Auch auf dem US-Markt schneiden Elektroautos im Klimavergleich besser ab als Benziner oder Diesel. Das zeigt eine neue Studie im Fachjournal PLOS Climate. Obwohl bei der Produktion von Stromern zunächst deutlich mehr CO₂ freigesetzt wird – vor allem wegen der energieintensiven Batterieherstellung –, gleichen sich die Emissionen nach rund zwei Jahren aus. Danach fahren Elektroautos über ihren Lebenszyklus von 18 Jahren deutlich klimafreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Realitätsnahes Modell mit klarer Aussage
Die US-Forschenden berechneten, wie sich eine wachsende E-Auto-Flotte auf Stromverbrauch, CO₂-Ausstoß und Luftschadstoffe auswirken würde. Ihr Befund: Selbst bei der aktuell noch kohlelastigen Stromerzeugung in Teilen der USA sinken die Gesamtemissionen deutlich, sobald mehr Stromer auf den Straßen sind.
Finanziert wurde die Studie zwar vom Lithiumproduzenten Albemarle, der naturgemäß ein großes Interesse an einer möglichst schnellen Verbreitung von Elektroautos haben muss. Laut Autorenteam hatte der US-Konzern allerdings keinen inhaltlichen Einfluss auf die Studie. Deutsche Wissenschaftler, die vom Science Media Center befragt wurden, halten die Ergebnisse der Studie jedenfalls für robust und sauber belegt. Sie sehen in der US-Studie eine Bestätigung ähnlicher Untersuchungen hier in Europa.
„Elektroautos sind klar im Vorteil“
„Die CO₂-Emissionen batterieelektrischer Fahrzeuge liegen über den gesamten Lebenszyklus deutlich unter denen fossiler Verbrenner“, sagt Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. Besonders interessant sei der methodische Ansatz der US-Forscher, die ein komplettes Stromsystem modellierten, anstatt nur Einzelvergleiche zwischen Fahrzeugen zu ziehen. „Damit wird ein realitätsnahes Bild der Energiewende im Verkehr gezeichnet.“

Nur etwa neun Prozent aller Neuzulassungen in den USA entfallen aktuell auf Elektroautos. Aber der Anteil wächst, vor allem in den Megacities an der Ost- und Westküste. Hier ein Chevrolet Bolt eines Carsharing-Anbieters an der Ladesäule. Foto: DepositPhotos.com
Auch Stefan Lechtenböhmer von der Universität Kassel sieht die Ergebnisse als weiteren Beleg: „Über 18 Jahre gerechnet verursachen Verbrenner rund doppelt so viele CO₂-Emissionen wie batterieelektrische Fahrzeuge.“ Der Trend sei eindeutig – und decke sich mit europäischen Analysen.
Strommix entscheidend – aber Vorteil bleibt
Entscheidend für die Klimabilanz bleibt der Strommix, wie auch kürzlich eine Studie des ICCT bestätigte. „In Regionen mit sehr hohem Kohleanteil – etwa West Virginia – kann der Vorteil von E-Autos geringer ausfallen“, betont Peter Kasten vom Öko-Institut Freiburg. „Doch für Deutschland zeigen die Vergleiche dieselbe Tendenz wie in der US-Studie: Dank wachsender Anteile erneuerbarer Energien werden Elektroautos immer klimafreundlicher.“
Auch Petra Zapp vom Forschungszentrum Jülich warnt allerdings davor, die Ergebnisse eins zu eins auf Europa zu übertragen: „Das Modell bildet die US-Stromerzeugung ab. Für globale Klimagas-Emissionen ist das aussagekräftig, lokale Effekte wie Luftqualität sollten aber separat bewertet werden.“
Elektromobilität in den USA nimmt Fahrt auf
In den USA sind inzwischen rund 4,7 Millionen Elektroautos auf den Straßen unterwegs – inklusive Plug-in-Hybride. Ihr Anteil an den Neuzulassungen lag 2023 bereits bei rund neun Prozent und steigt weiter. Unter Präsident Donald Trump wurde die Förderung zwar nicht abgeschafft, aber auch nicht ausgebaut: Die Kaufprämie von bis zu 7.500 US-Dollar blieb bestehen, doch politische Unsicherheit über ihre Zukunft sorgte für Zurückhaltung bei Herstellern und Käufern. Trotzdem gewinnt die Elektromobilität auch jenseits des Atlantiks weiter an Tempo – dank sinkender Batteriepreise, attraktiver neuer Modelle und einem wachsenden Umweltbewusstsein. Trump zum Trotz.