Auch Autodesigner spielen gerne. Um zu zeigen, was sie drauf haben – und wie Autos aussehen könnten, die nicht unter einem Spardiktat stehen oder von einem Lastenheft diktiert sind. Das gilt auch für Florian Theis, der bei Opel als Chief Designer Advanced Concepts „in die Zukunft schaut“. Was er dort gesehen hat, wird die Stellantis-Tochter in Form eines Konzeptautos am 8. September auf der IAA Mobility präsentieren: Ein elektrisches Hypercar mit 588 kW oder 800 PS Leistung, einem maximalen Drehmoment von 800 Newtonmeter und einer Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h. Wow.
Der Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo wird allerdings nie im Straßenverkehr und nach Stand der Dinge nie auf einer echten Rennstrecke zu erleben sein. Fahren wird er ab Herbst nur auf der Spielkonsole Playstation von Sony und der Rennsimulation Grand Turismo 7. Dort war Opel bislang nicht vertreten. Nicht einmal mit dem legendären Opel Manta 400-Rallyefahrzeug, mit dem das Konzeptauto die Farbgebung sowie das große Spoilerwerk gemein hat.
Designer Florian Theis (rechts) hat in die Zukunft geschaut und dort einen elektrischen Rennwagen auf Corsa-Basis gesehen. Mit beeindruckenden Fahrleistungen und einer markanten Optik, die er unserem Autor erklärt. Fotos: Opel
Aber für das Spielen allein werden sie auch in der Designabteilung von Opel nicht bezahlt. Und für den Aufbau eines Konzeptautos würden sie in Rüsselsheim nicht sechsstellige Summe aufwenden, wenn das Fahrzeug nur in digitaler Form auflebt. So hat der Corsa GSE Vision Gran Turismo denn durchaus noch andere Aufgaben. Klar, auf der IAA die Aufmerksamkeit eines jungen Publikums zu gewinnen. Und die Fans einzustimmen auf die Optik und Charakteristik von Elektroautos, die alsbald unter der Submarke GSE in den Handel kommen. Der Opel Mokka GSE machte kürzlich den Anfang – weitere elektrische Sport-Modelle sind im nächsten Jahr zu erwarten. Beispielsweise zusammen mit der Neuauflage des Opel Corsa Electric. Auch ein Opel Astra im GSE-Gewand sähe sicher gut aus.
In zwei Sekunden auf Tempo 100
Theis will da aus verständlichen Gründen nicht zu sehr ins Detail gehen. Er gibt uns aber immerhin Hinweise, welche Details des Corsa GSE Vision Gran Turismo es in die Serienfertigung schaffen könnten. Der ausfahrbare Diffusor sicherlich nicht. Dafür aber die scharfen Kanten und klaren Konturen der Seitenlinie. Und auch der nochmals schärfere und präzisere „Vizor“ – früher nannte man so etwas Kühlergrill. Am Heck leuchtet das aus dreidimensionalen Glaselementen geformte Bremslicht in Kompass-Form – das zentrale Gestaltungselement, das auch im Cockpit des Konzeptautos aufscheint. Spannend ist hier auch die neue Interpretation eines Head-up-Displays durch die Opel-Designer.
Appetit auf mehr und bald machen natürlich auch die Leistungsdaten. Im Konzeptauto sind zwei Elektromotoren mit jeweils 350 kW Spitzenleistung verbaut, die in Kombination mit einem Single-Speed-Getriebe den nur knapp 1,2 Tonnen schweren Elektro-Flitzer in nur zwei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen können. Ob es sich dabei um reale Werte oder die Werte aus dem Computerspiel handelt, wurde bei der Vorab-Präsentation des Messe-Autos nicht ganz klar. Die nötige Energie liefert angeblich ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 82 kWh. Wie der zwischen des Achsen des Corsa passt und wie weit der Stromer damit in einem realen Renngeschehen käme – auch das bleibt vorerst ein Opel-Geheimnis.
Wie es sich für einen Rennwagen gehört, ist der Innenraum des Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo sehr spartanisch eingerichtet. Einige Gestaltungselemente, hören wir vom Designer, könnten es aber durchaus in die Serie schaffen. Etwa das illuminierte Cockpit.