Wie viel Strom saugt eigentlich die Playstation, was verbraucht der Kühlschrank und wie viel kostet monatlich die Beleuchtung – so genau weiß das eigentlich kein Verbraucher. Oft kommt das böse Erwachen am Ende des Jahres, wenn der Stromversorger eine dicke Nachzahlung einfordert.
Das Berliner Start-up Fresh Energy möchte seine Kunden vor solchen unangenehmen Überraschungen bewahren und gleichzeitig dabei helfen, Strom zu sparen. Dazu setzt das Unternehmen auf sogenannte intelligente Stromzähler. Diese auch Smart Meter genannten Geräte erfassen, speichern und übertragen alle Verbrauchsdaten elektronisch.
Das funktioniert so: Das Smart Meter tastet die Spannungsflüsse im Haushalt ab. Wird ein Gerät eingeschaltet, merkt der Stromzähler dies am Frequenzanstieg. Mithilfe einer speziellen Software kann der Stromzähler erkennen, um welches Gerät es sich handelt. Diese Info überträgt das Gerät in Echtzeit an die App von Fresh Energy. Zur Übertragung der Daten wird der Internet-Router des Kunden genutzt. Der Verbraucher kann also live dabei zusehen, wie der Stromverbrauch in die Höhe schießt, etwa wenn er den Backofen anschaltet oder Staub saugt. Besonders schlimme Stromfresser, wie alte Kühlschränke oder die dauernd brennende Außenleuchte, können auf diese Weise leicht identifiziert werden.
Dieser Aha-Moment sei wichtig für das Stromsparen, meinen die Gründer von Fresh Energy. „Wir können anhand der anonymisierten Daten unserer Kunden sehen, dass innerhalb der ersten drei Monate ein Lerneffekt einsetzt und der Stromverbrauch in den kommenden Wochen um bis zu zwölf Prozent sinkt“, sagt Christian Bogatu, CEO und Mitgründer von Fresh Energy. Bei einem 4-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von jährlich 4200 Kilowattstunden ließen sich bei einem Strompreis von 28 Cent/kWh also rund 140 Euro im Jahr sparen. Das von Fresh Energy angegebene Einsparpotenzial deckt sich mit Ergebnissen einer Studie der Stanford University, der zufolge Verbraucher allein durch die Live-Visualisierung ihren Stromverbrauch erheblich senken.
Schutz vor Hackern
Smart Meter stehen immer wieder in der Kritik. In der Vergangenheit gab es Fälle, bei denen die Geräte unerlaubt zu viele private Daten sammelten. Außerdem gelten sie als potenzielles Angriffsziel für Hacker. Deswegen lässt Fresh Energy sein System nach eigenen Angaben regelmäßig von sogenannten White-Hat-Hackern auf Schwachstellen überprüfen. Obendrauf verfügt der eingesetzte Stromzähler über eine unidirektionale Schnittstelle, bei dem eine Fernsteuerung des Zählers unmöglich sei, so Bogatu. Die gesammelten Informationen werden nach Angaben von Fresh Energy auf einem Server in Deutschland gespeichert und seien nur für den eingeloggten Verbraucher in seinem Account sichtbar.
Installation, Smart-Meter und die App zur Visualisierung sind im Angebot enthalten. Abgerechnet wird monatlich nach tatsächlichem Verbrauch mit einer einmonatigen Kündigungsfrist. Die transparente Stromrechnung ist ein weiterer Vorteil für den Verbraucher, denn zu hoch angesetzte Abschläge oder Nachzahlungen, die die Haushaltskasse unnötig belasten, gibt es auf diese Weise nicht mehr. Für das Geschäftsmodell bekamen die Gründer kürzlich den Perpetuum-Preis für „herausragende Innovationen im Bereich der Energieeffizienz“.
Bald auch selbst Ökostromanbieter
Bislang arbeitete Fresh Energy mit dem Stromanbieter eprimo zusammen, der nach Vertragsabschluss die Kunden des Start-ups mit Strom versorgte. Kürzlich hat das Start-up jedoch eine eigene Stromlizenz erhalten. Ab 1. Juni wird das Unternehmen selbst zertifizierten Ökostrom an der Strombörse einkaufen und als eigenständiger Stromlieferant agieren. „Wir sind der ökologischste Stromanbieter am Markt, denn der ökologischste Strom ist immer noch der eingesparte Strom“, sagt Daniel von Gaertner, COO und Mitgründer von Fresh Energy.
Dann wolle man weitere Stromkunden gewinnen. Primär im Fokus hat das Unternehmen jedoch das Kooperationsgeschäft mit Stadtwerken und Energieversorgern, die das Geschäftsmodell als Lösung für ihre eigenen Kunden verwenden sollen.