Beim Shoppen im Netz gibt es abgesehen von der Sicherheit vor Trickbetrügern allerdings zwei Probleme. Das ist zum einen die Zustellung. Sie ist wenig umweltfreundlich, weil die Pakete meist mit Transportern geliefert werden, die mit herkömmlichem Kraftstoff fahren.

Amazon testet zwar einen kleinen autonomen Roboter, der mit Batterien seine Rollen antreibt und Pakete bis zur Haustür liefert. Ob der blaue Zusteller mit dem Namen Scout eine Zukunft hat, ist eher fraglich. Es löst auch nicht das zweite Problem. Denn auch für Scout muss der Empfänger zuhause sein, um das Paket anzunehmen. Und das ist nervig. Autohersteller Škoda nutzt daher in einem Pilotprojekt den Kofferraum als Paketstation nutzen. Andere Autohersteller wie Volvo und Smart bieten den Service bereits regulär an.

In Berlin und Bonn geht es bereits

Die meiste Zeit steht das Auto sowieso nur herum. Entweder vor der Haustür oder beim Arbeitgeber. Den Kofferraum als Lieferadresse für Online-Käufe zu nutzen, ist daher ideal. Über eine mobile App wird die Einwilligung erteilt, der Fahrzeugstandort für die Lieferung wird dem Kurier per GPS angezeigt. Mit einem einmaligen, abgesicherten Zugang kann er den Kofferraum in einem vom Kunden definierten Zeitraum über die mobile App öffnen. Der Bote legt die Sendung in den Kofferraum, schließt das Fahrzeug mit der App wieder ab und der Kunde erhält eine Nachricht über die erfolgreiche Zustellung.

Einfach und praktisch. Ob das Verfahren des konzerneigenen Auto DigiLab wirklich funktioniert, testet der tschechische Autohersteller gerade mit den Online-Shops Alza.cz und Rohlik.cz und einem kleinen Kundenkreis in der Praxis. Rohlik.cz-Gründer Tomáš Čupr ist aber optimistisch. „Diese Art der Belieferung hat das Potenzial, unsere Einkaufsroutine künftig zu verändern.“

Die Tschechen sind aber längst nicht die ersten Autohersteller, die den Kofferraum für die Paketlieferung einsetzen. Smart bietet den Service in Zusammenarbeit mit dem Paketdienst DHL bereits in Städten wie Berlin, Bonn, Köln oder Stuttgart unter der Bezeichnung ready to drop an. Der Nutzer muss sich jeweils bei beiden Unternehmen anmelden. Um das Verfahren möglichst sicher zu machen, muss der Smart-Fahrer bei jeder gewünschten Zustellung eine eigene TAN erzeugen – ähnlich wie beim Online-Banking. Die TAN gestattet es DHL, die Positionsdaten des Fahrzeugs einzusehen, den Kofferraum zu öffnen und zu schließen.

Amazon mischt in den USA mit

Volvo wiederum testet die Zustellung im Kofferraum bereits seit 2015 und offeriert den Service in nordischen Ländern und in der Schweiz. In den USA hat sich Volvo für das In-Car Delivery mit Online-Händler Amazon zusammengetan. Vorerst in 37 amerikanischen Städten, für einige Millionen Artikel. In Deutschland ist die Einführung „kurz- bis mittelfristig“ geplant. In Stockholm bietet der Autohersteller sogar eine Turbo-Lieferung mit ausgewählten Onlineshops an. Bereits zwei Stunden nach der Bestellung liefert das Start-up urb-it das Paket ins Auto. Bis 2025 wollen die Schweden die Echtzeit-Lieferung in 200 Städten weltweit anbieten.

VW will den Kofferraum seiner Autos ebenfalls zur Verfügung stellen. Seit dem vergangenen Jahr testet der Konzern den We Deliver getauften Dienst mit DHL in Berlin bei ausgewählten Fahrzeugmodellen. In diesem Jahr wollen die Wolfsburger den Service bei ausgewählten Fahrzeugmodellen ausrollen.

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