Fahrradfahrer nutzen bereits mit Begeisterung den elektrischen Rückenwind, um flotter und weniger schweißtreibend Steigungen zu bewältigen: E-Bikes sind seit Jahren ein Verkaufshit. Ob der MO/GO-Hose der gleiche Erfolg beschert sein wird, bleibt abzuwarten. Dahinter steckt zumindest das gleiche Konzept: Die Beinmuskulatur bekommt eine elektrische Trittunterstützung. Die obendrein von Künstlicher Intelligenz gesteuert wird.

Entwickelt haben die motorisierte Hose, deren Name sich von der Bergziege (engl. Mountain Goat) ableitet, die kanadische Outdoor-Marke Arc’teryx und das kalifornische Startup Skip Innovations. Für die Menschen, die Höhenmeter lieben, aber nicht unbedingt die schmerzenden Knie nach der Bergwanderung.

Elektrische Kniebeuge 
Der Elektroantrieb wird samt einer Manschette aus Karbonfasern  an die Wanderhose angeklipst, die Batterie in einer Tasche im Hosenbund verstaut. Drei Stunden lang arbeitet das System, der Grad der Trittunterstützung kann in drei Stufen eingestellt werden.
Elektrische Kniebeuge
Der Elektroantrieb wird samt einer Manschette aus Karbonfasern an die Wanderhose angeklipst, die Batterie in einer Tasche im Hosenbund verstaut. Drei Stunden lang arbeitet das System, der Grad der Trittunterstützung kann in drei Stufen eingestellt werden.

Versprochen wird eine 40-prozentige Unterstützung der Beinmuskeln durch ein Exoskelett, das im Kniebereich an die Hose angeklipst wird. Die Hose ist dann mit einem batteriebetriebenen Motor, Sensoren und einem kleinen, smarten Modul ausgestattet, das die Bewegungen des Trägers vorhersagt und gezielt unterstützt. Bergauf geht es also leichter, und bergab werden die Knie entlastet. Bis zu drei Stunden lang. Auch das Treppensteigen soll die Hose erleichtern – Senioren mit Knieproblemen oder an Parkinson erkrankte Menschen sind die andere Zielgruppe des jungen Unternehmens.

Spin-Offe von Google X

Die Idee wurde in der Forschungsabteilung von Alphabet entwickelt, den früheren Labors von Google X. Unter Leitung von Sergey Brin und des deutschen Robotikexperten Sebastian Thrun wurde hier jahrelang an tragbarer Robotertechnik geforscht. Die beiden Skip-Gründerinnen und ehemaligen GoogleX-Mitarbeiterinnen Kathryn Zealand und Anna Roumiantseva aus San Francisco, nutzen die Erkenntnisse daraus nun, um mit ihrem Spin-Off eine Produktkategorie aufzubauen, die sie „Movewear“ nennen. „Wir integrieren die Exoskelett-Technologie in Verbraucherprodukte, die Menschendabei unterstützen, sich mühelos, selbstbewusst und mit Freude zu bewegen.“ Die MO/GO-Hose ist ihr erstes Produkt. Möglich macht es eine Zusammenarbeit mit dem Advanced Concepts-Team von Arc’teryx‘ , das nicht nur die Outdoor-Expertise, sondern auch die passende Hose beisteuerte.

Inspiriert von der Bergziege – getestet in den Coast Mountains

In den Rocky Mountains und den kanadischen Coast Mountains wurde die MO/GO in den vergangenen Monaten auf Herz und Nieren getestet. Dabei habe sich die kraftstrotzende Hightech-Hose als wahrer Kletterfreund erwiesen, heißt es. Trotz Motor und Sensoren sei sie angenehm unauffällig und komfortabel zu tragen. „MO/GO erfüllt einen großen Traum: Menschen wieder Freude an Bewegung zu geben“, ist Katie Becker überzeugt, die bei Arc’teryx die Produktentwicklung leitet

Mit Rekuperation
Durch die Bewegung der Beine kann ein Teil der Antriebsenergie zurückgewonnen werden – berg- wie treppab. Fotos: Skip

Nach Abschluss der Testreihen kann die Wunder-Wanderhose nun auf der Website von Skip gegen eine Anzahlung von 99 Dollar vorbestellt werden. Ausgeliefert werden die ersten Exemplare der MO/GO – auch nach Europa – ab Herbst 2025. Skip organisiert in diesen Tagen zudem Demo-Events in den USA, damit Outdoor-Fans die Hose vorab ausprobieren können. Immerhin ist der Kaufpreis beachtlich: Aufgerufen ist ein Kaufpreis von 5000 Dollar, umgerechnet rund 4800 Euro. Zu dem Preis gäbe es für Bergtouren auch schon ein ganz ordentlichen E-Mountainbike.

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