Das warme Wetter setzt dem Skisport zu – nicht nur im Frühling, auch die Winter werden immer wärmer. Im Gegenzug macht moderne Technik den Brettersport deutlich sicherer.

Eine große Gefahr bilden nämlich Lawinen, die Mensch und Material mit sich reißen können. In diesem Winter fiel in den Alpen jede Menge Schnee und selbst im Sauerland waren die Pisten wieder weiß. Tolle Bedingungen also für Wintersportfans – aber auch gefährliche. Denn zwischen November 2018 und Mitte Januar diesen Jahres waren allein in Österreich schon doppelt so viele Menschen bei Abgängen umgekommen wie im langjährigen Durchschnitt.

Die Lösung dafür soll ausgerechnet aus dem flachen und weitgehend schneefreien Hamburg kommen. Das Start-up Bluebird Mountain erforscht dort eine neue Methode, um Lawinenopfer schneller zu finden. Ihr dafür entwickeltes Gerät heißt PowderBee und ist eine Drohne. Verschüttete ortet das Gerät per Funk aus der Luft, Retter könnten so schneller an die richtige Stelle gelangen.

Konstantin Kollar kennt schon jeden Witz, den die Verbindung Hamburg und Alpinsport-Gerät provoziert. Der 32-Jährige ist einer der vier Gründer von Bluebird Mountain und Bergenthusiast – trotz seines hanseatischen Wohnorts. „Bislang bringt es uns eher Aufmerksamkeit, dass wir mit unserer Idee in Hamburg stationiert sind“, sagt Kollar.

Jede Sekunde zählt

Seine Vision: Im Falle eines Lawinenabgangs packen die nicht verschütteten Gruppenmitglieder eine Drohne aus und starten sie in die Richtung, in der sie das Opfer zuletzt gesehen haben. Innerhalb von wenigen Sekunden lässt sich das Gerät dort nieder, wo es Funksignale ortet. Diese sendet ein Notrufgerät des Verschütteten aus, ähnlich wie auch heute schon üblich ist.

Bisher werden diese Signale nur vom Boden aus registriert, deshalb müssen Retter eine große Schneefläche absuchen. Die Drohne fliegt dagegen direkt zum Opfer, dessen Kameraden gezielt und ohne Zeit- oder Energieverlust an exakt dieser Stelle graben können. Bis zu zwei Minuten Zeitersparnis zur bislang üblichen Ortungsmethode verspricht Kollar damit. Scheint wenig, ist aber viel: Weil unter Schneemassen der Erstickungstod droht, kommt es auf jeden Moment an.

Noch gibt es nur Prototypen der Hamburger Lawinen-Drohne. Mit der Serienfertigung rechnen die Jungunternehmer in etwa zwei Jahren. Aktuell suchen sie nach Investoren, die bei der weiteren Entwicklung des Produktes helfen könnten. Getestet werden aber schon die ersten Exemplare von Profis. Die Bergwacht in den bayerischen Bergen hat sie versuchsweise eingesetzt und Verbesserungsvorschläge geliefert. Klar ist nämlich: Auch eine Drohne wird die professionellen Retter nicht überflüssig machen. Im Ernstfall könnte sie aber immerhin rascher erste Hilfe am Berg ermöglichen. Dort, wo für Verschüttete jede Sekunde zählt.

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