Am Anfang stand eine Lebenskrise des Firmengründers. Dirk Fehse war erfolgreicher Wirtschaftsprüfer, aber unzufrieden. Glücklich war er nur, wenn er mit seinem ausgebauten VW-Bus unterwegs war. Frei, ungebunden, mitten in der Natur.
Heute betreibt der 36-jährige Berliner PaulCamper, die nach seinen Worten größte Vermittlungs-Plattform für Wohnmobile und beschäftigt mehrere Dutzend Mitarbeiter. Von Krise ist bei ihm längst keine Rede mehr.
Im Angebot der Plattform sind heute tausende von Fahrzeugen, die ihre privaten Besitzer anderen gegen Geld überlassen. Ein Boom-Markt, sagt Fehse: „Die Nachfrage ist größer als die Zahl an verfügbaren Mobilen.“
Camping ist schon seit einigen Jahren schwer angesagt. Eine halbe Million Wohnmobile gibt es in Deutschland, dazu weitere 900.000 Wohnwagen, die ans Auto angehängt werden. Von den Besitzern wurden sie oft mit viel Liebe ausgebaut oder gestaltet. Dennoch stehen sie viel Zeit ungenutzt herum.
Für immer mehr Eigentümer ist deshalb die Vermietung ein lukrativer Weg, die eigene Leidenschaft zu finanzieren. „Wer regelmäßig teilt kann seine Betriebskosten hereinbekommen und nutzt den Camper somit umsonst“, sagt Fehse. Im Schnitt teilen seine Kunden ihr Gefährt 85 Nächte im Jahr mit anderen, da bleibt genügend Zeit für das eigene Freizeitvergnügen. Die Allgemeinheit profitiert von den bekannten Vorteilen des Sharing-Gedankens: Vorhandene Ressourcen werden besser ausgenutzt, das schont Menschen und Umwelt.
Zwei Drittel der PaulCamper-Nutzer sind Anfänger – sie fahren erstmals mobil in den Urlaub oder übers Wochenende weg. „Die Leute wollen heute Erlebnisse kaufen. Das funktioniert beim Camping hervorragend“, analysiert der Firmenchef seine Kundschaft. Das Klischee vom Rentnervergnügen stimmt offenbar nicht: Durchschnittlich 42 Jahre alt seien die Mieter, sagt der Firmenchef. „Wir haben aber alles von 20 bis 70 Jahren dabei.“
Anders als bei traditionellen Wohnmobil-Vermietern ist bei der Berliner Plattform Individualität das große Thema. „Jedes Fahrzeug ist anders“, sagt Dirk Fehse. Vom uralten T4 mit selbst gezimmerten Einbauten bis zu luxuriösen Alkoven-Mobilen mit allem Komfort reicht das Sortiment. Wie bei anderen Sharing-Plattformen finden sich Anbieter und Nachfrager über Anzeigen mit ausführlichem Fotomaterial.
Anders als sonst sollen sich die beiden Seiten hier aber persönlich kennenlernen, ehe das Geschäft zustande kommt. „Der Vermieter entscheidet letztlich, ob er sein Fahrzeug einem Interessenten wirklich überlässt“, beruhigt Fehse misstrauische Mobil-Liebhaber. Der unterschriebene Vertrag soll beide Seiten von allen Sorgen um das Fahrzeug befreien. Er enthält deshalb eine umfangreiche Versicherung und auch eine Kaution, falls das geliebte Mobil beschädigt oder verschmutzt zurückkommt.