Der chinesische Autohersteller BYD (Build Your Dreams) sieht sich durch sein Sponsoring der Fußball-Europameisterschaft im Aufwind: „In manchen Ländern hat sich unser Bestelleingang verdoppelt oder sogar verdreifacht“, sagt Stella Li, die im Vorstand des chinesischen Automobilkonzerns für das Europageschäft verantwortlich ist. Die Sichtbarkeit der Marke habe sich deutlich erhöht. Bei Google werde inzwischen doppelt so häufig nach BYD gesucht wie vor der EM, erklärte die 53-Jährige im Interview mit der Autoren-Union Mobilität.

BYD hat in diesem Jahr Volkswagen als Mobilitätssponsor der EM abgelöst. In- und außerhalb der Stadien konnte der größte Elektroautohersteller der Welt so zwischen dem 14. Juni und 14. Juli großflächig für die Marke und seine Hybrid- und Elektroautos werben. Wie sich das in den Verkäufen niederschlug, lässt sich allerdings noch nicht sagen. In der ersten Jahreshälfte hatte BYD in Deutschland 1202 Autos neu zugelassen, davon 425 allein im Juni. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs um 427 Prozent.

Stella Li 
Die 53-Jährige gilt inoffiziell als Nummer zwei bei BYD – direkt hinter Präsident und Gründer Wang Chuanfu. Für das Europageschäft ist sie seit Mai verantwortlich. Zuvor war sie für den Konzern unter anderem in USA tätig.
Stella Li
Die 53-Jährige gilt inoffiziell als Nummer zwei bei BYD – direkt hinter Präsident und Gründer Wang Chuanfu. Für das Europageschäft ist sie seit Mai verantwortlich. Zuvor war sie für den Konzern unter anderem in USA tätig.

Sorge bereiten der 53-jährigen Managerin allerdings die von der EU angedrohten Strafzölle für chinesische Elektroautos. „Zölle sind nicht fair den Konsumenten gegenüber, die das am Ende bezahlen müssen“, sagt Li. Das Unternehmen arbeite aber gemeinsam mit den Händlern an einer Lösung, damit nicht die Kunden die Leidtragenden dieser Entwicklung sind. Soll wohl heißen: Eine etwaige Belastung der Fahrzeugpreise durch die sogenannten Kompensationszölle soll nicht in vollem Umfang an die Autokäufer weitergegeben werden.

Für BYD hat die EU-Kommission wegen der Kooperationsbereitschaft des Unternehmens den günstigsten Strafzoll von 17,4 Prozent vorgesehen. Wettbewerber SAIC, in Europa mit der Marke MG aktiv, soll hingegen mit einem Zusatz-Zoll von 37,6 Prozent zur Kasse gebeten werden.

„Technologiemarke wie Apple“

Das chinesische Unternehmen, das mit drei Millionen „New Energy Vehicles“ im vergangenen Jahr zum weltgrößten Hersteller von Fahrzeugen mit Elektro- und Hybridantrieben wurde, werden die Zölle aber auch deshalb nicht so hart treffen, weil das Unternehmen schon im kommenden Jahr den Markt mit Autos aus einem neuen Werk in Ungarn mit einer Fertigungskapazität für 150.000 Autos bedienen kann. Bis zu zehn Modelle, verriet Li im Interview, lassen sich dort auf einer „Flex-Line“ parallel fertigen, sowohl Batterieautos wie Plug-in Hybride. Ein weiteres Werk in der Türkei soll „spätestens 2026“ in Betrieb gehen.

BYD Dolphin 
Mit dem vollelektrischen Kompaktwagen konkurriert der chinesische Hersteller in Europa unter anderem gegen den VW ID.3 - trotz relativ günstiger Preise ab 32.990 Euro bislang allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Fotos: BYD
BYD Dolphin
Mit dem vollelektrischen Kompaktwagen konkurriert der chinesische Hersteller in Europa unter anderem gegen den VW ID.3 – trotz relativ günstiger Preise ab 32.990 Euro bislang allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Fotos: BYD

Das Unternehmen setzt auch deshalb weiter auf Expansion. Ziel ist an Anteil von fünf Prozent am Geschäft mit Elektroautos. Die Chancen dafür schätzt die Stella Li als gut ein: „BYD wird nicht als eine weitere chinesische Marke angesehen. Wir sind eine Technologiemarke wie Apple“, erklärte die Europachefin selbstbewusst.

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