Die Corona-Krise könnte das Mobilitätsverhalten in den Städten spürbar verändern – zugunsten des Autos, zulasten des Öffentlichen Nahverkehrs. Darauf deuten die jüngste Ausgabe des „Mobility Barometers“, den das Leasingunternehmen Arval veröffentlicht hat. Befragt wurden dazu mehr als 5000 Manager von Firmenfuhrparks aus 20 Ländern, davon 300 aus Deutschland.
Nach der Umfrage haben die Lungenseuche und die Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Verbreitung von Corona die automobile Mobilität in den Unternehmen keineswegs ausgebremst, sondern im Gegenteil belebt. „Die Kilometerleistung ist in der Krise eher gewachsen als geschrumpft“, berichtet Katharina Schmidt, Head of Consulting, Arval Mobility Observatory & Leitung Fuhrpark im Gespräch mit EDISON. Das boomende Online-Geschäft zeige hier bereits Auswirkungen. Und der Trend wird wohl anhalten: Nach der Umfrage planen viele Unternehmen, in den kommenden drei Jahren ihren Bestand an Lieferwagen weiter auszubauen.
Und nicht nur den: Nach der Umfrage ist im vergangenen Jahr auch das Interesse in den Unternehmen an einem Firmenwagen wieder deutlich gestiegen – vor allem wegen Corona. Und viele Unternehmen haben dafür ein offenes Ohr – um ihren Mitarbeitern einen COVID-19-sicheren Arbeitsweg zu ermöglichen. Fast alle Unternehmen in Deutschland hatten in den zurückliegenden Jahren auch alternative Mobilitätslösungen für ihre Mitarbeiter entwickelt. Statt eines Firmenwagens wurden Führungskräften beispielsweise so genannte Mobilitätsbudgets zur Verfügung gestellt, um sowohl dienstliche wie private Reisen mit öffentlichen Transportmitteln eigener Wahl gestalten zu können. Insbesondere in Großstädten kam das bei den Mitarbeitern ganz gut an.
Doch das Interesse daran ist im vergangenen Jahr deutlich abgekühlt – wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr in Bussen, Bahnen und Taxen. Konsequenz: Auch in Deutschland werden die Firmenfuhrparks in den kommenden Jahren eher wieder wachsen als schrumpfen.
Anteil der Elektroautos im Fuhrpark wächst
Die gute Nachricht dabei ist: Die im Fuhrpark eingesetzten Fahrzeuge werden umweltfreundlicher. Sowohl bei den Personenwagen als auch bei den Transportern stehen aktuell alternative Antriebe hoch im Kurs – und wird in den Unternehmen viel unternommen, um die Einsatzmöglichkeiten und die Akzeptanz von Elektroautos zu steigern. Durch den Aufbau einer Ladeinfrastruktur in den Unternehmen oder auch durch finanzielle und technische Hilfen bei der Installation von Wallboxen am Wohnort der Mitarbeiter. Schmidt: „Da ist einiges in Bewegung gekommen.“ Nach der Befragung sind in deutschen Großunternehmen heute bereits 52 Prozent der Fahrzeuge zumindest teilweise elektrifiziert – in drei Jahren könnte der Anteil auf 87 Prozent steigen.
Mir vollelektrischen Lösungen tun sich viele Unternehmen allerdings noch etwas schwerer: In Deutschland haben erst 27 Prozent der Unternehmen Batterieautos in ihren Flotten. Als Argumente gegen die Stromer wurden in der Befragung – wie zu erwarten – die geringe Anzahl öffentlicher Ladepunkte sowie die höheren Anschaffungskosten ins Feld geführt. Auch gibt es weiterhin Zweifel an der Zuverlässigkeit der Technik.
Plug-in-Hybride – stark gefragt, stärker kontrolliert
„Aber die Ablehnung der Technik wird geringer“, weiß Schmidt aufgrund der Erfahrungen im eigenen Unternehmen und mit Blick auf die Vergleichszahlen aus den Vorjahren. „Es sind inzwischen sehr viele Informationen geflossen, die etwa die Reichweitenangst deutlich reduziert haben“. Und das wachsende Modellangebot habe die Zahl der Skeptiker unter den Dienstwagenberechtigten praktisch halbiert.
Dennoch sind Plug-in-Hybride unter den Mitarbeitern derzeit noch deutlich stärker gefragt – allein schon wegen der steuerlichen Vorteile. Doch wie Schmidt zu berichten weiß, schauen die Fuhrparkmanager inzwischen genauer hin, wem sie ein Auto mit einem solchen Antrieb geben. „Denn andernfalls kann es bitterböse Überraschungen geben“ — wenn der Teilzeitstromer nicht regelmäßig geladen wird, explodieren die Betriebskosten. 52 Prozent der Unternehmen haben deshalb wenigstens eine Regel für den Einsatz der Plug-in-Hybride aufgestellt und sehen sich vor der Genehmigung des Fahrzeugs das Fahrerprofil und die Ladesituation genauer an. Auch die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge hilft: Lademuffel können auf diese Weise schnell identifiziert werden.