Ferrari – allein bei diesem Namen bekommen viele Autofans Gänsehaut und den nicht enden wollenden Drang, einmal einen Ferrari bewegen zu wollen. Doch egal ob Enzo, F40, 599 GTB oder ein 250 GTO – alle dieser Modelle haben sich zwar auch durch ein einzigartiges Design einen Namen gemacht, doch zumeist machten deren Aggregate den großen Unterschied zur Konkurrenz.
Der Sprung in die Elektromobilität ist daher schwer und für so manchen Kunden nachrangig, denn wohl kein Ferrari ist das einzige Fahrzeug im wohl betuchten Hausstand. Andere Modelle unterschiedlichster Hersteller bevölkern meist die eigene Garage. Und da ist, so hört man, zumeist mittlerweile auch das ein oder andere Elektromodell dabei. Der Ferrari oder bestenfalls die Ferraris stehen dagegen für hoch drehende Acht- oder Zwölfzylinder. Das beflügelt die Emotionen seit Jahrzehnten.
Doch auch Ferrari will, elektrisch werden – in kleinen Schritten und nicht im großen Stil. Das ist eine deutlich zaghaftere Wandlung als die bei Wettbewerber Porsche, der mit seinen viertürigen vollelektrischen Modellen Taycan und Macan längst in der neuen Welt angekommen ist. Porsche hat mit dem 911 T-Hybrid jüngst auch seiner Sportwagen-Ikone einen ersten Stromstoß versetzt. Und Boxster und Cayman werden im nächsten Jahr komplett elektrisch.
Ferrari fährt im „e-Building“ Produktion zweigleisig
Einen anderen Weg schlägt Ferrari am Stammsitz in Maranello ein. Denn auch diese Marke kann sich der Elektromobilität nicht komplett verschließen – der Gesetzgeber lässt ihm keine andere Wahl. Im ersten Schritt wird dazu die Fertigung umgebaut und flexibilisiert. Herz das jüngst eröffnete e-Building ist. Im Unterschied zu anderen Hersteller will Ferrari Fahrzeuge mit unterschiedlichen Antrieben – konventionell und alternativ, mit Verbrenner, teil- und vollelektrisiert – noch eine Weile parallel gebaut werden. Auch, um dadurch variabel auf entsprechende Nachfragen aus den Märkten reagieren zu können.
Im neuen e-Building werden dabei alle elektrischen Bauteile produziert, die bei Technologie und Leistung den Unterschied ausmachen: Hochvoltbatterien, elektrische Achsen und Elektromotoren. Das Gebäude, gestaltet von Architekt Mario Cucinella Architects, entstand mit seiner Fläche von mehr als 42.000 Quadratmetern in den vergangenen zwei Jahren und bietet Platz für 300 Angestellte. Während im Untergeschoss insbesondere die Systemtechnikuntergebracht ist, befinden sich im Erdgeschoss Fahrzeugmontage und Logistik. In der obersten Etage werden ebenfalls Fahrzeug montiert sowie an Motoren an speziellen Komponenten gearbeitet.
Eigenes Solar-Kraftwerk auf dem Dach
Nach Vorbild anderer Autofabriken, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, wurde auch das neue Ferrari-Gebäude auf maximale Energieeffizienz und maximale Vernetzung ausgelegt. So erzeugen zum Beispiel über 3.000 Solarpaneele auf dem Dach in Spitzenzeiten bis zu 1,3 Megawatt Strom. Daher kann der Autobauer sein bisher am Standort in Maranello betriebenes Blockheizkraftwerk zum Ende des Jahres abschalten – die Energieversorgung erfolgt künftig komplett aus erneuerbaren Energien erfolgt.
Ganz neu sind diese Technologien nicht, denn bereits seit dem Jahre 2009 erzeugt Ferrari Strom sowie Warm- und Kaltwasser mit einer eigenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, die vor zwei Jahren um eine Ein-Megawatt-Brennstoffzellenanlage zur Stromerzeugungergänzt wurde. Im vergangenen Jahr produzierten diese beiden Anlagen immerhin zwei Drittel des Energiebedarfs im Werk Maranello, während erneuerbare Ressourcen die restlichen 33 Prozent deckten. Darüber hinaus gibt es eine Regenwassernutzung und 60 Prozent der Energie, die für Batterie- und Motorentests verbraucht wird, kann zurückgewonnen, gespeichert und nochmals genutzt werden.
Der erste Schritt in Sachen Elektromobilität ist getan – jetzt warten alle auf den ersten elektrische Ferrari-Sportwagen.