Ihnen wird aber nachgesagt, dass Sie selbst in absoluten Stresssituationen die Ruhe behalten.

Ja. Ich bin jemand, der den Stress nicht nach außen trägt. Aber nach dieser Mastkletter-Aktion, als ein Segel sich verhakt hatte, oder nach dieser Skipper-Suchaktion, merke ich dann eben ein, zwei Tage später, dass die Erschöpfung trotzdem da ist. Und nach der Vendée brauchst du mindestens sechs Monate, um dich vom Stress zu erholen. Das geht allen so, viele brauchen dann medizinische Betreuung. Man kann diese totale Erschöpfung im Gehirn sogar messen. Okay, ich bin wirklich mehr so der ruhige Typ. Wenn es auf See brutal wird achte ich schon aus Sicherheitsgründen auf meine Energiereserven. Deshalb bin ich nicht ständig mit Vollgas unterwegs. Aber wenn es dann hart auf hart kommt, bin ich eigentlich erst richtig gut.

Wie gehen Sie denn mit eigenen Fehlern um? Einmal den falschen Kurs gewählt und dann platzen vor Frust? Oder können Sie dann über sich selbst lachen?

Das mit dem Lachen über eigene Fehler, das muss ich noch besser lernen. Ist doch eine der tollsten Fähigkeiten. Kann ich nicht so gut. Ich bin da der ernste Typ. Am Anfang der Vendée zum Beispiel habe ich einen dummen Fehler gemacht. Da hatten wir einen großen Sturm, bei dem einige Schiffe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Danach habe ich wieder auf Rennmodus geschaltet, habe mich dann aber schlafen gelegt und gedacht, das kracht hier jetzt ohnehin so, da achte ich nur ein bisschen aufs Boot. Das war genau drei, vier Stunden zu lange. Da waren die anderen fort, und ich bin in eine Flaute getrudelt, vor der die anderen noch weggehuscht sind. Da war ich echt außer mir. Dachte, das jetzt die Welt untergeht. Ich werde die Konkurrenz nie wieder sehen, da Rennen ist vorbei.

Was ist der größte Fehler in so einem Race? Sich zu hohe Ziele zu setzen?

Das hängt von der Vorgeschichte ab. Der bekannte englische Segler Alex Thomson beispielsweise war ja schon mal Dritter und Zweiter. Der sagt nicht, ich mache das jetzt total safe, damit ich auf jeden Fall ins Ziel komme. Nein, der sagt sich vielleicht: Das einzige, was hier zählt, ist der Sieg. Das ist eine andere Logik als bei mir, der der erste Deutsche war, der an diesem Rennen teilnahm. Deshalb bin ich manchmal auch ein bisschen vorsichtiger gesegelt.

Mast- und Schotbruch
Am Kap Hoorn ging das Hauptsegel der „Sea Explorer“ kaputt. Mitten im Sturm musste es Herrmann mühsam reparieren.

Die meiste Zeit auf der Vendée Globe haben Sie unten in der dunklen, lärmenden Karbonhöhle vor den Instrumenten und Displays verbracht. Wetterdaten analysieren und so. Das können Sie sehr gut, nicht wahr?

Stimmt, ich habe vorher sechs Jahre für andere Teams professionell als Navigator gearbeitet. Ich bin da also mitgesegelt und habe da hauptsächlich die Aufgabe gehabt, mir das Wetter, die Route und solche Sachen genau anzugucken. War auch für die Elektronik zuständig. Das hat mir natürlich jetzt total geholfen. Das können aber die meisten Vendée-Globe-Skipper. Ist ja ohnehin der Kern des Spiels: Wo bitte fahr ich hin, wo sind die besten Wind- und Seebedingungen?

Sie haben mit ihren Life-Blogs fast jeden Tag Tausende von Followern virtuell mit an Bord genommen. Obwohl es in manchen Situationen bestimmt gerade nicht lustig war.

Das hat mir erstaunlicherweise viel Energie gegeben. Sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich wurde ja von niemandem dazu gezwungen. Nach dem Motto: Wir müssen das für unsere Sponsoren machen. Das war eher ein gutes Mittel gegen dieses Alleinsein. In diesem grauen Südmeer oder unter Deck in eben dieser Karbonhöhle. Da unten hast du ja nie richtiges Tageslicht. Und vor dir noch eineinhalb Monate Einsamkeit. Das drückt irgendwann schwer auf die Stimmung.

„Das ist der Kern des Spiels: Wo fahr ich hin, wo sind die besten Wind- und Seebedingungen?“

Okay, und dann?

Habe ich mir gesagt: Okay, jetzt ist es aber mal genug hier. Weg mit der Trübsal, jetzt mache ich ein Video. Dann habe ich im Selfie-Modus was ins iPhone erzählt. Und meist gedacht, boah, du siehst aber fertig aus. Also ein Käppi aufgesetzt, damit ich nicht ganz so wild rüberkomme. Noch ein bisschen Wasser ins Gesicht geklatscht und einfach versucht, mal zu lächeln. Schon besser, das machst du gleich noch mal. Und dann wusste ich auch, was ich sagen wollte und habe meine Geschichte abgesetzt. Und nach diesem Film hast du dann tatsächlich bessere Laune. Die hält für den Rest des Tages. Genau, super Möglichkeit, um mit dieser Einsamkeit umzugehen.

Keine Dusche, keine Toilette. Permanenter Schlafentzug, meist nur 45 Minuten am Stück, bei fiesem Wetter manchmal nur 15 Minuten. Wie halten Sie das aus?

Darauf bin ich trainiert. Aber es gibt auch Phasen ohne viel Wind. Dann sitzt du da, und es passiert absolut nichts. Aber diese Zähigkeit der Zeit kann mit dem Wetter schnell in absoluten Stress umschlagen, weil der Wind auf einmal wieder ganz stark bläst. Du musst ständig auf alles gefasst sein. Und eigentlich steht zu jeder Zeit das ganze Projekt zur Disposition. Da muss ja nur irgendwas relevantes kaputtgehen… Der Autopilot, die Elektroversorgung, zack schon ist so ein vier Jahre langes Lebensprojekt zu Ende. Wir dürfen ja nicht in Kapstadt anlegen und das Boot reparieren. Das ist brutal.

Viel Wind bringt wenigstens viel Speed, und mit diesen verrückten Tragflügeln, den Foils, können Sie regelrecht abheben. Was waren denn ihre Spitzengeschwindigkeiten?

Gut 35, 36 Knoten, also fast 70 km/h. Und die Durchschnittsgeschwindigkeit lag so bei 16 Knoten, also um die 30 km/h. Klingt vielleicht wenig für Landmenschen, aber auf See ist das so die Durchschnittsgeschwindigkeit eines großen Containerschiffes.

Mal ein Blick nach vorn. Sie hatten die Vendée Globe kaum beendet, da planten Sie schon wieder. Das zweite Vendée-Rennen, das 2024 startet. Die Sucht zur Revanche? Zu zeigen, das ein Sieg tatsächlich drin ist?

Gute Frage. Ich bin mir nicht sicher wie ich das beschreiben soll. Es geht mir nicht um den Sieg per se. So denkt man vielleicht, wenn man schon mal Dritter oder Zweiter war. Bei uns im Team Malizia ist das eher ein Prozess über Jahre, fürs nächste und übernächste Vendée Globe. Mit dem Ziel, eine exzellente Truppe mit Ingenieuren und Technikern aufzubauen, die zu den absolut Besten gehört. Das bleibt es dann auch, wenn mal was schiefgeht oder wir die Regatta nicht beenden können. Oder auf einem 15. Platz landen. Ist wie beim Fußball: Wenn Bayern München mal verliert, wissen trotzdem alle, dass das ein super Team ist. Natürlich will man irgendwann auf dem Papier ein tolles Resultat sehen. Klar, wir geben alles, um gewinnen zu können.

Die neue Yacht, die bei Multiplast im französischen Vannes entsteht, hat schon im Sommer ihren Stapellauf. Ist das neue Schiff, typische EDISON-Frage, auch nachhaltiger bei den eingesetzten Materialien?

Beim ökologischen Footprint gibt es zwei Aspekte. Erstens können wir nicht von heute auf morgen ein Schiff aus Baumwolle bauen, wollen aber trotzdem innovativ sein. Wir werden deshalb 100 Kilogramm Material verwenden, dass auf biologischer Basis entsteht. Bio-Composit heißt das bei uns. Eine Flachsfaser mit einer Klebfaser, die auf Rapsbasis und aus anderen Elementen entsteht. Damit bauen wir zum Beispiel nichtstrukturelle Teile wie Kajüten-Dachteile, Türen und Schotten und so.

Und zweitens…

… wollen wir nicht nur ein schnelles Schiff, sondern eins, das sehr solide ist und eine lange Lebensdauer hat im Wettbewerb. Zwischen zwölf und 14 Jahren. Eins, das drei Vendée Globes durchhält. Vielleicht sogar fünf. Das Schiff von Jean Le Cam, der Vierter wurde, hat schon fünf oder sechs Weltumseglungen hinter sich. Ist 15 Jahre alt. Mit so einer Lebenserwartung rechtfertigt sich auch der hohe Aufwand bei der Herstellung so eines Offshore-Rennboots. Und wenn es einmal schwimmt, braucht es, emissionsfrei, nur noch Wind zur Fortbewegung.

Speed ist aber auch wichtig…

Ja, wir haben deshalb viel an der Bugsektion gearbeitet, das Schiff soll beim Eintauchen in die Wellen nicht mehr abbremsen. Nun erinnert die Form des Bugs ein wenig an eine Banane. Meine Frau Birte meint, so etwas könne unsere kleine Tochter auch zeichnen

Bis zur nächsten Vendée Globe haben Sie noch 18 weitere Regatten in 15 verschiedenen Ländern geplant. Muss das sein?

Ja, da gibt es eine gewisse Logik. Wir würden sogar noch mehr machen, wenn es ginge. Je mehr man sein Schiff kennt, desto mehr Chancen hat man die Vendée zu beenden. Jede Meile ist wertvoll. Und wenn wir dann nach The Ocean Race 2023 wiederkommen, dann segeln wir im November noch die Transatlantik-Regatta »Jaques Vabre«. Da sind wir dann zum ersten Mal mit der gesamten Vendée Globe-Flotte konfrontiert. Vermutlich mit zwanzig bis dreißig unserer zukünftigen Konkurrenten. Da ist noch mal richtig Vollgas angesagt. Um zu sehen wo wir stehen und was wir noch verändern müssen.

Ökosystem Mangrovenwald
Zusammen mit der „Mama Earth Foundation“ unterstützt Boris Herrmann den Malizia Mangroven Park auf den Philippinen. Eine Million Mangroven sollen hier gepflanzt werden – die Hälfte ist bereits geschafft.  

Noch mal grundsätzlich: Wen wollen Sie eigentlich ständig bezwingen? Das Meer oder sich selbst?

Die Konkurrenten, die anderen Teams. Klar, selbstverständlich ist das auch ein starker psychologischer Wettbewerb. Auch ein Management-Kampf. Ein Wettbewerb der Ideen. Wer liegt denn richtig mit seinem Vorgehen? Haben wir die viele Zeit und das viele Geld sinnvoll investiert?

Sie setzen sich auch für den Schutz des Klimas und der Ozeane ein. Und auf der Vendée haben sie haufenweise Messdaten für die Wissenschaft gesammelt, speziell über den sonst kaum frequentierten Südpazifik und das Südpolarmeer. Temperaturen, pH-Werte und den angesprochenen CO2-Gehalt des Wassers…

Wenn man mit so einem überschaubaren Aufwand großen Nutzen für die Wissenschaft stiften kann, ist das eine gute Sache. Die Labortechnik läuft ja während der Vendée Globe vollautomatisch, ich muss da unterwegs nichts machen. Gut, das sind 20 Kilo mehr Gewicht mit allem Zubehör. Bei einem Boot, das acht, neun Tonnen wiegt. Und schluckt zehn Prozent von unserer Energie. Aber wir erzeugen ja über Solarpanele regenerative Energie an Bord, deshalb bekommen wir das gut hin. Das gehört einfach dazu – auch bei der nächsten Vendée Globe.

„Andere haben Mikroplastik direkt in der Arktis registriert, sogar im Eis.“

Boris Herrmann über die Verschmutzung der Meer mit Plastikabfällen

In erster Linie sind Sie aber Regattasegler…

Klar, aber wenn wir nebenbei noch was Sinnvolles tun können, freue ich mich. Selbst wenn ich bei der Vendée ausscheiden würde, zum Beispiel mit irgendeiner Havarie, hätte dieser ganze Aufwand seinen Sinn, weil diese Daten so wertvoll sind. Und wenn man sieht, was sonst so in der Wissenschaft und auf Forschungsschiffen für Geld ausgegeben wird – da sind wir sogar effizienter.

Siebzig Prozent der Erdoberfläche besteht aus Wasser, und es gibt da aktuell viele böse Themen. Die Mikroplastikschwemme gehört auch dazu. Unterwegs Plastikabfällen begegnet?

Bisher recht selten auf See, aber das winzige Zeug ist ja kaum zu sehen. Ich höre das aber immer öfter von meinen Kollegen von anderen Rennbooten. Die haben zum Teil solche Messgeräte, um Mikroplastik zu registrieren, und die haben das leider überall entlang ihrer Routen, auch rund um die Antarktis, in fast jedem Teil der Welt gefunden. Andere haben das auch direkt in der Arktis registriert, sogar im Eis.

Jetzt muss passenderweise was zu Greta Thunberg gefragt werden. Als Hochsee-Regattachampion waren sie vor der Vendée hauptsächlich in der Segelszene bekannt. Das änderte sich, als sie 2019 Greta zur New Yorker UN-Klimakonferenz über den Atlantik schipperten. Warum haben sie diesen Törn gemacht? Wie ist es überhaupt dazu gekommen?

Totaler Zufall. Im März 2019 gab es eine große Demo von »Fridays for Future« in Hamburg. Da bin ich mit meiner Frau reingeraten. Wir standen dann da am Rathausmarkt und haben uns das angehört. Ich hatte bis dahin zwar von Greta gehört, aber nicht viel. Und dann hat sie gesprochen, und zehntausend Schülerinnen und Schüler haben andächtig zugehört. Es war mucksmäuschenstill. Und meine Frau, die ja Lehrerin ist, hat gesagt, so ruhig sind die Schüler nie im Unterricht. Das wäre ja der Wahnsinn. Man spürte irgendwie Gretas Energie und auch die Wichtigkeit des Themas.

Und weiter?

Dann hat meine Frau so im Spaß gesagt, nimmt sie doch mal auf dem Boot mit, wenn sie irgendwohin klimaneutral hinreisen möchte. Und dachte dabei an Stockholm — Dänemark oder Hamburg — London. Wir haben das mehr als Schnapsidee gesehen und nicht weiter dran gedacht. Aber dann hat mir im Sommer ein Freund einen Screenshot von Twitter geschickt: Greta wollte dringend umweltfreundlich nach New York und suchte dafür eine Reisemöglichkeit. Daraufhin haben wir den Kontakt aufgenommen und es gab mit Greta ein Videogespräch. Und weil ich gerade an Bord war, konnte ich ihr schön das Boot zeigen. »Guck mal hier, das ist null Komfort, keine Toilette, und hier ist die spartanische Koje. Das Boot ist aber sehr sicher und sehr schnell. Und unterwegs CO2-neutral durch die Solarpanele.« Und dann hat ihre Familie zwei Tage später gesagt: »Ja, cool, wir machen das mit euch.« Das ging sehr schnell.

Boris Herrmann und Greta Thunberg
Abklatschen mit Greta
Weltweite Aufmerksamkeit errang Boris Herrmann auch, als er 2019 die Klimaaktivistin Greta Thunberg („Fridays for Future“) zum UN-Klimagipfel nach New York segelte. Foto: Boris Herrmann Racing

Unterwegs hatten Sie viel gemeinsame Zeit. Worüber haben Sie mit Greta geredet?

Das war erstaunlich. Zum einen redet man an Bord gar nicht viel, jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Oder mit dem Boot. Und dann kommt es aber ein oder zweimal am Tag dazu, dass ein paar Leute vom Team zusammen im Cockpit sitzen. Genau, Smalltalk, man snackt einfach so ein bisschen. Und dann hat sie uns Männer zwischendurch einfach korrigiert, wenn wir ihrer Meinung nach Denkfehler hatten. Sie hat ja so ein unglaubliches Fachwissen zum Klimawandel.

Konkret?

Wir haben zum Beispiel unsere Biertischweisheiten zum Umweltschutz losgelassen. Es müsse ganz viele Elektroautos geben. Oder ganz viele Windräder oder es müsse wirklich alles per Wasserstoff-Energie funktionieren. Und sie hatte dazu immer sofort Zahlen und Hintergründe parat, konnte diese Dinge gut relativieren. Und hat uns ein paar gute Themen mit auf den Weg gegeben.

Nämlich?

Sie hat gesagt, hey, ihr redet hier immer über generelle Patentlösungen. Alle diese Punkte sind wichtig, aber falsch sei, nur das jeweils eine für die richtige Lösung zu halten. Es müsse sich alles grundlegend verändern, wir müssten in allen Bereichen größte Anstrengungen unternehmen. Und dass die Welt ganz toll aussehen würde an dem Tag, an dem wir wirklich klimaneutral wären. Das fand ich super.

Wir haben ja immer dieses Polemische in der Klimadebatte…

Ja, dieses Rechthaberische. Dem hat sie total den Wind aus den Segeln genommen. Auch dabei, wie man sich persönlich verhalten solle. Damit geht sie völlig lässig um. Verhaltet euch wie ihr wollt, hat sie gesagt, keiner kann komplett richtig leben. Wir würden halt alle in einem großen System leben. Selbst wenn du Obdachloser bist, produzierst du, statistisch gesehen, jährlich über acht Tonnen CO2-Emissionen. Da reagiert sie einfach extrem cool. Sie hat auch Humor und oft gelacht. Bei uns an Bord hat sie jedenfalls ein ganz anderes Gesicht gezeigt, als das, was man so aus der Presse kennt.

Greta war als einzige nie seekrank, richtig?

Genau, und das war natürlich ein Riesenglück. Da kannst du ja normalerweise nicht viel gegen tun, das ist genetisch bedingt.

„Verhaltet euch wie ihr wollt, hat sie gesagt, keiner kann komplett richtig leben.“

Boris Herrmann über seine Gespräche mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg

Ist der Kontakt geblieben? Machen Sie noch mal was Gutes zusammen?

Ja, es gibt eine lose Verbindung, sie hat mir während der Vendée Globe Glück gewünscht, die eine oder andere Nachricht geschickt. Total nett und rührend. Vielleicht ergibt sich mal wieder was.

Sie kümmern sich auch seit 2018 gemeinsam mit ihrer Frau um Ihre Bildungsinitiative »My Ocean Challenge«, ein kostenloses internationales Unterrichtsprogramm für acht- bis zwölfjährige Kinder. Gibt es bereits in acht Sprachen, hat schon mehr als 50.000 Kids erreicht. Worum geht es? Ums Bewusstsein für die wunderbaren Meere und deren Schutz?

Genau. Meine Frau war zehn Jahre Lehrerin, jetzt arbeitet sie bei uns im Team im Bildungsbereich. Sie hat schon bei der vorherigen Weltumseglung mit ihrer Schulklasse das Rennen verfolgt und dabei gemerkt, was für eine Energie und Faszination für die Kinder davon ausgeht. Die standen morgens am Schulzaun, rüttelten an der Tür und wollten wissen, wer vorn liegt. Da hat Birte gesagt, das ist toll, da können wir die Kinder, da können sie richtig was lernen. Nicht nur über schnelle Boote, sondern auch über Geografie, die Ozeane, den Klimawandel. Das können wir nun mit diesem Programm authentisch verbinden. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und trockenen wissenschaftlichen Zusammenhängen, um Kids über den CO2-Problematik der Ozeane aufzuklären. Es geht erst mal um das Abenteuer, eine Leidenschaft für etwas. Wenn sich Kinder für etwas begeistern, funktioniert das immer.

Noch ein Blick in die ferne Zukunft: Wollen Sie bis ins Rentenalter segeln? Oder gibt es einen Plan B mit völlig anderen Dingen, die Sie noch unbedingt machen wollen?

Den Plan B habe ich nicht, aber was ich total spannend finde, ist die Idee, große Frachtschiffe nahezu klimaneutral mit Windkraft voranzutreiben. Dazu möchte ich mit unserem Team einen Beitrag leisten. Indem wir entsprechende Studien machen, uns engagieren und dafür Werbung machen. Als Segler sehe ich da unheimlich viel Potenzial. Zumal wir ohnehin mit Firmen aus der Schiffahrtsbranche zu tun haben, die uns unterstützen. Gute Kontakte in diese Branche. Sollte ich mal nicht mehr segeln, könnte ich mir das als Schwerpunkt vorstellen. Das ist übrigens jetzt schon ein Thema, an dem wir als Nebenprojekt tatsächlich arbeiten. Um Lösungen, die es schon gibt, zu sondieren und Empfehlungen zu geben.

Noch eine typische EDISON-Frage: Fahren Sie ein Elektroauto?

Gern, wenn ich mit Carsharing-Autos unterwegs bin. Wobei man in einer Stadt wie Hamburg eigentlich gar kein eigenes Auto braucht. Okay, auf langen Strecken bin ich noch nicht elektrisch unterwegs, aber das wird bestimmt bald kommen.

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