Wieviel Bike-Sharing verträgt eine Stadt? Diese Frage stellen sich Menschen nicht nur in Berlin oder München, wo sich die Leihräder an manchen Ecken schon stapeln. Bis zu 14.000 davon stehen alleine in Berlin, schätzt der dortige Senat.

Oft ist das System zu einer Plage geworden, was auch an der Unfähigkeit mancher Anbieter liegt. Firmen wie Obike oder Mobike erregen den Unmut selbst wohlwollender Sharing-Fans. Obike zum Beispiel hatte vergangenes Jahr in München willkürlich tausende Räder verteilt, die prompt Gehwege und U-Bahn-Zugänge verstopften. Gemietet wurden die Drahtesel kaum, viele waren nicht zu öffnen und zudem unbequem.

Manche Münchner ließen ihren Zorn an den nervigen Drahteseln aus und beschädigten sie. Das Unternehmen aus Singapur musste seine Räder schließlich auf öffentlichen Druck hin wieder einsammeln.

„Solche Fehler machen wir nicht“, verkündet Julia Boss. Die 33-jährige Juristin leitet Byke, einen der jüngsten Sharing-Anbieter aus Berlin. Trotz der Negativschlagzeilen über einige Konkurrenten glaubt sie, dass sich ihr Unternehmen auf dem schon gut besetzten Markt durchsetzen wird.

„Die Nutzer wollen ein Leihrad schnell öffnen und leicht bedienen können“, sagt Boss. Sie verspricht beides. Die Kunden säßen in deutlich unter zwei Minuten auf dem Sattel. Kein Anruf in einer Zentrale oder andere Umstände. Die App scannt einen QR-Code ein und los geht es.

Schlanke 300 Räder in Berlin

In Berlin hat Byke derzeit 300 Räder aufgestellt, im Rhein-Main-Gebiet sind es Boss zufolge 2000. Die Zweiräder stammen vom chinesischen Hersteller Phoenix, der gute Qualität biete: 26-Zoll-Reifen, Dreigang, hydraulisch verstellbarer Sattel. Auch das soll Byke von anderen Firmen unterscheiden, die China-Räder unterster Qualität nach Europa brachten.

Ein weiteres Merkmal des neuen Anbieters ist das große Einsatzgebiet. Es umfasst nicht nur wie üblich die Innenstädte. Außer in Frankfurt stehen die Byke-Räder auch in den umgebenden Gemeinden Dreieich und Langen. Im Ruhrgebiet können die Räder in Essen, Duisburg oder Mülheim entliehen werden. Möglich macht das die Firmen eigene Software. Sie ist das Herzstück von Byke. „Wir können die Räder damit besonders genau lokalisieren und ihre Wartung oder Abholung effizient gestalten“, sagt Julia Boss.

„Internationale Investoren“

Details über die Kosten für das aufwendige System, künftige Pläne oder ihre Geldgeber will die Geschäftsführerin nicht offenlegen. „Internationale Investoren“ stünden hinter dem Mitte 2017 gegründeten Unternehmen, heißt es lediglich.

Ein wichtiges Prinzip bei der Expansion ist Boss zufolge eine gute Kommunikation mit den Kommunen. „Die Städte müssen mitmachen, dazu brauchen wir einen engen Dialog.“ Also das Gegenteil von Guerilla-Aktionen, bei denen über Nacht die Räder im Stadtgebiet verteilt werden.

In Frankfurt konnte die Verwaltung vorab bestimmte Orte definieren, an denen keine Leihräder stehen sollen. Das sind zum Beispiel Ladezonen oder andere sensible Abschnitte. Byke will die Räder künftig von dort entfernen, falls sie doch einmal abgestellt werden.

Aber wie viele Sharing-Räder verträgt eine Stadt? „Noch viele“, glaubt Julia Boss. Die Radfahrer können von dem Konkurrenzkampf am Ende nur profitieren.

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