Plastik hat berechtigterweise keinen guten Ruf. Oft landet es nach einmaliger Nutzung als Verpackung im Müll. Ein kleiner Teil wird dann recycelt, der Rest verbrannt – oder aber er endet in den Ozeanen, wo er für mehr Verschmutzung und Gefahr für die Lebensräume der Meeresbewohner sorgt. Da ist es passend, dass bei einem neuen Ansatz zur Bekämpfung des Problems einige der Meeresbewohner direkt involviert sind: Krabben.

Forscher des Georgia Institute of Technology arbeiten an einem Kunststoffersatz aus nachhaltigen natürlichen Ressourcen. Hilfe gab es dabei von der Georgia Research Alliance. Die Forschungsergebnisse des Teams wurden unlängst auch in der Zeitschrift ACS Sustainable Chemistry and Engineering veröffentlicht.

Die Grundmaterialien des neuen Kunststoffs: Krabbenschalen und Baumfasern. Von beidem gebe es so viel, dass die Produktion kein Problem sei. Denn es wird bereits viel Zellulose produziert – und aus der Muschelproduktion fallen als Nebenprodukt ebenfalls jene Chitinpanzer an. Die Wissenschaftler erzeugen das Material durch Sprühen und anschließendes Trocknen mehrerer Chitinschichten aus Krabbenschalen und Zellulose von Bäumen.

Dadurch entsteht ein flexibler Film ähnlich dem von Kunststoffverpackungen. Dieser ist sehr stark, transparent – und vor allem kompostierbar, sodass er sich in der Natur schnell von alleine zersetzt und Verschmutzung vermeidet.

Genau wie herkömmliches Plastik schützt das Material die Lebensmittel vor dem Verfall. „Wir vergleichen unsere Erfindung mit PET. Das ist eines der gängigsten Materialien auf Erdölbasis für Softdrinkflaschen“, sagt Carson Meredith, Professor in der Abteilung Chemical and Biomolecular Engineering. Laut Meredith sei die Luftdurchlässigkeit sogar bis zu 67 Prozent geringer als bei herkömmlichen PET-Materialien, sodass Lebensmittel länger haltbar blieben.

Internationale Konzerne wollen nachhaltiger verpacken

Vielleicht ist das Krabbenplastik das passende Material zur richtigen Zeit, denn: Verbraucher schätzen nachhaltige Verpackungen, sofern diese zu einem bezahlbaren Preis produziert werden. Kaum ein Konsument möchte für Lebensmittel bislang deutlich mehr bezahlen, nur weil diese umweltfreundlich verpackt im Regal liegen. Auch die großen internationalen Firmen beschäftigen sich endlich mit dem heiklen Thema. Coca-Cola berichtete Anfang 2018, dass 30 Prozent der Kunststoffflaschen für einige Marken teilweise aus einem erneuerbaren, pflanzlichen Material namens PlantBottle bestehen. Die Verpackung wird hergestellt, indem man Pflanzenzucker in einen Bestandteil für die Herstellung von PET-Kunststoff umwandelt.

Bis 2025 plant auch PepsiCo alle seine Verpackungen so zu gestalten, dass sie recycelbar oder biologisch abbaubar sind. Und Danone und Nestlé wollen bald ausrangierte Holzprodukte wie Karton und Sägemehl für ihre Verpackungen nutzen. Wie nachhaltig das alles wirklich ist, bleibt abzusehen. Aber eins ist sicher: Produzenten müssen in umweltfreundlichere Verpackungsmaterialien investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Bereits 2015 beschrieb das Fachportal „Neue Verpackung“ eine Erfindung des Fraunhofer Instituts für für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Dessen biologisch abbaubarer Kunststoff nutzt Polymilchsäure aus Algen, Fasern und Füllstoffe aus Bananen- und Mandelschalen und Fischereiabfällen wie etwa Chitin aus Krustentieren. Und in Peru? Ist das Novum schon beim Verbraucher angekommen. Dort bietet die Supermarktkette Tottus keine Plastiktüten mehr an. Stattdessen gibt es dort an den Kassen Tüten, die man aus Mais herstellte. Netter Nebeneffekt: Die duften lecker – nach Popcorn.

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1 Kommentar

  1. Tanja Grindle

    Eine Losung fur das weltweite Plastikmullproblem ist in Sicht: Baumfasern und Krabbenschalen – aus diesen Materialien konnte kunftig die Verpackung von Lebensmitteln bestehen. Der Verbundstoff aus der Natur ist im Gegensatz zu Plastik kompostierbar. Hergestellt wird die Folie mit der Spruhdose. Schicht fur Schicht werden abwechselnd Nanobestandteile von Krabbenschalen und Baumfasern aufgetragen. Das getrocknete Endprodukt ist eine durchsichtige, kompostierbare Folie, die nicht nur wie Plastik aussieht, sondern sich auch so verwenden lasst, schreiben US-Forscher nun im Journal „ACS Sustainable Chemistry and Engineering“.

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