Im Bundesverkehrsministerium in Berlin mögen die Referenten noch weiter am Entwurf für das neue „Gesetz zur Bereitstellung flächendeckender Schnellladeinfrastruktur für reine Batterieelektrofahrzeuge“ (SchnellLG) brüten. Der Energieversorger EnBW schafft derweil zusammen mit „Tank&Rast“ sowie mit der Rückendeckung und finanziellen Förderung durch das Verkehrsministerium des Landes Baden-Württemberg Fakten: Auf dem Gelände der Raststätte „Sindelfinger Wald Süd“ an der Autobahn A8 eröffneten die drei Partner gestern den nächsten Schnellladepark. An insgesamt zwölf Punkten können Elektroautos hier während eines kurzen Stopps mit einer Ladeleistung von bis zu 300 kW Gleichstrom laden. Und dabei wird es nicht bleiben. Wie EnBW-Chef Frank Mastiaux bei der Gelegenheit ankündigte, werde sein Unternehmen den Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter vorantreiben. „Praktisch jeden Tag eröffnen wir neue Standorte.“ Auch ohne SchnellLG.

So sind zeitgleich zu der Anlage im Stuttgarter Süden vier weitere Ladeparks in Betrieb genommen worden: An der A81 an der Raststätte „Hegau West“, an der A6 an den Raststätten Kraichgau Nord und Süd sowie in „Illertal West“ an der A7. Bundesweit betreibe EnBW damit bereits Schnellladestationen an rund 450 Standorten – und an jeder dritten Autobahnraststätte . Bis zum Jahresende werde sich die Zahl auf 1000 Stationen erhöhen. Und bis zum Jahr 2025 werde noch einmal die gleiche Anzajhl hinzukommen, versprach Mastiaux. „Wir sind überzeugt davon, dass engmaschige Lademöglichkeiten die Basis für den Erfolg der Elektromobilität sind.“

Die Deutschland-Karte von Tank & Rast zeigt, an welchen Autobahn-Raststätten heute schon Schnellladestationen für Elektroautos existieren.
Weiße Flecken nur noch im Nordosten
Die Deutschland-Karte von Tank & Rast zeigt, an welchen Autobahn-Raststätten heute schon Schnellladestationen für Elektroautos existieren.

Und das nicht nur in Baden-Württemberg. Wiewohl es hier besonders dynamisch voran geht: Für Verkehrsminister Winfried Hermann von den Grünen sind Schnellladestationen – ob an der Autobahn oder in den Innenstädten – „ein wichtiger Baustein der Verkehrswende.“ Hermann hat deshalb auch das Förderprogramm „Fast Lane BW“ aufgelegt, das den Ausbau der Ladeinfrastruktur finanziell fördert. Ziel sei es, in Zukunft zumindest in Baden-Württemberg alle 20 Kilometer einen mit Gleichstrom betriebenen Schnelllader und alle zehn Kilometer eine AC-Ladestation stehen zu haben.

EnBW kritisiert Schnell-Ladegesetz des Bundes

Schon jetzt stehe das Land, was die Zahl der Ladestationen anbetrifft, bundesweit hinter Bayern an Position 2. Und Hermann ließ in der Gesprächsrunde keinen Zweifel, dass er es in der Disziplin auf den Spitzenplatz abgesehen hat. Ja klar: Am 14. März wird im „Ländle“ eine neue Landesregierung gewählt.

Was das neue SchnellLG der Bundesregierung anbetrifft, zeigten sich beide – Konzernchef wie Minister – distanziert. „Mit Wettbewerb haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagte der Minister. Und der Unternehmenslenker plädierte für einen Ausbauplan nach markt- statt planwirtschaftlichen Aspekten. Hintergrund: Im Gesetzesentwurf der Großen Koalition ist aktuell die Ausschreibung von zehn „Gebietslosen“ vorgesehen, um die sich Unternehmen bewerben sollen. Im Rahmen eines Vergabeverfahrens will das Bundesverkehrsministerium anschließend die Betreiber auswählen. Zudem will sich der Bund das Recht vorbehalten, an den neuen „Bundes-Ladeparks“ nicht nur die technische Ausstattung („mit einer Ladeleistung von mindestens 100 kW“) sondern per Rechtsverordnung auch die Strompreise festzulegen. „Wirtschaftlichkeitslücken in der Markthochlaufphase“ will der Bund etwa durch die Übernahme der Netzanschlusskosten „angemessen ausgleichen“.

Die wachsende Zahl von Elektroautos wird vor allem in den Städten zum Problem, belegen aktuelle Zahlen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Der Verband der Automobilindustrie schlägt bereits Alarm. Laden

Mastiaux: Weg mit Abgaben und Umlagen

Immerhin soll laut Referentenentwurf die „eigenwirtschaftliche Bereitstellung von Schnellladeinfrastruktur“ etwa durch einen Energieversorger wie EnBW zulässig bleiben. Konkurrenz bleibt also erlaubt. Allerdings könnte der staatliche „Preisdeckel“ an den „Bundes-Ladeparks“ dazu führen, das die Geschäftspläne der eigenverantwortlich arbeitenden Anbieter nicht mehr aufgehen, warnte Mastiaux – die Investitionen für Schnellladeparks wie am Sindelfinger Wald wären dann für die Katz‘.

Mastiaux: „Wir haben da andere Ideen.“ Um den Strompreis niedrig zu halten, plädierte der EnBW dafür, die Abgaben und Umlagen auf den Autostrom-Preis abzuschaffen oder zumindest zu reduzieren: „Die machen derzeit etwa die Hälfte des Strompreises aus.“ Zur Orientierung: Aktuell kostet der Strom an den Schnellladern der EnBW einheitlich 49 Cent pro Kilowattstunde (kWh), im Viellader-Tarif (bei einer monatlichen Grundgebühr von 4,99 Euro) 39 Cent.

Rückendeckung für die „Ideen“ des EnBW-Chefs gab es vom grünen Minister: „Die Belastungen auf dem Strompreis müssen sinken.“ In der Diskussion ist unter anderem eine Abschaffung der EEG-Umlage. Bis da neuer Gesetz Rechtskraft erlange, stöhnte Hermann, sei „noch einiges zu tun.“

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