Nein, in Hilden werden nicht die Lichter ausgehen, wenn am Abend oder am Wochenende im Nordpark Dutzende Elektroautos Strom zapfen. Die Sorge war angeblich bei einigen der 55.000 Einwohner zählenden Stadt im Kreis Mettmann aufgekommen, als sie von den Plänen des Bäckermeisters Roland Schüren erfuhren, in dem Gewerbegebiet eine „Großtankstelle“ für Elektroautos aufzuziehen. Jetzt wurde Deutschlands größter Ladepark mit aktuell 28 DC- und weiteren 16 AC-Ladeplätze mit Ladeleistungen zwischen 7 und 300 Kilowatt offiziell eröffnet und zu Demonstrationszwecken auch gleich mehr als ein Dutzend Stromer verschiedener Hersteller schnell geladen. Und siehe da: Weder flogen in der 12.000 Quadratmeter großen Anlage in der Giesenheide die Sicherung raus – noch wurde es Nacht über Hilden.

Und das wird auch in Zukunft nicht passieren, wenn nach Fertigstellung der beiden nächsten Bauabschnitte Elektromobilisten insgesamt 114 Ladeplätze zur Verfügung stehen. Dies versicherten sowohl Schüren wie auch Daniel Heuberger von den Stadtwerken Hilden, die zumindest einen Teil des Ladestroms liefern. Der andere Teil wird gleich an Ort und Stelle erzeugt. Mit Hilfe von zwei großformatigen Photovoltaikanlagen mit aktuell 336 Kilowatt Peak, die auf den Dächern über den Ladesäulen montiert wurden. Und bald möglicherweise auch mit Hilfe von Windkrafträdern.

Pufferspeicher von Tesvolt

Zudem gibt es ein ausgeklügeltes Energie-Konzept mit Wärme-Rückgewinnung. Und überschüssiger Strom wird zudem in zwei Batteriecontainern von Tesvolt mit einer Speicherkapazität von 2 Megawattstunden gepuffert.

„Da passiert nichts“, zerstreute Netzexperte Heuberger die Sorgen der besorgten Stadtbewohner vor einem Blackout. Ihm mache da die hohe Dunkelziffer nicht angemeldeter privater Ladestationen wesentlich mehr Sorgen: Wer in Hilden ein Elektroauto in seiner Garage laden möchte – „und sei es nur mit 3,7 kW“ – muss dies bei den Stadtwerken anmelden. Viele „vergessen“ das allerdings.

Mit Sicherheitsabstand
Roland Schüren, Initiator und Erbauer des Ladeparks Hilden, erläutert NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (rechts) ie Technik des Elektroautos ID.3

Der neue Groß-Ladepark im Düsseldorfer Osten, in dem der kalifornische Autohersteller Tesla und der niederländische Ladenetzbetreiber Fastned unter dem Dach einer von Schüren gegründeten „Seed&Greet“ GmbH zusammengefunden haben, ist jedoch mehr zwei Jahre lang bis ins letzte Detail geplant worden – da wurde nichts vergessen.

Die Gespräche mit allen Beteiligten, so deutet Schüren an, waren nicht immer ganz einfach und haben ihn einige Nerven gekostet. Aber die Arbeit hat sich jetzt schon gelohnt: So viel Ladekomfort wie in Hilden finden Fahrer von Elektroautos gleich welcher Art wohl nirgendwo sonst. Es gibt nicht nur schützende Dächer und Sitzbänke, sondern auch eine Toilettenanlage, Staubsauger und Luftpumpen zur kostenlosen Benutzung. Und natürlich ein ein Bistro, wo sich Reisende mit kalten und warmen Getränken, aber natürlich auch mit Bio-Backwaren stärken können.

Auch die Ladetechnik ist vom Feinsten: Tesla hat in Hilden gleich zwölf der neuesten V3 Supercharger installiert, an denen per CCS-Anschluss und mit bis zu 250 kW Strom gezogen werden kann. Für Teslas älterer Bauart gibt es acht V2 Supercharger. Hier beträgt die Ladeleistung maximal 150 kW.

Auch die Fastned-Säulen sind vom Feinsten und, wie sich NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart persönlich überzeugte, „kinderleicht“ zu bedienen. Das Land hat das „Leuchtturmprojekt“ an der Kreuzung der vielbefahrenen Autobahnen A3 und A46 mit einer nicht näher bezifferten Summe gefördert und hofft nun, dass Schürens Beispiel „Schule macht“. Pinkwart: „Wir haben bei der Ladeinfrastruktur noch einiges aufzuholen.“

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