Die Zombiehorden hämmerten bereits gegen die Haustür, als ich das Vello Bike+ im Flur startete. Die lebenden Toten hatten mich gehört und wollten nun mein Hirn. Langsam drückten sie die Tür nach innen – langsam aber stetig. Ein Glück, dass ich ein Fluchtfahrzeug zur Verfügung hatte.

Ich hatte das Faltrad des österreichischen Herstellers schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt. Doch dann ging es los: Der Untergang der Menschheit, wie wir sie kannten, begann nachts. Am Fernseher verfolgte ich, wie sich das Virus rasant ausbreitete – bis der Empfang abbrach. So war ich morgens in meinem kleinen Innenstadt-Apartment eingesperrt, auf der Straße wankten die Zombies umher auf der Suche nach Hirn.

Zu Fuß fliehen? Ich würde keine 100 Meter weit kommen. Mein Auto war damit unerreichbar, außerdem reichte der Tank nur noch für 50 Kilometer. Also holte ich das Vello Bike+ aus dem Keller. Jetzt würde es seine ganze Stärke ausspielen können.

Kluger Faltmechanismus für die eilige Zombieflucht

Der Klappmechanismus funktioniert zwar nicht intuitiv, aber schnell: Das Bike+ hat kein Scharnier in der Mitte, dafür lässt sich das Vorderrad lösen und einklappen, der hintere Teil des Rades hält nur dank Magnet und Eigengewicht und lässt sich damit auch leicht zusammenschnappen.

Bis das klappt, braucht es allerdings etwas Übung. Gerade beim Zusammenfalten landen die Räder nicht automatisch auf gleicher Höhe und beim händischen Nachjustieren macht man sich schon mal schmutzig – ist allerdings auch ein Anfängerproblem, das Schieben und Ziehen wird mit jedem Mal weniger, bis man es nach ein paar Stunden raus hat.

Zum Glück geht mir das Klappen, insbesondere das Ausklappen, mittlerweile in Sekunden von der Hand – wichtige Zeit, um vor den Zombies zu fliehen.

Kampf gegen die Bluetooth-App

Lenker, Sattel und Vorderrad lassen sich mit Klemmen oder Spannern fixieren, was extrem geschmeidig funktioniert. Weniger geschmeidig: Die Steuerung per App.

Eigentlich ist es ja sinnvoll, Strecke, Geschwindigkeit, Akkustand und Fahr-Modus über eine Handyapp anzuzeigen. Sind Rad und Smartphone bereits miteinander bekannt, geht das auch meist reibungslos. Aber jeder, der auf einer Party schon mal die Kontrolle über eine Bluetooth-Boombox erlangen wollte, weiß, dass manchmal der Wurm drin steckt.

Hätte ich das Rad nicht im Treppenhaus mit einem der Geräte verbinden wollen, sondern auf offener Straße, dann hätten mich die Zombies beim Warten auffressen können. Hier wäre ein einfacher Knopf am Akku (zusammen mit Motor und Steuerung in der hinteren Radnabe verbaut), der den Standard-Modus einschaltet, absolut sinnvoll. Gerade bei den kurzen Strecken, für die das Bike+ damals gedacht war, wäre ein Schnellstart per Knopfdruck zeitsparend.

Und: Eine Halterung für das Smartphone ist ebenfalls nötig. Es ist ziemlich unpraktisch, bei jedem Modus-Wechsel oder dem Überprüfen des Akkus anzuhalten und das Handy aus der Tasche zu holen. Bei einem Neupreis ab 2900 Euro fallen die fünf Euro dafür aber nicht mehr ins Gewicht.

Apropos Preis: Ich habe mir für 400 Euro mehr die Variante mit Riemenantrieb gegönnt, der nicht nur leiser läuft und damit noch weniger Untote anlockt, sondern auch deutlich wartungsärmer ist. Schließlich wanken alle Fahrradmechaniker in vielen Kilometer Umkreis selbst nur noch als hirnlose Untote durch ihre Werkstätten…

Meisterhafte Zombieflucht

Nach dem Verbinden mit der App steht die Energie aus dem 250-Watt-Motor aber fast direkt zur Verfügung. Mit 25 Sachen rausche ich also durch die splitternde Haustür und lasse die lebenden Toten hinter mir. Glatt surrt das Rad über die Straßen, bequem kurve ich um nach mir greifende Knochenhände herum und lasse es, als ich die Landstraße erreiche, ruhiger angehen – der Strom soll ja schließlich noch reichen, bis ich andere Überlebende treffe.

Dabei hilft mir – Formel-1-Fans erinnern sich – das K.E.R.S.-Rekuperationssystem, das kinetische Energie in den Akku zurückpackt. Statt einer Rücktrittbremse hat das Rad quasi einen Generator, so dass ich auf der Landstraße den Akku wieder auflade, bevor ich ihn auf der nächsten explosiven Flucht vor den Untoten wieder brauche. Extrem hilfreich – schließlich ist das Stromnetz fast komplett zusammengebrochen. Wenn ich eine Steckdose finde, dann lädt der 160-Wattstunden-Akku aber auch in unter drei Stunden wieder auf, meist sogar deutlich schneller.

Apropos „explosiv“: Das Vello Bike+ surrt dank E-Motor und guter Verarbeitung so leise durch die Landschaft, dass die Zombies mir nicht folgen können – Autofahrer werden schneller entdeckt und aufgefressen. Und wenn ich auf der Suche nach Lebensmitteln durch die Ruinen ehemaliger Großstädte klettern muss, dann kann ich die 13 Kilo zur Not auch tragen. Und das muss ich jetzt auch machen – ich habe ein verlassenes Silo neben einer Landstraße gefunden, in das ich mich heute Nacht einschließen werde.

Ich habe das GPS-Tracking der App eingeschaltet. So weiß ich immer, wo ich bin – noch habe ich die Hoffnung, dass mich jemand rettet, ja nicht ganz aufgegeben. Und da ist es sicher hilfreich, seine GPS-Daten zu kennen. Das ebenfalls per App steuerbare Schloss am Hinterrad nutze ich natürlich nicht, ich bin schließlich immer auf der Flucht. Auch dass das Rad mehrere Design-Preise gewonnen hat, hilft mir nicht weiter.

Allerdings habe ich mir heute meinen zweiten Platten reingefahren. Die Zombies zerstören schließlich alles, überall liegen Scherben rum. Und meine Tasche mit Flickzeug wird immer dünner…

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