Einen Kaffee trinken und nebenbei für ein paar hundert Kilometer Strom für das Elektroauto laden: Noch ist das die Ausnahme. Es wird aber die Zukunft sein, und das nicht nur an Autobahnen, sondern auch in Städten. Ein Beispiel, wie das funktionieren könnte, ist die Highspeed-Säule von Ladeinfrastruktur-Betreiber Allego, bei der fünf Minuten laden für 100 Kilometer ausreichen.
An 1274 Schnellladepunkten können laut Bundesnetzagentur in Deutschland im Moment Elektroautos geladen werden. Aber nicht überall gibt das Netz die notwendige Leistung für das High-Speed-Laden her. Das Niederspannungsnetz in Städten stößt dabei schnell an ihre Grenzen. Eine Batterie kann als Puffer dienen. Während sie langsam aus dem Netz geladen wird, gibt sie den Strom in Hochgeschwindigkeit an die Ladesäule ab.
Genau dies hat ADS-TEC entwickelt. Mit der Kombination aus Schnelllader und Lithium-Ionen-Batteriespeicher will das Familienunternehmen schnelles Laden an dezentralen Standorten ermöglichen. Bei dem HPC High Power Charger sind Ladeleistungen von bis zu 320 Kilowatt pro Fahrzeug bei einer Netzanschlussleistung von 50 Kilowatt möglich. „Die höchste Leistungsklasse mit dem 320 kW Charger erlaubt das Laden von 300 Kilometer Reichweite in wenigen Minuten“, erklärt Vertriebsleiter Andreas Schimanski.
Kooperation mit Porsche
In die Schnellladetechnologie ist ein extrem komprimiertes Batteriespeichersystem integriert – ein weniger als zwei Kubikmeter großes Komplettsystem inklusive Batterie, Umrichter, Klimatisierung, Steuerung, Energiemanagement, Firewall und Kommunikationseinheit. Es nutzt das bestehende Verteilnetz und macht einen Netzausbau überflüssig.
Entwickelt hat der Spezialist für industrielle IT- und Energiesysteme aus Nürtingen dies mit der Porsche Engineering Group, die bereits im vergangenen Jahr die ersten Schnelllader in Berlin aufstellten. „Wenn 2019 der Mission E auf den Markt rollt, sollen sich die Käufer mit dem ersten Serien-Elektroauto mit 800-Volt-Technik sorglos durch Deutschland bewegen können“, so Porsche-Deutschland-Chef Jens Puttfarcken.
Weltweit sei der HPC High Power Charger die leistungsstärkste Lösung für schnelles Laden von E-Fahrzeugen im leistungsbegrenzten Verteilnetz, erklärt Thomas Speidel, ADS-TEC Geschäftsführer und Präsident des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES). „Wir sind davon überzeugt, dass mit dieser hoch optimierten Lösung ein wichtiger Baustein für die Anwenderakzeptanz und die Freude an der Elektromobilität geschaffen wird.“ Für ihn ist das problemlose und bei Bedarf schnelle Laden ein wesentlicher Akzeptanzfaktor in der E-Mobilität.
Auch wenn dies die Preise für die – ohnehin schon teuren – Schnelllader nach oben treibt, kann es sich nach Ansicht von Vertriebsleiter Schimanski rechnen. „Der Ausbau eines Niederspannungsnetzes in ein Mittelspannungsnetz ist deutlich teurer als ein lokaler Speicher mit Leistungsausgang.“