Er war damals eine Antwort auf die Ölkrise, im Stadtverkehr ebenso zu Hause wie auf der Autobahn und mit über neun Millionen Einheiten in 24 Produktionsjahren ein echter Bestseller: Der Renault 5, der 1972 auf den Markt kam und dessen Produktion erst 1996 endete. „Wir wollen bewusst ein kleines Auto bauen, nicht die Verkleinerung eines großen. Ein Auto, das Männern und Frauen gleichermaßen gefällt. Ein Auto, das in der Lage ist, soziale Grenzen zu überschreiten“, umschrieb der damalige Renault-Chefdesigner Michel Boué das Konzept hinter dem Fahrzeug, das später als „kleiner Freund“ beworben.

Diese automobile Ikone könnte in Kürze als Elektroauto wiederkehren, zum 50. Geburtstag des Kultmobils: Im Zusammenhang mit dem Strategieplan „Renaulution“ präsentierte Renault-Chef Luca de Meo den Prototypen eines kompakten Elektroautos mit den charakteristischen Designmerkmalen des Kultfahrzeugs von einst: „Der Renault 5 Prototype lässt sich daher von der Vergangenheit inspirieren, orientiert sich dabei aber entschieden Richtung Zukunft“, erklärte der ehemalige Fiat- und VW-Manager dazu.

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5 vor 12

Renault-Chefdesigner Michel Boué konzipierte mit dem Renault 5 ein Auto, das sozialen Grenzen überschreiten sollte und gleichzeitig eine Antwort auf die – damals noch künstliche Verknappung – der Ressourcen sein sollte. Bild: Renault

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Weniger ist mehr

Als man noch ohne Navigation ans Ziel kam, zum Einparken keine Radarsensoren benötigte und nicht in ständiger Angst um sein Leben war: Interieur des Renault 5 in den 1970er Jahren. Foto: Renault

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Alles so schön bunt hier

Der Renault 5 war, als er 1972 als dreitüriger Kompaktwagen in kräftigen Farben auf den Markt kam, ein optimistisches Statement in einem pessimistischen Umfeld: Die Ölpreiskrise und die darauf folgenden Autofahrverbote hatten viele Europäer in ihrem Lebensnerv getroffen. Foto: Renault

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Sie konnten auch anders

Zwei Jahre nach dem Debüt machte der Renault 5 mit Turbolader als Sportskanone Karriere. Um den Renault-5-Pokal kämpfen in Deutschland und Europa unter anderem Christian Danner, Joachim Winkelhoeck und Harald Grohs. Bild: Renault

In der zweiten Jahreshälfte 2023 könnte der kompakte Stromer auf den Markt kommen – mit vier Türen und auf der neuen Plattform CMF-EV, auf der auch der neue Meganè E basieren wird – und die nächste Modellgeneration der Zoe. Denn wie Laurens van den Acker, der heutige „Gottvater des Renault-Designs“ (de Meo), im Gespräch mit EDISON versichert, würde der neue R5 keineswegs ein bestehendes Modell ersetzen. Weder die Zoe, noch den Twingo. Geplant sei vielmehr, das Portfolio an Elektroautos auszubauen und weiter zu diversifizieren.

Konzernchef de Meo hatte bei der Präsentation seiner neuen Fünfjahres-Strategie von „mindestens zehn“ neuen Elektroautos gesprochen – sieben davon unter der Marke Renault. Dem Elektro-R5 falle dabei eine besondere Rolle zu: „Mit einem sehr günstigen Preis wird das Auto der Elektromobilität noch einmal einen kräftigen Schub geben und um einen Spaßfaktor bereichnern.“

Urban, elektrisch, attraktiv

Die Designer hatte bei der Entwicklung des Autos schon jede Menge Spaß, ließ Gilles Vidal, der neue Design-Direktor von Renault, bei der Präsentation des Prototypen durchblicken. An vielen Punkten wurden charakteristische Designelemente des histroischen Vorbilds aufgenommen und neu interpretiert: Die Frontschürze mit den eckigen Scheinwerfern, die Heckleuchte, die Seitenlinie. Wo früher der sportliche Lufteinlass auf der Motorhaube saß, verbirgt sich jetzt die Ladeklappe. Und die Leuchten sind natürlich in LED-Technik ausgeführt. Auch ein Textildach haben die Designer angedacht.

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Im Interieur ist der Protoytyp ganz im 21 Jahrhundert angekommen, mit großen Informationsdisplays und Internetanschluss. Kein Wunder: Unter der Marke „Mobilize“ will Renault in Zukunft eine ganze Reihe von Dienstleistungen rund um die Bereiche Mobilität, Energie und Konnektivität. Regelmäßige Software-Updates sollen alle Autos jung halten und nebenbei die Lebensfreude steigern.

Diese Studie verkörpert einfach Modernität, ein Fahrzeug, das seiner Zeit entspricht: urban, elektrisch, attraktiv”, findet Vidal. Und sein Chef ist zuversichtlich, das Auto schnell auf die Straße bringen zu können. Die Digitalisierung habe auch im Design die Prozesse enorm beschleunigt, erklärte van den Acker: Brauchte es früher vier Jahre vom ersten Konzept eines Autos bis zur Serienreife, sei dies heute problemlos in drei Jahren zu schaffen. Denn viele Tests könnten heute bereits virtuell am Rechner durchgeführt werden.

Die Zoe ist hierzulande mittlerweile das bestverkaufte Modell der Franzosen. Und das Angebot an Elektroautos soll in diesem Jahr noch wachsen. Elektroauto

Futuristisches und Nostalgisches

Das sollte auch die Entwicklung der weiteren Elektroautos beschleunigen, die de Meo angekündigt hat. Das neue zweisitzige Citymobil EZ („Easy“) 1 – und des vollelektrischen Supersportwagens von Alpine, der in Kooperation mit (der inzwischen zu Geely gehörenden Sportwagenmarke) Lotus entsteht und voraussichtlich 2025 auf den Markt kommt – dann, wenn der aktuelle A110 am Ende seines Lebenszyklus angekommen sein wird. Van den Acker freut sich schon sehr auf den Sportwagen der Zukunft, der „sehr futuristisch“ ausfallen werde.

Aber die Nostalgie ist damit noch lange nicht aus den Designstudios am Rande von Paris verbannt: Angeblich wird dort auch über der Neuauflage eines anderen Kultautos gebrütet: der legendären Kombi-Limousine R 4 von 1961. Das Modell könnte den Kangoo Z.E. ersetzen. Oder das Angebot in diesem Marktsegment erweitern: Viele Familien warten sehnsüchtig auf einen Kleintransporter mit Elektroantrieb. Der erschwinglich ist – und die Lebensfreude zurückbringt.

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1 Kommentar

  1. Thomas Werner

    Sehr gut,
    eine Alternative zum überteuerten Mini.

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