Das schwedische Unternehmen Corpower Ocean will im Oktober ein erstes Wellenkraftwerk an der portugiesischen Atlantikküste installieren. Bis 2026 soll dann in Irland das erste kommerzielle Wellenkraftwerk den Betrieb aufnehmen. Das Wellenkraftwerk der Schweden hat die Form einer Boje und kommt auf eine Spitzenleistung von 300 kW – pro eingesetzter Einheit.

Mit der ersten Anlage will das Unternehmen zunächst ein dreiviertel Jahr lang Erfahrungen sammeln, erläuterte CEO und Mitgründer Patrick Möller im portugiesischen Hafenort Agucadoura. Dort ist das erste Wellenkraftwerk fertiggestellt und bereits ins Wasser gelassen worden. Die gesammelte Erfahrung fließt in den Bau von drei weiteren Anlagen, mit denen dann die Marktreife erreicht werden soll. Im Jahr 2024 soll der Bau eines ersten kommerziellen Wellenkraftwerks vor der Küste Irlands starten. Zunächst sollen hier 5 MW entstehen, die bis 2026 auf 30 MW in 100 Anlagen hochskaliert werden. Ein Ankerkunde ist der Projektentwickler Blue Energy. Mittelfristiges Ziel sind 600 MW im Jahr 2030.

Strom-Boje 
Corpower Ocean arbeitet seit Jahren an der Perfektionierung seiner Wellenkraftwerke. Erste Prototypen wurden vor der Küste Schottlands ins Meer gesetzt. Fotos: Corpower Ocean
Strom-Boje
Corpower Ocean arbeitet seit Jahren an der Perfektionierung seiner Wellenkraftwerke. Erste Prototypen wurden vor der Küste Schottlands ins Meer gesetzt. Fotos: Corpower Ocean

Die Stromgestehungskosten werden nach Angaben von Corpower Ocean beim ersten Park noch bei 260 Euro/MWh liegen und bis zum Zwischenziel von 600 MW Leistung auf 70 Euro/MWh absinken. Mit dem weiteren Ausbau sollen die Kosten weiter fallen. Bei einer Installation von 20.000 MW würden sie nur noch 30 bis 40 Euro/MWh betragen.

Hohe Belastungen für die Technik

Mit innovativer Technologie will Corpower Ocean ein neues Kapitel zur Nutzung der Wellenkraft aufschlagen. Denn bislang wird diese kaum zur Energieerzeugung genutzt. Agucadoura ist – dank großzügiger Förderung des Staates – gewissermaßen ein Hotspot zur Erprobung neuer Wellenkraftwerke. 2009 hatte dort bereits das britische Maschinenbauunternehmen Pelamis Wave Power drei schlangenförmige, „Pelamis“ genannte Wellenenergiekonverter von 140 Metern Länge ins Wasser gelassen, um mithilfe der Wellenbewegungen Strom zu erzeugen. Doch schon nach einem halben Jahr musste die „Schlange“ aufgrund technischer Probleme wieder an Land geschleppt werden. Seitdem ist es still um das Projekt geworden.

Das hat laut Anders Jansson, Head of Business Development bei Corpower Ocean, vor allem zwei Gründe: So hielten die bisherigen Technologien häufig Stürmen nicht stand oder wenn sie es täten, seien sie schlicht zu teuer. Dies wiederum liege insbesondere an den eingesetzten Materialen, allen voran Stahl, sagte Anders. Jetzt aber stünden neue Materialen zur Verfügung und auch die IT habe sich weiterentwickelt, sodass sich die Wellenbewegungen besser simulieren ließen.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Die technischen Komponenten des Wellenkraftwerks von Corpower Ocean bestehen zwar zum Teil auch aus Stahl, die Hülle ist aber überwiegend aus Glasfaser. Die Anlage sei zudem sturmsicher, betonte Anders.  Anders ist sich seiner Sache auch deshalb sehr sicher, weil sein Unternehmen die Anlagen vor der Installation im Meer weitgehend an Land testet. Frühere Wellenkraftwerke seien erstmals im Wasser getestet worden, führte er aus. Wenn aber eine Anlage zur Reparatur an Land gebracht werden müsse, sei dies mit hohen Kosten verbunden.

Auf und nieder, immer wieder 
Funktionsprinzip des Wellenkraftwerks von Corpower Ocean aus Schweden. Grafik: Hersteller
Auf und nieder, immer wieder
Funktionsprinzip des Wellenkraftwerks von Corpower Ocean aus Schweden. Grafik: Hersteller

Neun Meter Durchmesser

Die Technik des Wellenkraftwerks hat das Unternehmen in Schweden entwickelt und dort ein Jahr auf einem Rüttelstand getestet. Anfang Oktober, kurz bevor die Anlage zu Wasser geht, werden ihre Komponenten zudem auf Dichtigkeit getestet. Zuvor habe es darüber hinaus erfolgreiche Versuche mit einem Prototypen im kleineren Maßstab vor der schottischen Küste gegeben.

Die birnenförmigen Wellenkraftwerke von Ocean Power haben einen Durchmesser von neun Metern und sind 19 Meter hoch. Über eine Stange sind sie mit einer Plattform am Boden verbunden. Ein Gezeitenschieber gleicht die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut aus. Bei Wellengang bewegen sich die Anlagen mit den Wellen auf und ab, wobei sich zwei ineinandergeschobene Kolben im Inneren bewegen. Diese Bewegung wird auf Zahnräder übertragen, welche sie von einer vertikalen in eine rotierende übersetzen. Damit werden wiederum zwei Generatoren angetrieben.

Auf dem 13 Tonnen schweren Hauptteil – insgesamt wiegt die Anlage 17 Tonnen – thront eine Spitze, die mit Sensoren und Leuchtfeuer für die Schifffahrt ausgestattet ist. Jede Anlage hat eine Nennleistung von 300 kWp und erreicht im Schnitt 120 kW. Von der Pilotanlage erwarten die Anlagenbauer eine jährliche Einspeisung von 100.000 Megawattstunden, die verbesserten Modelle sollen die doppelte Jahresleistung erbringen.

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