Die „Milestone“-Häuser in Eindhoven sehen ein wenig so aus, als könnte man sie irgendwo zwischen Hobbingen und Lothlórien finden. Ein wenig knubbelig, als seien sie aus Stein gemeißelt, und umgeben von grüner Natur wären sie in der bunten Welt von Mittelerde nicht fehl am Platz. Doch nicht in der Welt der Herr der Ringe-Saga stehen die ungewöhnlichen Gebäude, sondern in Eindhoven in den Niederlanden. Das besondere Design der Häuser ist durchaus gewollt, um das Potenzial der Produktions-Technik dahinter zu betonen: des 3D-Betondrucks.
Die Technische Universität Eindhoven möchte ab 2019 eine kleine Siedlung aus 3D-gedruckten Häusern bezugsfertig machen. Fünf Häuser sollen es zunächst sein. „Das Projekt ist das weltweit erste gewerbliche Wohnprojekt auf Basis des 3D-Betondrucks“, heißt es vonseiten der Universität. Und weiter: „Die Häuser werden allen modernen Komfortansprüchen gerecht.“ Ein großer Vorteil: Da Beton durch die Drucktechnik viel genauer und effizienter eingesetzt werden kann, braucht es viel weniger des Materials für ein Haus. „Das verbessert auch die CO2-Emissionen.“ Schließlich ist die Betonproduktion nicht gerade umweltfreundlich.
Und wie erwähnt: Ob knubbelig, rund oder kantig – alles kein Problem. „Der 3D-Betondruck läutet den Wandel in der Bauindustrie ein. Denn: Er schafft die Option fast jede Form zu konstruieren und Architekten können damit auch sehr feine Betonstrukturen entwerfen“, heißt es von der Uni.
Konstruktion komplett vor Ort
Der Geldgeber ist eine Immobiliengesellschaft, die die Häuser finanziert und sie später vermietet. Geleitet wird das Druckprojekt mit dem Namen Project Milestone von „Houben & Van Mierlo Architecten“. Mit im Boot sitzen außerdem die Stadtgemeinde, der Materialhersteller Saint Gobain-Weber Beamix und das Ingenieurbüro Witteveen+Bos.
Haus Nummer eins in Eindhoven ist ein eingeschossiger Bungalow mit 95 Quadratmetern Wohnfläche. Später folgen vier mehrstöckige Wohnungen in Meerhoven, einem neuen Stadtteil Eindhovens. Dieser liegt westlich des Zentrums, in der Nähe des Flughafens. Alle Heime stehen ganz sicher auf einem Fundament aus konventioneller Betonvergusstechnik.
Die Residenzen werden einzeln nacheinander produziert, damit das Team aus jedem Bau neue Erkenntnisse mitnimmt und das Gelernte beim nächsten Haus einbringen kann. Zunächst werden einzelne Elemente noch an der Uni gedruckt, doch das Ziel ist es, die gesamte Konstruktion auf die Baustelle zu verlagern. Mitte 2019 ziehen die ersten Mieter in die neuartigen Häuser, über den Preis schweigt man sich allerdings aus.
Der Bau mit 3D-Druck ist allerdings keine ganz neue Sache. In den letzten Jahren wurden schon einige 3D-Druck-Häuser produziert. Berühmt wurde ein NGO-Projekt für arme Bürger in Haiti und El Salvador. Das produzierte Häuser für je 4.000 US-Dollar, fertig gebaut in 12 bis 24 Stunden. Und in den Niederlanden entsteht nicht nur die 3D-gedruckte Siedlung in Eindhoven, auch die weltweit erste 3D-Druck-Betonbrücke wurde dort 2017 eröffnet.