Das Versprechen klingt gut: In nur fünf Minuten kann ein Elektroauto rund 190 Kilometer Reichweite nachladen. Das will das kanadische Start-up GBatteries mit seiner Technologie möglich machen. Ein Elektroauto mit einer 60 kWh großen Batterie – also etwa ein Opel Ampera-e, des Nissan Leaf e+ (62 kWh) oder das koreanische Doppel Hyundai Kona Elektro und Kia e-Niro mit jeweils 64 kWh – sollen sich in den besagten fünf Minuten zur Hälfte und in zehn Minuten vollständig laden lassen.

Und noch weiter: Es sollen keine echten Anpassungen nötig sein. Das ultraschnelle Laden von GBatteries basiert nicht auf neuartigen Akku-Zellen, sondern einer Kombination von Software-Algorithmen und Elektronik. „Unsere Technologie funktioniert mit den üblichen, bereits bewährten, getesteten und von Batteriefertigern produzierten Lithium-Ionen-Batterien“, sagt GBatteries-Mitgründer Kostya Khomutov.

Um ein Elektroauto zu laden, soll nur ein Adapter am Ladeanschluss des Autos angebracht werden. Danach soll das Auto mit der gewohnten Schnellladesäule verbunden werden. Aber: Einen 60-kWh-Akku in zehn Minuten vollständig zu laden, würde einer Ladeleistung von 360 kW im Schnitt entsprechen. Das können selbst die Schnelllader von Ionity (350 kW Spitzenleistung) derzeit nicht bereitstellen.

Viele Fragen bleiben offen

Zudem entsteht bereits bei den derzeit gängigen Ladeleistungen in den Zellen viel Wärme, die abgeführt werden muss. Die Temperatur ist ein wichtiger Faktor bei der tatsächlich möglichen Ladeleistung: Sowohl bei zu hohen als auch zu niedrigen Temperaturen regelt das Batterie-Management die Ladeleistung teilweise stark herunter, um die Zellchemie vor irreversiblen Reaktionen während des Ladevorgangs zu schützen. Je häufiger man eine Batterie schnell auflädt, desto schneller verschlechtert sich trotz aller derzeitigen Maßnahmen die Zellchemie – und die maximal mögliche Kapazität sinkt.

GBatteries verspricht, dass seine Technologie in der Lade ist, diese chemischen Reaktionen innerhalb der Zelle zu verringern und so das ultraschnelle Laden zu ermöglichen – wie genau, verrät das Start-up allerdings nicht. Ob und wie die Technologie die von den Autobauern entwickelten Schutzmechanismen der Batterien außer Kraft setzt, ist ebenfalls nicht klar. Auf der Firmen-Homepage hält sich GBatteries mit weiteren Informationen auch zurück.

Die wenigen Informationen machen es auch Batterie-Experten schwer, die Technologie zu beurteilen. „Das Verfahren beruht wohl auf Ladepulse, die entsprechend des Ladezustandes das sogenannte Lithium-Plating verhindern sollen“, sagt Egbert Figgemeier, Universitätsprofessor für das Fach Alterungsprozesse und Lebensdauerprognose von Batterien der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RWTH Aachen. „Der Nachweis, dass die Methode funktioniert, ist nicht trivial.“ Die Höhe des Stroms und der Ladeleistung korreliere eindeutig und das lasse sich nicht umgehen. Das Start-up Safion, aus der RWTH ausgegründet, beschäftigt sich mit ähnlichen Konzepten.

GBatteries wurde 2014 von Elektroingenieuren und einem Raumfahrtingenieur gegründet. Von Anfang an ging es dabei um den Einsatz künstlicher Intelligenz, um den Ladevorgang zu optimieren. Zu den Investoren gehören verschiedenen Berichten zufolge neben Airbus auch der US-Inkubator Y Combinator.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert