Frachtschiffe mit 80 Metern Länge gibt es in der Küsten-, aber auch Binnenschifffahrt mehr als genug. Betrieben werden sie in der Regel mit Dieselgeneratoren, die zwar sparsam, aufgrund ihres Abgasverhaltens aber allzu oft auch umwelt- und klimaschädlich sind. Kosten und Emissionen senken können diesel-elektrische Hybridantriebe oder Schiffsmotoren, die mit Flüssiggas betrieben werden.
Die „Yara Birkeland“ hingen ist der erste Frachter weltweit, das rein elektrisch fährt. In diesen Tagen nimmt das Containerschiff mit einer Tragfähigkeit von 3.120 Tonnen oder 120 Standard-Containern (TEU) in Norwegen seine Arbeit auf. Eingesetzt wird das Schiff, das als „green vessel“ klassifiziert ist, vom norwegischen Düngemittelhersteller Yara International aus Oslo im Pendeldienst zwischen den Städten Porsgrunn und Brevik in Südnorwegen. 40.000 Lkw-Transporte sollen sich dadurch erübrigen.
Batteriespeicher mit 6,7 MWh Kapazität
Rund 250 Millionen norwegische Kronen, umgerechnet rund 24,7 Millionen Euro kostet der Bau der „Yara Birkeland“ in einer Werft von VARD in Alesund. Angetrieben wird das Schiff mit Grünstrom, der mit Wasserkraft erzeugt wurde. Herzstück des Antriebs ist ein Batteriesystem des Schweizer Herstellers Leclanché mit einer Speicherkapazität von 6,7 Megawattstunden (MWh) – das entspricht in etwa dem Energiegehalt von 130 Tesla-Batterien.
Die 32.640 Lithium-Ionen-Zellen mit hoher Energiedichte wurden in Willstätt in Baden-Württemberg produziert und in der Schweiz zu den 51 Modulen des „Marine Rack-Systems“ zusammengeführt. Platz finden sie auf dem Schiff an mehreren Stellen, so dass beim Ausfall selbst mehrerer Module der Betrieb des Schiffes nicht gefährdet ist. Bis zu 13 Knoten (24 km/h) schnell kann die „Yara Birkeland“ damit fahren – um Strom zu sparen, wird das Schiff im Regelbetrieb allerdings die Geschwindigkeit von sechs Knoten (11,2 km/h) nur selten überschreiten.
In zwei Jahren ohne Steuermann
Aber das Container-Schiff verkehrt nicht nur völlig emissionsfrei, sondern kommt auch ohne Steuerleute aus: Nach einem zweijährigen Probebetrieb soll auf der „Yara Birkland“ ein Computer das Ruder übernehmen und selbständig die Häfen ansteuern. Die Brücke auf dem Vorschiff ist deshalb auch nur temporär installiert – sollte sich der Autopilot im Alltagsbetrieb bewähren, kann sie leicht entfernt werden.