Jeder, der eine Vorliebe für Avocados hat, kennt das: gekauft noch ganz roh – und ein wenig später schon reif für die Tonne. Eine neue, essbare Beschichtung soll das verhindern und Avocados bleiben doppelt so lange reif, ohne zu vergammeln. „Apeel Science“ macht’s möglich.
Bisher werden Avocados beim Transport gekühlt. Doch sobald sie im Regal liegen oder in der Küche, verlieren sie in kürzester Zeit ihre Frische. Apeel Sciences bastelte seit 2013 an der frischen Idee, Obst und Gemüse eine natürliche Hülle zu verpassen.
Das Ergebnis: Avocados, die dank einer essbaren Barriere aus Pflanzenmaterial doppelt so lange reif bleiben wie bisher üblich, wurden Ende Oktober erstmals in den USA verkauft. Die „Apeel Avocados“ gingen für die Verbraucher im gesamten Mittleren Westen über die Ladentheken.
Dahinter steckt der hehre Ansatz, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Und: Das kalifornische Unternehmen wird sogar von Bill Gates und seiner Fundation unterstützt. Was nun bei Avocados gelingt, passt auch für Erdbeeren, Mangos, Äpfel, Bananen, Kumquats und Spargel. Und: Die Avocadobeschichtung kann auch die Lebensdauer von Produkten in Entwicklungsländern verlängern, in denen eine Kühlung nicht überall verfügbar ist.
Öl bremst Wasser und Luft
Nun zum Clou: Der Ansatz besteht darin, Lebensmittel zum Schutz und zur Erhaltung anderer Lebensmittel zu verwenden. Das frische Produkt enthält natürliche Öle, die in den Schalen und Schalen aller Obst- und Gemüsesorten enthalten sind. „Edipeel“ ist also eine Art Spülung. Die aufgetragene Schicht verhindert, dass Wasser aus – und Sauerstoff eindringt. Das sind die beiden größten Faktoren, die zum Verderb führen.
Das Start-up hat bisher „Edipeel“-Produkte für drei Dutzend Kulturen entwickelt darunter eben auch Pfirsiche, Zitronen, Birnen und Nektarinen. Es gelingt durch ein siebenstufiges Filtrationsverfahren zudem, dass der Schutz frei von Verunreinigungen bleibt.
Im Ergebnis bleiben die Produkte länger frisch, was die Zeit und den Lieferradius für Frischeproduzenten drastisch verlängert – und die Lebensmittel- und Wasserverschwendung in der gesamten Lebensmittelversorgungskette reduziert.
„Mit unserer Technologie sind wir in der Lage, die Geschwindigkeit, mit der die Frucht altert, drastisch zu reduzieren“, sagt CEO James Rogers. „Wir machen nichts, was die Natur noch nie zuvor gesehen hat!“
Die Idee hatte Rogers, als er an seiner PhD-Abschlussarbeit in Materialwissenschaften arbeitete. Bei der ging es noch um Solar-Farbe, die den Energieverbrauch eines Hauses senken sollte. Die Nachrichten zum Hunger in der Welt passten nicht zu seinem Ausblick auf die reichen Felder Kaliforniens. Also machte er sich schlau und stellte fest: Nicht die Menge der Lebensmittel ist das Problem, sondern ihre Haltbarkeit.
Ob das alleine die Lösung des Welthungers ist, kann man bezweifeln – aber Apeel arbeitet fleißig daran, Überzüge für weitere Lebensmittel zu entwickeln und somit zumindest die Masse an weggeworfenen Lebensmitteln in den USA zu reduzieren – laut dortigem Landwirtschaftsministerium schmeißen die Haushalte 150.000 Tonnen auf dem Müll, umgerechnet 460 Gramm pro Bewohner. Und das jeden Tag.