Laute, dreckige Innenstädte sind für diejenigen, die nur durchfahren, kein Problem – wer dort wohnt, steigt aber immer öfter auf elektrische Roller um. Die lösen beide Probleme auf einmal – manche Kommunen wie etwa München unterstützen es deshalb finanziell, wenn knatternde Stinker-Roller gegen leise und saubere E-Modelle eingetauscht werden.

Die Fördersummen von wenigen hundert Euro sind angesichts der hohen Neupreise für die meisten Modelle jedoch ein schwaches Kaufargument. Bislang gilt der E-Scooter deshalb vor allem als Hipster-Accessoire. In Deutschland sollen etwa 10.000 elektrische Roller auf den Straßen unterwegs sein.

Doch das Angebot wächst. Immer mehr Hersteller drängen auf den Markt, etwa Kumpan, Kreidler und Emco, die alle im Preissegment von 3000 bis 4000 Euro vertreten sind. Asiatische Importmodelle sind teils deutlich billiger – aber nicht immer fertig montiert, wenn sie überhaupt eine deutsche Straßenzulassung haben.

In diesem Umfeld versucht es das Start-up Unu mit Kampfpreisen. Wobei Start-up ein dehnbarer Begriff ist, schließlich gibt es den gleichnamigen E-Roller schon seit vier Jahren, was in der Elektromobilität ja kein kurzer Zeitraum mehr ist.

Das Berliner Unternehmen bietet seine E-Roller ab 1700 Euro an. Das ist möglich, weil Unu ein spezielles Geschäftsmodell gewählt hat. „Wir verzichten auf den Handel“, erklärt Pascal Blum. Der 29-Jährige ist einer der Gründer von Unu. Die Roller verkaufen er und seine Mitstreiter direkt über das Internet, ohne Zwischen- oder Endhändler. Was sie so beim Vertrieb einsparen legen sie auf den Verkaufspreis um. Auch der Bestellprozess läuft vollautomatisch über die Homepage. Wer dennoch persönliche Beratung wünscht, muss bei Unu anrufen.

Inspiriert von den Straßen Shanghais

Die Liebe zum E-Roller haben Blum und seine Kollegen während eines Studienaufenthalts in Shanghai entdeckt. In Chinas Städten dürfen Zweiräder schon lange nicht mehr mit Verbrenner fahren, entsprechend sieht es auf den Straßen aus. Millionen E-Scooter surren dort durch die Metropolen, oft sind das jedoch abenteuerliche Konstruktionen. Die jungen Gaststudenten aus Deutschland waren von den vielen Elektrorollern überwältigt, nicht aber von deren Qualität.

Das Massentransportmittel kostet in China oft nur wenige hundert Euro, dafür fällt es technisch und optisch dürftig aus. „Das können wir besser“, sagten sich Blum und zwei Mitstreiter und gründeten 2013 ihr eigenes Unternehmen: Unu. Von China kamen die Gründer seither nicht mehr los. Ihre Firma sitzt zwar in Deutschland, doch die Roller stammen aus Fernost. Schließlich gibt es nirgendwo so viel Produktions-Know-How zum Thema elektrische Zweiräder wie in China. Die für Europa gefertigten Unu-Roller verfügen allerdings über eine deutlich bessere Qualität als das Gros in Fernost. Und sie sehen auch wesentlich besser aus.

Akku zum Mitnehmen

Bei einem Fahrvergleich mit mehreren Anbietern durch eine große Boulevardzeitung kamen die Unu-Roller im vergangenen Jahr am besten weg, trotz kleinerer Mängel. Die Handhabung ist einfach: Der Akku lässt sich abnehmen und an der heimischen Steckdose laden. Ein voller Speicher genügt für etwa 50 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 45 Kilometern pro Stunde. Die Energierückgewinnung sorgt dafür, dass beim Bremsen die Batterie wieder geladen wird – ideal für den Stadtverkehr. Ein Autoführerschein genügt, die Versicherung ist günstig.

Die bunten Unu-Roller werden bei Flextronics gebaut, einem bekannten Auftragsfertiger in der Volksrepublik. Wichtige Teile wie etwa der Motor stammen aber von namhaften europäischen und asiatischen Herstellern: Bosch oder LG verkaufen ihre Motoren und Batterien an Zwei- und Vierradhersteller in der ganzen Welt. Design und Entwicklung erledigen die Unu-Mitarbeiter dagegen in Deutschland im Berliner Stadtteil Kreuzberg.

Alles zusammen genommen ermöglicht das Konzept tatsächlich günstige Preise. Unu-Gründer Blum sagt, in Deutschland sei das Start-up bereits profitabel. Wer einen Roller bestellt, erhält ihn übrigens in einer Kiste, auf Wunsch bereits mit Versicherungsschild. Auspacken, aufsitzen, losfahren – deutlich mehr Komfort als bei Import-Modellen.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert