Früher haben Computerspieler mit dem Joystick Autos und Flugzeuge durch virtuelle Welten manövriert. Bald könnte er es auch in die reale Welt schaffen. Denn das schwedische Start-up Uniti hat vor wenigen Tagen bei einem Enthüllungsevent einen vollelektrischen Stadt-PKW vorgestellt – und zum Steuern greift der Fahrer statt zu Lenkrad zu zwei Joysticks.

Die funktionieren fast wie am Computer: Vorwärts drücken heißt Beschleunigen, nach hinten ziehen heißt Bremsen. Seitliches Kippen ersetzt das Drehen am Lenkrad. Pedale sind dadurch überflüssig. Ein bisschen erinnert das an den Steuerknüppel im Flugzeug.

Doch der Joystick-Lenker ist nur ein Teil des modernen Innendesigns des „Uniti One“. Die beiden Fahrgäste finden auf zwei Sitzen hintereinander Platz. Statt eines Armaturenbretts kann der Fahrer an einem Touchscreen-Display alle wichtigen Funktionen bedienen. Die Fahrtinformation projiziert der Wagen an die Frontscheibe. Damit man beim Fahren nicht die Hände von den Joysticks nehmen muss, reagiert das System auch auf Sprachkommandos. Und ein System für autonomes Fahren ist auch eingebaut.

300 Kilometer Reichweite

Der Elektromotor bekommt seinen Strom aus einer 22 kWh Batterie. So schafft es der Uniti One auf eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern mit einer Ladung. Die Batterie einmal komplett aufzuladen dauert rund drei Stunden, mit schnellerem Gleichstromladen hat man in einer halben Stunde genug Strom für 200 Kilometer getankt.

Den Wagen gibt es auch in einer Version mit einer kleineren 11-kWh-Batterie, mit der man immerhin 150 Kilometer weit kommt. Je nach Ausstattung wiegt der Wagen bis zu 450 Kilogramm und ist damit ähnlich schwer wie beispielsweise der Renault Twizy. Für große Fans der linken Spur auf Autobahnen ist der Uniti One allerdings nicht unbedingt geeignet. Die Höchstgeschwindigkeit des Elektroautos liegt bei voller Ausstattung nämlich bei rund 130 km/h, bei günstigeren Modellen sogar noch unter 100 km/h.

Nicht nur beim Antrieb achtet Uniti auf Umweltschonung, auch die im Auto verbauten Teile selbst sind nachhaltig konzipiert. Sie bestehen aus recycelbaren Kohlenstofffasern und organischen Kompositwerkstoffen. Insgesamt soll der Wagen über seine komplette Lebensdauer bis zu 75 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen als ein übliches Auto mit Verbrennungsmotor.

Ziel ist es, im Jahr 2019 die ersten Autos zu produzieren und zu verkaufen. Die vollausgestattete Version soll 19900 Euro kosten. Im Autohaus steht der Uniti One allerdings nicht, alle Bestellungen laufen online ab. Wer den Wagen vorher mal anfassen möchte muss zu einem von zwei Filialen von Mediamarkt in Schweden reisen, wo er ausgestellt ist. Neben dem aktuellen Zweisitzer sind auch Vier- und Fünfsitzer geplant. Das sei einfach umzusetzen, meint der Hersteller, denn das Design sei sehr gut skalierbar.

Kooperationen mit Siemens und E.On

Mit dem Produktionsbeginn 2019 legt das junge Start-up ein enormes Tempo an den Tag. Uniti hat sich erst 2015 aus einem Universitätsprojekt gegründet, bei dem die Idee für das E-Auto entstanden ist. Im vergangenen Jahr sammelte das Unternehmen dann 1,2 Millionen Euro per Crowdfunding ein. Auf Investoren aus der Autobranche wollte Uniti verzichten. Stattdessen ist das Start-up Kooperationen mit einigen großen Technik- und Energiekonzernen eingegangen.

Auch deutsche Unternehmen sind beteiligt. Siemens und Uniti haben im Frühjahr angekündigt, dass das Auto in einer smarten Fabrik 4.0 zusammengeschraubt werden soll. Siemens liefert die Maschinen, die für die vollautomatische Produktion nötig sind. Außerdem hat E.On angekündigt, dass schwedische Kunden beim Kauf eines Uniti One fünf Jahre lang kostenlosen Solarstrom zum Laden in der eigenen Garage erhalten.

Das scheint ein Anreiz zu sein. Aktuell kann man sich die E-Autos mit einer Anzahlung reservieren. Immerhin rund 1000 Bestellungen sollen Uniti bereits vorliegen. Allerdings noch nicht genug für das ambitionierte Start-up: Denn die Schweden wollen irgendwann bis zu 50.000 Autos im Jahr produzieren.

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