Motorroller knattern, stinken und verbrauchen viel Benzin. Trotzdem liefern die meisten städtischen Lieferanten Pizza, Post und Pakete mit ihnen aus. Schließlich sind sie für Unternehmer bislang die optimale Lösung: Sie benötigen keinen Parkplatz, die Fahrer kommen durch jeden Stau und vor allem sind die Roller günstig in der Anschaffung.

Das Berliner Start-up Greenpack will nun jedem Unternehmen, das Flotten mit Benzin- oder Dieselmotor auf die Straßen schickt, einen Anreiz bieten, auf Elektro-Fahrzeuge umzusteigen – mit Batterie-Sharing. „E-Roller, E-Lastenräder oder E-Bikes müssen preiswerter werden, um für Gewerbetreibende wie Lieferdienste oder Logistiker eine echte Option zu sein“, erklärt Tobias Breyer, Marketing- und Innovationschef bei Greenpack. Er will Abhilfe schaffen. „Oft treiben die Kosten der Batterie den Verkaufspreis in die Höhe.“ Das Start-up hat deshalb ein beliebig skalierbares Speicher- und Akkusystem entwickelt. Es besteht aus kommunikationsfähigen, 8,8 Kilogramm wiegenden kofferförmigen Akkupacks mit einer Leistung von bis zu 1,4 Kilowatt.

Greenpacks sind Open Source: Jeder Hersteller darf sie produzieren, wenn er die Standards einhält. Überall dort, wo es egal ist, wie der Akku aussieht, sei dieses Open-Source-System eine „kostengünstige Lösung, um mobile Energie überall verfügbar zu machen“, sagte Thilo Hack, Leiter Industrielösungen beim Batteriehersteller und Greenpack-Partner Ansmann, in einem Interview. „Wir hoffen, dass es viele Gerätehersteller geben wird, die entsprechende Anwendungen auf den Markt bringen werden.“ Greenpacks Vision: Zukünftig sollen Kunden Elektro-Fahrzeuge ohne Batterie kaufen und die Batterie dann über das Sharing-System des Start-ups mieten.

Batterien im Koffer
Mit dem Tausch-Akku für elektrische Lastenräder, E-Roller und Co. will das Start-up Unternehmen motivieren, auf Elektromobilität umzusteigen.
© Copyright Greenpack

Längere und intensivere Nutzung der Batterien

Am 26. September startete Greenpacks Pilotprojekt in Berlin, das sich vorerst nur an Gewerbetreibende richtet. Zehn Unternehmen, sechs davon Logistiker wie Hermes, DPD und weitere lokale Berliner Unternehmen, treiben ihre Fahrzeuge mit den Greenpack-Akkus an. Insbesondere für Logistiker sei das System interessant, „denn sie profitieren in der Last-Mile-Delivery von unserem Service“, sagt Greenpack-Marketingchef Breyer. Logistiker liefern Pakete und Post an einen Sammelpunkt, von dem aus Fahrer dann mit E-Lastenrädern, E-Bikes oder E-Rollern die letzte Meile überbrücken und Pakete bis zur Haustür der Kunden liefern. „Lade- und somit Wartezeiten müssen sie mit unserem Wechselakku-System nicht mehr einplanen. Firmen sparen Zeit“, verspricht Breyer.

Ein weiterer Vorteil: Die Batterien werden sinnvoller eingesetzt – und geteilt. Eigentümer müssen sich keine Gedanken mehr über das Alter, Lade-Zyklen oder die Verwendung machen. „Teilen sich Nutzer Batterien, können sie sie länger und intensiver nutzen“, sagt Breyer. „Auch braucht niemand mehr Ersatzbatterien, die unnötig in der Ecke liegen und altern.“ Ist die Batterie leer, tauscht der Nutzer den grünen Koffer einfach gegen einen mit vollem Akku um. Aktuell sind fünf Ladestationen in Betrieb, auf Supermarkt-Parkplätzen oder an Tankstellen. Drei weitere kommen bald dazu.

Akku-Tausch
Ist die Batterie leer, geht man zur nächsten Greenpack-Station und greift sich eine neue.
© Copyright Greenpack

Der Lastenrad-Mietservice

Seit kurzem bietet Greenpack auch einen Mietservice für Greenpack-umgerüstete Lastenräder an. Einer der Gedanken dahinter: Oft beschäftigen Logistiker Kurierfahrer, etwa Studenten, die sich ihr Lastenrad in den meisten Fällen selbst finanzieren müssen. „Ihnen fehlt das nötige Kleingeld, um sich ein elektrifiziertes Lastenrad zu kaufen“, sagt Breyer. Hier schafft Greenpack selbst Abhilfe und bietet eine kleine Mietflotte verschiedener batteriebetriebener Lastenräder. Gleichzeitig können Logistiker, die überlegen, selbst eine Fahrzeug-Flotte zu kaufen, Lastenräder in verschiedenen Größen und mit diversen Funktionen zunächst ausprobieren – um sie dann später anzuschaffen, wenn der Probelauf sie überzeugt hat.

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