Stecker rein und nach wenigen Minuten weiterfahren. Für Elektroauto-Besitzer ist das ein Traum. Ladeinfrastruktur-Betreiber Allego will das zur Realität machen. Fünf Minuten laden an der Highspeed-Säule reichen für 100 Kilometer aus. Der Haken an der Highspeed-Ladung: Bisher sind Batterien von Elektroautos für eine Leistung von bis zu 350 Kilowatt (kW) nur selten ausgelegt.
Dass dies die Zukunft ist, daran besteht bei Allego allerdings kein Zweifel. 322 Standorte in Europa will das Unternehmen mit „ultraschnellen“ Ladesäulen ausrüsten – inklusive 39 „multimodaler Charging Hubs“. Diese bestehen aus Park-and-Ride-Einrichtungen und intermodalen Knotenpunkten wie Bahn- und Busbahnhöfen, die sowohl ultraschnelles als auch langsames Laden von E-Taxis oder E-Bussen und somit auch E-Car-Sharing sowie E-Logistik am selben Ort erlauben.
Das paneuropäische MEGA-E- Projekt – was für Metropolitan Greater Areas Electrified steht – wurde von Allego ins Leben gerufen und wird von der EU mit 29 Millionen Euro gefördert. Start des Roll-outs ist bereits im Juni. Den Anfang machen Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Polen, Schweden und Großbritannien.
Allego legt dabei Wert auf offene Standards und ein interoperables Ladenetzwerk, das für alle Autotypen sowie Nutzer zugänglich ist. Da die Technik in Europa sehr unterschiedlich ist, sollen Lösungen angeboten werden, die „einheitliche und einfache Nutzungsbedingungen für Verbraucher schaffen, damit diese sich künftig mehr für die nachhaltige Elektromobilität entscheiden“, heißt es in einer Mitteilung des Ladesäulen-Betreibers.
Mehr Anbieter für Schnellladesäulen
Neben Allego, das aus der niederländischen Energienetzgesellschaft Alliander hervorgegangen ist, setzen auch andere Anbieter auf High-Speed: Der Schweizer Konzern ABB zeigte auf der Hannover Messe die Schnellladesäule Terra HP. Die nach eigenen Angaben „schnellste Elektroauto-Ladesäule der Welt“ bietet in acht Minuten Strom für 200 Kilometer.
Das ist sogar schneller als der Supercharger von Tesla. Die erste ABB-Säule, die Elektroautos mit 400-Volt und auch mit 800-Volt-Batterien mit voller Leistung laden kann, steht bereits seit März am Rasthof „De Watering“, an der niederländischen Autobahn A8 in der Nähe von Amsterdam. Haupteinsatzgebiet soll aber die USA werden.
Die Ladesäule wurde gerade für Electrify America, dem bisher größten Elektromobilitäts-Infrastrukturprojekt in den Vereinigten Staaten, ausgewählt. Die Volkswagen-Tochter investiert zusammen mit dem California Air Resources Board (CARB) und der U.S. Environmental Protection Agency (EPA) in den kommenden zehn Jahren zwei Milliarden US-Dollar in den Ausbau der Elektromobilität und den Aufbau eines Schnellladenetzes.
Porsche verkauft zwar noch keine Säulen, hat aber bereits im vergangenen Jahr sein High Power Charging (HPC) in Berlin-Adlershof aufgestellt – die ebenfalls den Supercharger von Tesla abhängt. Die High-Speed-Säule des Luxusautobauers aus Zuffenhausen hat ebenfalls den Sprung von rund 400 Volt für DC-Schnellladestationen auf 800 Volt gewagt. Für Porsche ist das High Power Charging auf 800-Volt-Basis die Zukunft des Ladens. Wer gerne schnell fährt, möchte vor der Ladesäule sicher keine Zeit verschwenden.