Man nehme einen schwächeren Wechselrichter – das einzige größere Bauteil, das in der Taycan-Hierarchie das Spitzenmodell Turbo S vom einfachen Turbo unterscheidet – und der Verkaufspreis für den ersten vollelektrischen Porsche sinkt schon einmal um rund 32.000 Euro auf dann nur noch 152.000 Euro. Immer noch zu teuer? Na ja, dann packen wir eben eine kleinere Batterie in das Auto und packen zwei Elektromotoren dazu, die zusammen nur 390 statt 460 Kilowatt (kW) Leistung auf die Straße bringen. Statt in 2,8 Sekunden beschleunigt der Taycan dann zwar nur noch in vier Sekunden auf Tempo 100. Aber dafür steht dann nur noch ein Basispreis von 105.607 in der Einkaufsliste. Und fertig ist dann das – vorläufige – Einstiegsmodell von Porsche für das Zeitalter der Elektromobilität.
Einstöckige Batterie
So einfach gestaltet sich die Preisstrategie, wenn man als Autohersteller einen guten Namen hat. Und so einfach ist sie, wenn die Antriebstechnologie sich aus einer überschaubaren Anzahl von Bauteilen zusammensetzt. Beim Elektroauto besteht diese im wesentlichen und stark vereinfacht aus ein oder mehreren Elektromotoren, einer Hochvolt-Batterie und einem Wechselrichter, der die Energiezufuhr zu den Motoren regelt. So veranschaulicht das neue Basismodell des Taycan, den der Stuttgarter Sportwagenhersteller heute vorgestellt hat, auch sehr gut, wie leicht es ist, ein derartiges Produkt wie ein Elektroauto an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen, ohne wie bisher auf zweistellige Preisspannen verzichten zu müssen. Denn das „Basismodell“ lässt sich leicht wieder an das Preisniveau der Spitzenmodelle heranführen. Wer sich nicht mit einer „einstöckigen Performance-Batterie“ mit nur 79,2 Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität begnügen und einer Reichweite von 407 Kilometern nach der WLTP-Verbrauchsnorm begnügen kann, ordert gegen einen Aufpreis von 6521 Euro einfach die zweistöckige Ausführung des Turbo mit 93,4 kWh und kommt damit dann bis zu 463 Kilometer weit. Kleiner Nebeneffekt: Die maximale Ladeleistung steigt dann auch von 225 kW auf 270 kW – man kommt dann vom Ionity-Schnelllader an der Autobahn ein paar Minuten schneller wieder weg und mit einer Akkuladung ein paar Kilometer weiter. Allerdings muss, wer den Taycan 4 S mit großem Akku ordert, sich weiterhin mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h begnügen. Bei den so genannten Turbo-Ausführungen (die natürlich keinen Turbo an Bord haben) regeln erst bei Tempo 260 ab.
Und was unterscheidet das Basismodell technisch sonst so von den Spitzenausführungen? Jede Menge aufpreispflichtige Extras. Ein veganes, lederfreies Interieur gibt es im Turbo umsonst, kostet im 4S aber über 3500 Euro Aufpreis. Eine Metalliclackierung ist dort im Preis inbegriffen, hier aufpreispflichtig. Die Räder fallen in der Basisausführung natürlich kleiner aus, auch die Bremsen sind einfacher gestaltet. Doch alles lässt sich nachrüsten. Gegen Aufpreis, versteht sich. Ist halt ein Porsche.
Hecktriebler als nächstes
Da muss selbst der Käufer der Topausführung für eine Wärmepumpe oder ein Typ-2-Ladekabel extra zahlen. Kostenlos angeboten wird lediglich die Möglichkeit, auf die Modellbezeichnung am Heck zu verzichten, damit man sich nicht als Knauser outet. Ausgesprochene Sparfüchse sollten ohnehin noch eine Weile mit der Bestellung warten: Der Taycan 4S wird nicht lange Basismodell bleiben. Denn schon sind Modelle in Vorbereitung, die ohne Allradantrieb auskommen, sich mit einem Heckantrieb begnügen werden. „Die Preisunterschiede zwischen den Ausführungen werden so groß sein wie bei unseren übrigen Baureihen“, hatte mir ein Porsche-Entwickler bei der Präsentation des Taycan geflüstert. Wir tippen dann mal auf einen Einstiegspreis von 85.000 Euro für das nächste Einstiegsmodell und die vierte Version der elektrischen Sportlimousine. Bestellbar ab November, lieferbar ab März 2020.