Mercedes hat seinen Sprinter elektrifiziert, Volkswagen den Lieferwagen Crafter. Renault bietet Logistik-Dienstleistern und Handwerkern mit dem Master Z.E. eine Möglichkeit, sich emissionsfrei durch Umweltzonen zu bewegen. Und auch Opel hat mit e-Movano ein elektrisch angetriebenes „Lastentier“ (Eigenwerbung) im Angebot. Das Angebot ist in den zurückliegenden Monaten beständig gewachsen.

Ford kooperierte bis vor kurzem mit der Post-Tochter Streetscooter. In Handarbeit wurden in Köln Fahrgestelle des Ford Transit aus der Türkei nach den Vorgaben der Deutschen Post DHL mit einem batterieelektrischen Antriebsstrang versehen. Doch Ende vergangenen Jahres endete in der Domstadt aus Kostengründen die Produktion des elektrischen Kastenwagens namens Work XL nach nur 2500 Exemplaren.

Bärenstarker Elektromotor

Ersatz wird Ford hierzulande erst wieder im Frühjahr 2022 bieten können – mit dem neuen E-Transit. Entwickelt wurde der Elektro-Transporter in USA und Europa, produziert werden soll er in einem Ford-Werk in Kansas City und im Otosan-Werk Kocaeli in der Türkei, wo bereits der kleinere Transit Custom Plug-in-Hybrid gebaut wird. In einer Video-Schalte hat der US-Autokonzern jetzt die technischen Details des neuen Stromers vorgestellt.

Angeboten werden soll der E-Transit demnach in 25 Variationen für die unterschiedlichsten Transportaufgaben, mit drei Radständen und als Kastenwagen mit zwei Dachhöhen sowie als Fahrgestell für maßgeschneiderte Aufbauten. Bis zu knapp zwei Tonnen Nutzlast können die Fahrzeuge schultern.

Blau ist die Hoffnung
Blaue Querspangen im Kühlergrill kennzeichnen den neuen vollelektrischen Transit. Unter der Ford-„Pflaume“ befindet sich der Ladeport für den CCS-Stecker. Foto: Ford

Für den Vortrieb sorgt ein außergewöhnlich starker Elektromotor an der Hinterchse mit 198 kW (269 PS) Leistung, der auch die erste vollelektrische Variante des in den USA sehr populären Pickups F-150 antreiben soll. Er wäre damit der leistungsstärkste Transporter in seinem Segment. Zum Vergleich: Der Elektromotor des E-Sprinter von Mercedes hat eine maximale Leistung von 85 kW, der VW e-Crafter kommt auf 100 kW – und der Renault Master Z.E. nicht über 57 kW (76 PS) hinaus.

Über 200 Kilometer Reichweite

Der Lithium-Ionen-Akku kann 67 Kilowattstunden (kWh) Strom speichern, was nach Angaben des Herstellers für bis zu 350 Kilometer Reichweite nach der europäischen WLTP-Verbrauchsnorm gut sein soll. Bei den Angaben für den US-Markt ist der Hersteller deutlich zurückhaltender. Dort ist, je nach Aufbau, von Reichweiten zwischen 108 Meilen (174 Kilometer) und 126 Meilen (203 Kilometer) die Rede. Damit käme der E-Transit in etwa auf die Werte des Streetscooter Work XL, der in der größten Ausbaustufe bis zu 200 Kilometer mit einer Akkuladung kam. Wie Ford in der Pressekonferenz verriet, wäre auch eine Variante des neuen E-Transit mit größerem Akku denkbar – entschieden sei darüber aber noch nicht.

Damit das „Arbeitstier“ möglichst intensiv genutzt werden kann und nicht durch lange Ladezeiten gehandicapt ist, wird der E-Transit über einen CCS-Schnellladeanschluss Strom mit einer maximalen Ladeleistung von bis zu 115 Kilowatt ziehen können. Der Onboard-Lader für Wechselstrom ist für eine Ladeleistung von 11 kW ausgelegt.

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Mercedes E-Sprinter

Mercedes bietet zwei Batterievarianten – eine bietet 41 kWh für 115 Kilometer Reichweite, die größere 55-kWh-Batterie reicht für 150 Kilometer. Die Preise beginnen bei 53.900 Euro – ohne Mehrwertsteuer. Foto: Daimler

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Renault Master Z.E.

Emissionsfrei fahren mit 53 kW (76 PS) Leistung und bis zu 120 Kilometer weit. Ab 54.900 Euro netto. Foto: Renault

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Volkswagen e-Crafter

Mit 100 kW (136 PS) starkem Motor und einem Akku, der 35,8 Kilowattstunden Strom für rund 115 Kilometer Reichweite speichert. Zum Netto-Listenpreis von 53.900 Euro. Foto: Volkswagen

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Streetscooter Work XL

Elektrischer Kastenwagen exklusiv für die Post auf dem Fahrgestell des Ford Transit. Mit 90 kW starkem Antrieb und einem Akku mit bis zu 76 kWh Speicherkapazität. Die Produktion in Köln endete 2019. Foto: Streetscooter.

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Iveco Daily Electric

Noch mit Natrium-Nickelchlorid-Akku, der 21 kWh Strom speichern konnte. Wahlweise gab es zwei Antriebe mit 60 und 80 kW Leistung. Die Preise begannen bei 80.000 Euro, die Produktion endet in diesen Tagen. Foto: Iveco.

Auf Wunsch lässt sich der Transit auch mit einem On-Board Generator ausstatten, der nicht nur für die Kühlung der Ladung genutzt werden kann. Mit dem Strom-Aggregat lassen sich an Baustellen auch Arbeitsgeräte betreiben. Auch das soll dazu beitragen, die Betriebskosten um 40 Prozent gegenüber einem dieselgetriebenen Ford Transit zu senken. Und natürlich wird der Stromer auch vernetzt sein, um Flottenmanagern bei der Verwaltung des Fuhrparks zu helfen. Zudem werden eine Reihe von Assistenzsystemen serienmäßig an Bord sein.

Preise starten in USA bei 45.000 Dollar

„Der E-Transit ist eine vernetzte Plattform, mit der unsere Kunden eine höhere Produktivität erzielen können“, warb der Produktreihenverantwortliche für den E-Transit, der nicht nur in Nordamerika und Europa, sondern auch in Australien und Neuseeland angeboten werden soll. Immerhin wird das „Arbeitstier“ mit Elektroantrieb in der Anschaffung deutlich teurer als ein Schwestermodell, das von einem Dieselmotor bewegt wird. Die Preise für den Verbrenner beginnen aktuell bei 34.000 Euro – der Stromer wird in den USA, wo er bereits im Herbst kommenden Jahres startet, wenigstens 45.000 Dollar kosten.

Die Preise für die Europa-Version stehen noch nicht fest: „Wir arbeiten noch dran“, erklärte Hans Schep, der Ford-Verantwortliche für Nutzfahrzeuge bei Ford of Europe. Bis zum Start hierzulande ist ja auch noch eine Weile hin. In der Zwischenzeit kann sich noch einiges auch bei den Wettbewerbern sowie im Markt tun. So hatte Volkswagen den Netto-Preis für seinen e-Crafter Ende vergangenen Jahres auf einen Schlag um über 18.000 Euro gesenkt, um das Fahrzeug auf die Liste der förderfähigen Fahrzeuge zu bringen. Und für das kommende Jahr hat auch Iveco eine Neuauflage seines Daily Electric angekündigt. Die erste Version floppte – aufgrund einer zu schwachen Batterie und eines zu hohen Preises von wenigstens 80.000 Euro.

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